Der Bewegliche - Daniel Seeger, Avanade

Daniel Seeger war der erste Schweizer Mitarbeiter der hiesigen Avanade-Niederlassung. Als Business Development Executive soll er helvetische Projekte für den Systemintegrator an Land ziehen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2007/12

     

Daniel Seeger, Verkaufschef von Avanade Schweiz, sitzt gelassen in seinem Glasbüro im Zürcher Technopark. Neben dem Eingang hängt ein selbstgebastelter Briefkasten aus Pappkarton für den Postausgang. «Man muss ja nicht sinnlos Geld verschwenden», sagt er und lacht. Das Office diene nur als Rückzugsort für administrative Aufgaben. Die meiste Zeit ist er auf Achse, um neue Projekte für den Systemintegrator zu akquirieren. Avanade ist ein im Jahr 2000 gegründetes Joint-venture von Accenture und Microsoft. Mit seinen 6000 Experten setzt das Unternehmen bei der Umsetzung der Leistungen hundertprozentig auf die Microsoft-Plattform. Avanade Schweiz wurde vor zwei Jahren geboren, Seeger im November 2005 an Bord geholt.

Der Weg zum Service

Nach seiner kaufmännischen Ausbildung bei IBM hat sich Seeger im zweiten Bildungsweg zum diplomierten Betriebsökonom weitergebildet. Innerhalb von Big Blue wechselte er in die Verkaufsorganisation. Rund sieben Jahre hatte er dort mit Gross­systemen zu tun. Später legte er sich neben seinem Hardware-Wissen im Software-Bereich ein zweites Standbein zu. Seeger wechselte zur damaligen IBM-Tochter Lotus, wo er innerhalb von fünf Jahren als Key Account Manager und später als Leiter Sales Operations für den Auf- und Ausbau des Schweizer Standorts mitverantwortlich war. «Ich hatte im Hardware-Bereich Erfahrungen gesammelt und wusste im Software-Bereich Bescheid, was fehlte war der Service-Bereich», sagt er. Erste Teilverantwortungen im Dienstleistungs-Bereich hatte er denn auch auf Zwischenstationen bei Siebel Systems und später Unisys inne, wo er als Client Executive die Beratung von Kunden aus der Versicherungs-, Pharma- und Detailhandelsbranche im Geschäftsbereich Systems & Technology verantwortete.

Die spannende Komponente

Bis 2005 wurden Schweizer Avanade-Kunden aus Deutschland und zum Teil aus England bedient. Heute werden die meisten Projekte mit Schweizer Mitarbeitern geliefert, gegenwärtig sind etwa ein Dutzend von weltweit 2000 Projekten parallel in Arbeit. Genaue Zahlen mag Seeger nicht nennen, auch nicht zum Umsatz. «Bei amerikanischen Unternehmen ist das immer kompliziert», sagt er. Seit 2006 sind jedenfalls erste Schweizer Berater - alle mit Microsoft-Background - mit von der Partie. «Man muss das Personal in Einklang mit den vorhandenen Projekten bringen. Momentan wachsen wir um zwei bis drei neue Mitarbeiter pro Quartal.» Der weltweite Umsatz lag zuletzt bei einer halben Milliarde Dollar. Die durchschnittliche Wachstumsrate liegt bei 50 Prozent über die letzten fünf Jahre. «In diesem Wachstums-Bereich bewegt sich auch die Schweiz», so Seeger.
Im Service-Bereich habe es eine sehr spannende Komponente, schwärmt er. «Bei einem Produkt sind Sie abhängig davon, was Ihnen zur Verfügung gestellt wird. Am Produkt selbst können Sie im Grunde nichts ändern.» Im Dienstleistungs-Bereich hingegen müsse man auf individuelle Kundenbedürfnisse eingehen, ihre Eigenheiten und Unterschiedlichkeit im Vergleich zu anderen Kunden erkennen, um massgeschneiderte Lösungen anbieten zu können. «Eine Projektarbeit ist dynamisch, man muss jederzeit flexibel auf die gegebenen Umstände reagieren.»
Schränkt die ausschliessliche Konzentration auf die Microsoft-Plattform nicht auch ein? «Wir sind nicht ein­geschränkt, sondern fokussiert. Wir konzentrieren uns bewusst auf die Microsoft-Technologie. Im Unterschied zu Anbietern mit breiterer Aufstellung haben wir ein klares Profil mit dem Anspruch, in unserem Tätigkeitsfeld höchste Qualität zu liefern.»
Die Avanade-Projekte lassen sich in zwei Kategorien einteilen: Zum einen Infrastruktur-Projekte wie Plattformwechsel (Mail-Systeme, Security, ­Directory Softwareverteilung usw.), zum anderen massgeschneiderte ­Lösungen in den Bereichen BI, Portallösungen, ERP, CRM, SAP Collabora­tion oder Neuentwicklungen mit .Net.

Herausforderungen

Die Marke Avanade ist noch nicht sehr bekannt im Schweizer Markt. Für ihn ginge es im täglichen Kontakt mit Kunden darum, das klare Profil von Avanade zu vermitteln und die Vorteile der Fokussierung auf die Microsoft-Technologie aufzuzeigen, sagt Seeger. «Als Avanade die Niederlassung in der Schweiz eröffnete, hatten wir eine Hand voll Kunden in und um Zürich. Mittlerweile konnte ich die Kundenbasis vervielfachen und wir sind heute vom Bodensee bis zum Genfersee tätig.» Seegers erste ­Monate waren nur durch Akquisitions­tätigkeit geprägt, heute bekommt er zunehmend auch direkte Anfragen. «Das Wachstum bringt nun die nächsten Herausforderungen, nämlich die optimale Planung unserer Consulting-­Kapazitäten.» Einerseits möchte Seeger eine möglichst hohe Auslastung seiner Berater, was sich positiv auf die Kostenstruktur und damit auf die Wettbewerbsfähigkeit auswirke, andererseits aber auch grosse Flexibilität bewahren, um die immer kurzfristigeren Anfragen der Kunden möglichst sofort befriedigen zu können. «Das richtige Gespür, hier die Balance halten zu können, ist ein entscheidender Erfolgsfaktor.» (sk)

Daniel Seeger

Daniel Seeger (48) ist verheiratet und Vater einer 14jährigen Tochter und eines 16jährigen Sohnes. SeinBerufs- und Privatleben unterscheide sich stark: «Im Geschäfts­leben gibt es Regeln, Prozesse, ­Abläufe, innerhalb denen man sich bewegen und einfügen muss. Man muss besonnen sein, muss planen», sagt er. «Im Privaten habe ich einigermassen Freiheiten, da bin ich spontan, viel pragmatischer, unternehmungslustig.» Seeger treibt viel Sport: er joggt, wandert, fährt Ski, Mountainbike und Inlineskates, schwingt sich auch mal in einen Heissluftballon, ein U-Boot oder auf einen Katamaran. «Ich liebe die Abwechslung», sagt er. Das sei auch der Grund, weshalb er keinem Verein beigetreten sei. Das sei ihm zu einseitig. Ein Hobby aber, das immer bleiben werde, sei das Bergwandern und Klettern. Gemeinsam mit seinem Sohn hat er vor zwei Jahren mit Eispickel, Stirnlampe und Steigeisen das Weissmies im Wallis, seinen ersten Viertausender, bestiegen. Seither macht er jährlich drei bis vier solcher Bergtouren.
Seeger bewundert zielgerichtetes Handeln. Wenn er sich mit einem Wort beschreiben müsste, würde er sich als beharrlich bezeichnen. «Das sagt zumindest meine Frau», lacht Seeger. Ein Traum, den er sich noch erfüllen will: «Vielleicht genehmige ich mir später mal ein richtiges, grosses Tourentöff, mit dem ich zusammen mit meiner Frau für mindestens ein halbes Jahr quer durch Europa und die USA fahren kann.»


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