Die Absicht bestand schon lange, doch plötzlich ging alles ganz schnell: Mitte Juli verkündete der Stuttgarter Infrastruktur- und Lösungsanbieter
Magirus den Verkauf seiner Enterprise Infrastructure Division an den amerikanischen Distributor Avnet. Die Division vertreibt Server- und Storage-Systeme von
Hewlett-Packard und
IBM in Deutschland, der Schweiz, Österreich, Grossbritannien, Italien, Dänemark und dem Mittleren Osten. Die Übernahme soll im Falle der Zustimmung durch die Wettbewerbsbehörden Anfang Oktober 2007 abgeschlossen werden.
Für Magirus bedeutet diese Portfoliobereinigung einen erheblichen Schnitt: Es wechseln nicht nur 140 Mitarbeitende zu
Avnet, auch mehr als die Hälfte des Umsatzes wird veräussert. Die Magirus-Gruppe wird damit noch etwa 300 Mio. Euro schwer sein. Die Stuttgarter wollen sich auf das zukunfts- und margenträchtigere IT-Solution-Geschäft konzentrieren. Dabei sollen die freigewordenen Mittel auch für weitere Akquisitionen eingesetzt werden. (Vor einem Jahr kaufte Magirus den Security Distributor
Allasso.)
Halbierter Umsatz in der Schweiz
In der Schweiz fällt der Umsatzrückgang gar noch heftiger aus. Laut Magirus-Schweiz-Chef Beat Bitzi (Bild) macht die betroffene Sparte hierzulande zwischen 65 und 70 Mio. Franken Umsatz. Nach dem Verkauf wird der Schweizer Ableger noch zwischen 25 und 30 Mio. Franken umsetzen. «Damit wären wir wieder gleich gross wie vor rund sieben Jahren, als ich bei
Magirus angefangen habe», so Bitzi. Stören tue ihn dies aber nicht, es sei lediglich eine neue Herausforderung, die er anpacken wolle.
In der Schweiz sind 12 Mitarbeitende vom Verkauf betroffen. Sie alle werden jedoch von
Avnet übernommen und unter den gleichen Bedingungen weiterbeschäftig. «Weh tut mir eigentlich nur der Verlust dieser Mitarbeiter», antwortet der Manager auf Anfrage von IT Reseller.
Eines steht fest: Magirus Schweiz will den bisherigen Erfolg fortsetzen, und Beat Bitzi arbeitet schon am neuen Business-Plan. In den verbleibenden Bereichen Security, Virtualisierung, Open Source, Storage-Management, IT-Management und Intelligent Network liegen Wachstumsraten um die 25 Prozent pro Jahr drin, ist Bitzi überzeugt. «Damit wären wir in fünf bis zehn Jahren umsatzmässig wieder auf dem heutigen Niveau.»
«Zusammenarbeit, wo immer möglich»
In den nächsten sechs Monaten ändert sich sowohl für die Angestellten als auch für die Partner wenig. Für
Avnet bedeutet der Kauf nahezu eine Verdoppelung der Mitarbeiterzahl, und bis für die sprunghaft gewachsene Firma ein neues Quartier gefunden werden kann, bleiben die Leute in den Magirus-Büros. «Unsere Kunden haben die gleichen Ansprechpartner und unsere Mitarbeiter die gleiche Arbeit», beschreibt Bitzi die Situation.
Avnet sei genau die richtige Firma, um das Infrastrukturgeschäft von Magirus weiterzuführen, so der Tenor aus Stuttgart. Man wolle deshalb, wo immer möglich und sinnvoll, die Produkte beider Unternehmen gemeinsam vermarkten. «Unsere Partner profitieren sowohl im Infrastruktur- wie auch im Lösungsbereich von einer fokussierteren Betreuung», äussert sich Magirus-Vorstandschef Fabian von Kuenheim.
Bisher gab es auch in der Schweiz jedenfalls keine negativen Rückmeldungen seitens der Partner. Nicht zuletzt auch deshalb, weil der Lösungsanbieter betont, auch weiterhin am indirekten Vertriebskonzept festhalten zu wollen. «Der Verkauf ist aufgrund der veränderten Marktsituation richtig. Vielleicht profitieren ja sogar unsere Mitbewerber von etwas höheren Margen, wenn ein Konkurrent wegfällt», so Bitzi. (mag)