Die Cebit war noch nicht einmal zu Ende, da wurde schon ein Schuldiger dafür gesucht, dass die Besucherzahlen Jahr für Jahr schrumpfen und die weltgrösste IT-Messe ständig an Quadratmetern verliert. Man könnte dazu neigen, die globale Erderwärmung dafür verantwortlich zu machen. Die Orbit-iEX hatte es im letzten Jahr vorbildlich vorgemacht und kurzerhand Petrus persönlich wegen den im Mai bereits hochsommerlichen Temperaturen die Schuld für den Besucherrückgang in die Jesuslatschen geschoben.
Bei der Cebit hatte es die Wetterlage im letzten Jahr noch gut mit den Veranstaltern gemeint: Hannover war im Dauerregen fast ersoffen, was nur an schmelzenden Eisbergen und renitenten, umweltschädigenden Eisbären liegen konnte. Die Erde schrumpft und mit ihr die Cebit - eine logische Schlussfolgerung also?
Mittlerweile sind Eisbären aber zum gewinnbringenden Lieblingstier der Deutschen avanciert, und auch das Wetter hat heuer durchgehalten: Emma kam einfach zu früh. Zum Glück herrscht bei den Germanen derzeit eine streikfreudige Stimmung. Nach streikbedingtem Ausfall von Trams und Bussen hatte die Gewerkschaft mit weitaus grösserem Erfolg den Flughafen lahmgelegt. Kurz: Die Anreise an die Cebit funktionierte, doch danach hing so mancher Besucher fest. Böse Zungen behaupten gar, die Streiks seien eigens dafür organisiert worden, um abreisewilligen Gästen einen längeren Messebesuch zwangsweise zu verordnen. Und wenn das niemand glaubt, könnte die Messeleitung immer noch behaupten, die Besucher wären wegen der Streiks erst gar nicht nach Hannover angereist.
Vielleicht mag auch manch männlicher Experte das Weite gesucht haben, weil er darüber enttäuscht war, anstatt des Model-Körpers von Carla Bruni an der Seite von Ehrengast Nicolas Sarkozy das eher sauertöpfisch dreinschauende Gesicht von Angela Merkel vorgefunden zu haben. Vielleicht haben derartige Mammut-Messen mit immergleichen Fokus-Themen aber auch einfach ausgedient. (Susann Klossek, Redaktorin)