Vobis Schweiz: «Superstores» und Internet

Die lange Ungewissheit um die Zukunft haben Vobis Schweiz geschadet. Jetzt nimmt der Vobis-Schweiz-Chef Peter Scheiwiller einen neuen Anlauf. Mittelfristiges Ziel ist ein Börsengang.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 1999/17

     

Nach offensichtlich langwierigen Verhandlungen hat nun auch Vobis Schweiz neue Besitzer. Zusammen mit einer ungenannten «internationalen Investorengruppe» hat das Management den PC-Retailer übernommen. Die Schweizer Vobis-Niederlassung bildet im Verbund mit Vobis Italien, Österreich und Polen eine internationale Gruppe mit einer gemeinsamen Einkaufsorganisation.
Die ehemalige Besitzerin Metro hat Vobis an die neu gegründete Holding Vobitech N.V. mit Sitz in Holland verkauft. Teilhaber an der Holding sind das Management der jeweiligen Ländergesellschaften und eine Grossbank, wobei die Mehrheit gemäss Peter Scheiwiller, Leiter von Vobis Schweiz und Mitaktionär der neuen Gruppe, beim Management liegt.

«Keine Sorgenkinder mehr am Hals»

Scheiwiller sieht in der neuen Gruppe viel Potential: «Wir haben die profitabelsten Ländergesellschaften mit allen Marken- und Namensrechten erworben. Polen hat ein enormes Wachstumspotential. Und wir haben keine Sorgenkinder mehr am Hals.» Mit den «Sorgenkindern» ist die Vobis-Kette in Deutschland gemeint. Mit der Einkaufsgemeinschaft habe man genügend Einkaufsgewicht, um preislich mit allen Konkurrenten mitzuhalten. Eines der ersten Ziele der neuen Gruppe wird es sein, ein gemeinsames Warenwirtschaftssystem zu installieren und so Synergien zu nutzen.

«Superstores» statt Migros

Bereits seit diesem Frühjahr ist bekannt, dass der Kooperationsvertrag mit Migros aufgekündigt wurde. Bis Ende Jahr werden sämtliche Vobis-Filialen in den Migros-Geschäften geschlossen. Das neue Konzept heisst «Superstores». Gemäss Peter Scheiwiller will Vobis hierzulande mit etwa zehn dieser 600 bis 1000 Quadratmeter grossen Läden an den bisherigen Standorten auftreten. Ob bestehende, kleinere Läden in den gleichen Orten dann geschlossen werden sollen, hängt davon ab, wieweit sich die Filialen kannibalisieren. In Zürich zum Beispiel kann sich Scheiwiller durchaus vorstellen, gleichzeitig einen «Superstore» in Zürich-West und einen kleineren Laden in der Innenstadt zu betreiben. Am 17. November wird ein Superstore in Emmenbrücke eröffnet, St. Gallen folgt Ende Oktober.

Konkurrenz zu Mediamarkt

Mit den «Superstores» will die neue Vobis mit den Grossmärkten mithalten. Scheiwiller: «Wir konkurrieren klar den Mediamarkt, aber wir haben vom Kunden her gesehen ein anderes Konzept. Wir sind die Spezialisten im Computerbereich und bieten trotz lukrativen Preisen mehr.»
Das Lager der Einkaufsgemeinschaft soll ein reines Durchgangslager werden. Peripheriegeräte werden direkt bei den Herstellern eingekauft und dann möglichst schnell in die Ländergesellschaften verschoben.
Die «Highscreen»-Computer werden bis heute exklusiv von der ehemaligen Schwesterfirma Maxdata gebaut, doch das soll nicht für immer so bleiben. Scheiwiller: «Wir bauen eine Second Source auf. Das kann jeder OEM-Hersteller sein, zum Beispiel Fujitsu oder auch Ingram.» Marken-Computer seien neben der Eigenmarke schwer zu verkaufen, aber Scheiwiller will nicht ausschliessen, dass auch Markengeräte in die Vobis-Regale kommen. In Deutschland zum Beispiel verkauft Vobis auch IBM-PCs.

Ziel: 15% Umsatz per Web

Neben den Superstores soll das Web zu einem starken Verkaufsstützpunkt werden. Scheiwiller plant, 15% des Umsatzes über die eigene Site zu generieren. Weniger Gewicht legt der Vobis-Schweiz-Chef auf die «Professional Services». Scheiwiller: «Wir machen das Business-to-Business-Geschäft zu einem kleineren Teil. Wir sind stark im reinen Verteilen von Geräten. Aber wir könnten Retailer beliefern – warum nicht die Migros?»
Scheiwiller gibt zu, dass die Verkäufe seiner Kette 1999 rückläufig waren. Einerseits sei die generelle Marktsituation im Home-Bereich der Grund, andererseits habe das Hin und Her um die Gruppe einige Konsumenten verunsichert. Zudem hätten sich gewisse Unternehmensentscheide verzögert. Mehr erwartet Scheiwiller vom kommenden Jahr: «Mit den Neueröffnungen und der zurückgekehrten Dynamik werden wir die Umsätze im nächsten Jahr wesentlich mehr steigern als der Markt.» Ein zusätzlichen Impuls sei auch von der Einführung von Windows 2000 zu erwarten.

Vobis (Schweiz) AG: Erweiterte Geschäftsleitung


Der bisherige Direktor von Vobis Schweiz wird neu Delegierter des Verwaltungsrates. Markus Fleischmann ist Finanzchef, Bruno Anderegg Leiter Einkauf und Edith Koster die Leiterin Konsumentenservice und Personal. Die neue Unternehmensstruktur habe keinen Personalabbau zu Folge, so Vobis. (hc)


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