Trotz allem immer noch die Grösste

Auch wenn dieses Jahr nur noch 370’000 Besucher und 6000 Aussteller erwartet werden und die Ausstellungsfläche sich gegenüber dem Vorjahr um gut zehn Prozent verringert, bleibt die Cebit die grösste ICT-Messe der Welt.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2007/04

     

Messewanderer, die sich auf dem Ausstellungsgelände in Hannover Jahr für Jahr die Füsse wund liefen, werden sich über die Verkleinerung kaum die Augen rot weinen. Die Veranstalter allerdings müssen sich über diese Entwicklung schon Gedanken machen. In den vergangenen Jahren war die Netto-Ausstellungsfläche ständig zurückgegangen: Gegenüber 431’000 m2 liegt sie jetzt noch bei rund 270’000 m2. Parallel dazu ging die Zahl der Aussteller von rund 8100 im Jahr 2001 auf 6000 zurück. Die Cebit spürt die Konkurrenz der grossen Unterhaltungselektronik-Messen wie der CES in Las Vegas und der IFA Berlin.
Nokia, Motorola, Benq und LG haben sich abgemeldet. Apple stellt entgegen anderslautenden Gerüchten nicht aus und nimmt auch nicht an der Sonderschau «Lifestyle@Cebit» teil.
Bereits für dieses Jahr hatte der chinesische PC-Hersteller Lenovo seine Teilnahme abgesagt, und bei den Druckerriesen fehlt neben Canon und HP auch Konica Minolta. Messe-Vorstandsmitglied Ernst Raue stellt einen «Wandel im Hightech-Markt» fest, zu dem vor allem ein steigender Kostendruck zähle. Ausserdem könnten die Töchter der ausländischen Konzerne oft nicht mehr selber bestimmen, ob sie an der Cebit teilnehmen wollten.

Wichtiger Branchentreff

Der deutsche IT-Branchenverband Bitkom mäkelte ebenfalls an der Cebit herum und verlangte weniger Chilbiatmosphäre: «Die Cebit ist keine Spiele- und Unterhaltungsmesse, sondern eine Businessveranstaltung.» Bereits im nächsten Jahr will die Deutsche Messe AG der Kritik Rechnung tragen. Sie hat einen «Paradigmenwechsel» angekündigt, mit dem der Besucherschwund – sprich Schwund an Fachbesuchern – gestoppt werden soll. Dieses Bemühen drückt sich nicht zuletzt darin aus, dass die Cebit 2008 von Dienstag bis Freitag stattfinden wird, statt wie noch in diesem Jahr von Donnerstag bis Mittwoch. Wochenend-Cebit-Fahrer haben dieses Jahr die letzte Gelegenheit, sich auf der Messe auszutoben. Weniger Rummel wird es aber wohl bereits in diesem Jahr geben – auch ohne strategische Neuausrichtung. Mit Motorola, Benq, Nokia und Shuttle fehlen Unternehmen aus dem Consumer-Bereich, die in den letzten Jahren vor allem für Glanz, Glitzer und Lautstärke gesorgt hatten. Trotzdem ist die Cebit immer noch die grösste IT-Messe der Welt und ein wichtiger Branchentreff. Im letzten Jahr kamen immerhin annähernd ein Viertel der Besucher aus dem Ausland und der Fachbesucheranteil lag laut Messestatistik bei 85 Prozent. Zumindest diesen Stand möchte man wieder erreichen.

Enterprise Content Management

Entsprechend bildet der Bereich Business Processes den wichtigsten Schwerpunkt und belegt nicht weniger als sieben Hallen. Neben Angeboten und Lösungen aus den Bereichen «Information und System Management» und «Enterprise Applications» stehen die aktuellen Trendthemen im Mittelpunkt. Laut Veranstalter besteht beim Thema Enterprise Content Management grosse Nachfrage nach Lösungen und Best-Practice-Beispielen. Zudem gibt es erstmals eine Plattform zum Thema Web Content Management. Neben klassischen Content-Themen wie Effizienz im Redaktionsprozess, Mehrsprachigkeit und Multi-Site-Management stehen auch neue Aspekte wie die Steigerung der Web Customer Experience, die Unterstützung der Business Collaboration oder die Umsetzung von Web2.0-Konzepten im Programm. Die Verleihung der Best-Practices-Awards sowie die Präsentation einer speziellen Branchen-Studie bilden die Highlights im Programm der «Content Management Arena».

Serviceorientierte Architekturen

Das Thema Serviceorientierte Architekturen (SOA) wird in dem neu geschaffenen Ausstellungsbereich «SOA World» präsentiert. Auf einem Aussteller-Gemeinschaftsstand können sich Fachbesucher über die verschiedenen Facetten von SOA informieren. Ein Kongressforum und eine begleitende Fachausstellung mit Produkten und Dienstleistungen veranschaulichen, wie sich über eine SOA-Infrastruktur bestehende IT-Systeme integrieren lassen und wie sich SOA-basierende IT-Landschaften verwalten und steuern lassen. Zu den Anbietern gehören unter anderem Oracle, SAP und IBM.

Customer Relationship Management

Der Bedeutung von Customer Rela­tionship Management (CRM) will die Cebit mit einem eigenen Themenbereich Rechnung tragen. Zentrale Anlaufstelle ist die neu geschaffene «CRM-Arena», in der alle Aspekte des IT-gestützten Kundenmanagements diskutiert und von verschiedenen Anbietern präsentiert werden. Ziel der neuen Plattform mit integriertem Vortragsprogramm ist es, sich als Treffpunkt für IT-Fachleute, Marketingspezialisten, Hersteller und Anwender zu etablieren. Auf einem Gemeinschaftsstand und bei einem siebentägigen Kongress-Forum der CRM-Arena präsentieren sich CRM-Anbieter und -Dienstleister mit Produkten, Strategien, Konzepten und Trends bei der Kundenbeziehung.

Open Source

Lösungen aus der Welt der freien Software gewinnen nach wie vor an Bedeutung. Wie der Pinguin hat sich auch der Linuxpark in den vergangenen Jahren als feste Grösse etabliert. Insgesamt präsentieren dieses Jahr über 30 Aussteller ihre Produkte, darunter Red Hat, Openxchange, IBM und Digitec. Red Hat hat seine Standfläche in diesem Jahr von 48 auf 96 m2 erweitert und stellt dort Red Hat Enterprise Linux 5 vor. Openxchange zeigt mit Partnern Lösungen zur Integration von Openxchange-Servern in bestehende IT-Landschaften. Im Linuxforum, das den Mittelpunkt des Linuxparks bildet, berichten internationale Experten aus der Linux- und Open-Source-Szene von ihren Erfahrungen und Plänen. Erstmals werden die Vorträge live im Internet übertragen.

RFID

Im Auto ID/RFID Solutions Park sind rund 90 Unternehmen, darunter Siemens und Airbus, vertreten. Hier werden Lösungen aus der Konsumgüterindustrie, Automobilherstellung, Luftfahrtindustrie, dem Gesundheitssektor und der Pharmaindustrie dargestellt. Im Bereich Aviation kann ein Kabelbaum des neuen Grossraumflugzeugs A380 bestaunt werden. Im Themenbereich Automotive erwartet den Besucher ein BMW, an dem der Einsatz von Auto-ID/RFID-Technologien erläutert wird. Über neue Technologien für die Waren-Rückverfolgung und für Lieferprozesse können sich interessierte Besucher im «Tracking&Tracing-Theater» informieren.


Im Fokus: Der Mittelstand
Im Forum Mittelstand bietet die Cebit mit Podiumsdiskussionen, Interviews und Vorträgen ein umfangreiches Programm an IT- und Kommunika­tionslösungen für KMU. Gleich neben dem Forum präsentieren sie in der Sonderausstellung «Cebit Business Solutions» Software-Lösungen für KMU wie Finanzbuchhaltung, Warenwirtschaft, Export- und Versandabwicklung und Leasing-Software, zudem Lösungen zum Wissensmanagement, zum Dokumenten-Management, zur Archivierung von Daten und Workflow-Systeme.

Planet Reseller

Planet Reseller – der Wiederverkäufern, Lieferanten und Branchenverbänden vorbehaltene Bereich – ist laut Veranstalter nochmals gewachsen. 10’000 m2 umfasst die Ausstellungsfläche dieses Jahr, auf der sich über hundert Aussteller präsentieren. Dabei stehen die Kontakte zu den Handelspartnern im Vordergrund. Wie Messevorstand Raue sagt, erwies sich Planet Reseller in den letzten Jahren als «ein Hotspot für den Handel», dessen Bedeutung allein schon daran zu erkennen sei, dass Aussteller wie Acer, COS oder Terra Tec bereits seit Beginn mit dabei seien. Für den 16. März ist eine Jubiläumsparty zum fünfjährigen Bestehen von Planet Reseller angekündigt.

Future Parc und schöner leben

Ebenfalls seit einigen Jahren gibt es den Future Parc, wo Hochschulen, Forschungseinrichtungen und alle wichtigen deutschen Forschungsin-stitute, aber auch Spin-offs und Start-up-Unternehmen die Vorläufer der nächsten Generationen von ITC-Produkten vorstellen. Im Mittelpunkt steht das Kommunikationsforum ­Future Talk mit Vorträgen, bei denen es um Themen wie Future Computing, Quanten-Computing, Mensch-Technik-Interaktion, künstliche Intelligenz, virtuelle Realität, vernetzte Welten, GRID-Technologien, mobiles Internet und 3-D-Displays geht. Während im Future Parc im «Smart Textile Village» Jacken mit Bluetooth-Handy-Freisprechanlage, Taschen mit Solarzellen, Rucksäcke mit Kameras, ­
T-Shirts mit Temperaturmessung gezeigt werden, sind im Bereich Lifestyle@Cebit Arbeits- und Lebens-­Szenarien installiert. Hier werden Entwicklungen verschiedener Hersteller kombiniert, etwa um das Raumlicht über das Handy zu steuern oder eine Wohnung via Internet mit TV und Musik zu versorgen. Der Bereich Digital Living gibt einen Ausblick in die Einbindung der Unterhaltungs-Elektronik in den Alltag. Mit Hilfe neuer WLAN-Standards, Breitband-Internet via HSDPA und Bluetooth wird Fernsehen schnurlos in der ganzen Wohnung abgerufen und E-Mails werden mit dem PDA synchronisiert.
Bei den Gamern heisst es: Action statt Mausklicks. Neue Eingabegeräte lassen Zocker auf Bälle treten oder vor der Kamera herumhüpfen. Zudem wollen die Hersteller erkannt haben, dass Gamer viel Wert auf das Erscheinungsbild ihrer Geräte legen: Sie zeigen veredelte Design-TFTs und aufgepeppte PC-Gehäuse. Am 19. März will der Secu­rity-Anbieter G-Data seinen Stand mit dem Blödelbarden Guildo Horn «zum Beben bringen». Das war es wohl, was der deutsche Branchenverband mit der Forderung nach «Mehr Business, weniger Rummel» meinte.

Mehr als eine Messe

Die Cebit war in ihrem Selbstverständnis mehr als nur eine ­Messe. Bereits am Tag vor der ­Eröffnung treffen sich Führungs­kräfte beim ­Cebit Summit. Im Mittelpunkt der Diskussion stehen Strategien für das Innovations- und Business-­Management sowie Lösungen für die digitale Welt. Erstmals findet
ein Gipfeltreffen der Minister für ­Informations- und Telekommunika­tionstechnik der Mitgliedsstaaten der EU statt. Im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft lädt Bundeswirtschaftsminister Michael Glos die ICT-Minister am 15. März zu einer Konferenz auf das Messegelände ein. Themenschwerpunkte sind Mobile TV und Roaming in ­europäischen Mobilfunknetzen. Die neue internationale Kongressmesse Telehealth läuft parallel zur Cebit und informiert am 19. und 20. März im Convention Center über telemedizinische Technologien und Anwendungen. (fis)

Cebit Hannover

15. 03. bis 21 .03. 2007
jeweils 09.00 bis 18.00 Uhr

Tageskarte
im Vorverkauf 33 Euro
an den Tageskassen 38 Euro
Dauerkarte
im Vorverkauf 71 Euro
an den Tageskassen 81 Euro
Die Cebitt Tickets gelten gleichzeitig als Fahrkarten im Grossraum-­Verkehr Hannover.

Vorverkauf Schweiz:
Novafair AG
Sägeweg 2
CH-8166 Niederweningen
Tel.: (+41 44) 85 7 10 00
Fax: (+41 44) 85 7 10 05
E-Mail: info@hf-switzerland.com

Kataloge unter: http://www.Cebit.de/katalog (€ 26,50 + Porto)


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