Die IT-Branche profitiert von der allgemein prosperierenden Wirtschaft. Im Unterschied zur Zeit vor zehn Jahren können Unternehmen heute nur in seltenen Fällen zweistellige Zuwächse verzeichnen, und selbst hohe einstellige Wachstumsraten sind eher selten. Anständig wachsen können heute die wenigsten aus eigener Kraft, und auch durch anorganisches Wachstum wird es für viele schwierig, weiter an Grösse zuzulegen und an der Börse damit Stärke zu zeigen.
Dennoch häufen sich in der kürzlichen Vergangenheit wieder Meldungen von Firmenübernahmen, sowohl von kleinen als auch von grossen. Jüngste Beispiele sind
SAP, die sich
Business Objects einverleiben will, und
Oracle mit Bea Systems. Letztere will zwar von ihrem Bräutigam nichts wissen. Doch wer in der Vergangenheit beobachtet hat, wie Oracle-Chef Larry Ellison seinen potentiellen Willen bei der Brautschau in tatsächliche Potenz umsetzt, wagt zu bezweifeln, dass Bea nicht doch früher oder später zur grossen Oracle-Familie gehören wird.
Über den Sinn und Unsinn solcher Übernahmen kann man geteilter Meinung sein. Zum einen spielen sicher börsentechnische Überlegungen eine Rolle, von den persönlichen Befriedigungen gewisser Wirtschaftsbosse einmal ganz abgesehen. Viel sinniger scheint mir doch die vor zwei Jahren erfolgte Übernahme der Schweizer VoIP-Firma Mediastreams.com durch
Microsoft, die wohl vor allem in der Schweiz für Aufmerksamkeit gesorgt hat. Heute wird das Gedächtnis wieder aufgefrischt, und zwar anlässlich des eben erfolgten Launch der Unified-Communications-Produkte von Microsoft.
Dass beispielsweise eine VoIP-Zentrale in Office integriert wird, macht für den Nutzer grossen Sinn. Für Microsoft bedeutet die Übernahme und damit die Integration der Schweizer Technologie in die Standard-Angebote einen Meilenstein in der Unternehmensgeschichte. Für die herkömmlichen PBX-Hersteller dürfte im KMU-Umfeld die Übernahme der kleinen Firma aus Zürich der Anfang vom Ende ihrer Bedeutung in grossen Märkten bedeuten.
Markus Häfliger
Chefredaktor