Mit der Übernahme der Actebis-Aktivitäten wird
Tech Data nicht seinen Umsatz eins zu eins um den von
Actebis steigern können. Darüber sind sich nicht nur Branchenkenner einig. «1 und 1 gibt bei Übernahmen dieser Grössenordnung nie 2, sondern oft 1,5 oder 1,6 - wenn man sehr gute Arbeit leistet vielleicht mal 1,7 und ganz selten 1,8», sagte mir Actebis-Chef Hans-Peter Weiss anlässlich des Verkaufs. Klar, weshalb hätte er sonst ein Massenentlassungsverfahren eingeleitet? Auch wenn er die Zahl nicht bestätigen wollte, aber es ist damit zu rechnen, dass ca. die Hälfte der rund 100 Actebis-Mitarbeitenden ihren Job verliert. Tech-Data-Chef Manfred Steinhardt rechnet denn auch mit einem konsolidierten Umsatz von 750 bis 800 Mio. Franken,
Also einen hohen zweistelligen Millionenbetrag weniger, als die beiden Firmen heute gemeinsam erwirtschaften.
Die Konkurrenz von Tech Data zu nennen, Also und Ingram insbesondere, werden sich die Hände reiben und die Actebis-Kunden zu ködern versuchen. Denn in solchen Situationen überdenken diese ihre Lieferantenbeziehungen, schliesslich wollen sie nicht, wenn sie denn schon müssen, nach kurzer Zeit wieder neue aufbauen. Einen besseren Zeitpunkt, um Kunden abzuwerben, kann man sich kaum vorstellen. Weiter ist damit zu rechnen, dass Tech Data einen Teil der Verträge mit kleineren Herstellern nicht übernehmen wird. Ein erstes Beispiel gefällig: An der Distrubution der technisch hochstehenden Mirai-Displays war «Tech» nicht mehr interessiert. Von der Situation profitieren werden jetzt Komponenten-Distributoren und Spezialisten, die am Vertrieb von Nischenprodukten interessiert sind.
Vor ziemlich genau einem Jahr gab es ähnliche Situationen, allerdings in einer leicht anderen Grössenordnung:
Brack Electronics übernahm die Schweizer Niederlassung der serbelnden COS-Distribution. Geschäftsführer Roland Brack vermeldete letzte Woche seine Zufriedenheit über die abgeschlossene Integration. Ob Steinhardt in einem Jahr ebenso zufrieden sein wird?
Markus Häfliger
Chefredaktor