Er leitet mit seinen 38 Jahren den wohl traditionsreichsten Schweizer IT-Dienstleister: Oliver Schalch, der vor knapp zwei Jahren als Chief Operating Officer zu
PC-Ware Systems, der damaligen Bison Systems geholt wurde, um bei der Systemhaussparte die Struktur unter die Lupe zu nehmen und die Margensituation zu verbessern, hat vor einem Monat die Gesamtverantwortung für das Unternehmen übernommen und wurde von der Konzernleitung zum Vice-President gewählt.
Dass es ihn dereinst in die Informatikbranche verschlagen wird, war in seiner Jugend allerdings nicht abzusehen. «Ich wollte eigentlich Berufsmusiker werden», sagt Schalch, der in seiner Kindheit Klavier- und Querflötenunterricht nahm. Er sagt von sich, dass er auch heute noch für das Spiel und die Hauskonzerte mit dem Amateur-Barock-Ensemble «James Oswald Players» mit sehr wenig Üben auskomme, aber schliesslich habe ihn die Wirtschaft doch mehr interessiert als eine Karriere als Musiker.
So kam es, dass der Sohn eines Berner Isolierglasfabrikanten nach der Matura nicht das Musikkonservatorium, sondern die Universität besuchte, um Betriebs- und Volkswirtschaft zu studieren. Die Studienwahl mit Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik und Unternehmensführung erwies sich als richtig, denn Schalch wurde noch während des Studiums zum Hilfsassistenten seines Professors und hielt schon während des Studiums Übungen und Vorlesungen. Es blieb aber bei weitem nicht bloss bei der Theorie: «Da mein Professor gute Beziehungen zur Wirtschaft hatte, konnte ich bereits als Student Beratungsmandate begleiten», sagt Schalch, der sich sichtlich gern an seine ersten Praxiserfahrungen erinnert. Bei Projekten wie z.B. der Evaluation eines sequentiellen Automatikgetriebes für Mercedes-Benz lernte Schalch, wie man die wirtschaftliche Bedürfnisse eines Unternehmens mit den Ideen der ein neues Produkt entwickelnden Techniker zusammenführt.
Leistungsmanagement
Die Praxis hat Schalch mindestens genauso sehr wie die Theorie interessiert, denn 1996 entschied er sich gegen die Beendigung seiner Doktorarbeit und für eine Anstellung als Unternehmensberater bei Coopers & Lybrand, der heutigen Pricewaterhouse Coopers. Denn Schalch erkannte die Chance, sich auf dem damals noch neuen Feld des Leistungs-Mangements zu etablieren. Die Aufgabe war wieder eine Mischung aus Betriebswirtschaft und Technik: Beim Lonza-Konzern mussten aussagekräftige Kennzahlen definiert und in ein Mangement-Informationssystem gegeben werden, das auch von den Führungsmitgliedern bedient werden konnte. «Ich arbeitete eng mit dem Finanzchef und einem IT-Mitarbeiter zusammen, um die Umsetzung konzeptionell zu erarbeiten und hatte gleichzeitig die Möglichkeit, mich im Bereich Balanced Scorecards themenbezogen zu spezialisieren», sagt Schalch, der nach Beendigung des Projekts bei Lonza weitere Kunden aus dem Pharma- und Chemiebereich für ähnliche Projekte gewinnen konnte.
Hauptthema Margenerosion
Nach der Fusion des Unternehmens zu Pricewaterhouse Coopers 1999 war für ihn allerdings die Zeit für eine neue Erfahrung bei Diebold in Zürich gekommen. «Man wollte bei Pricewaterhouse Coopers die Beratung für alle Kunden standardisieren und deshalb hat der Job für mich nicht mehr gestimmt», sagt er. Bei Diebold konnte er sich in internationalen Projekten weiter als Experte für Balanced Scorecard beweisen, was ihm schliesslich auch die Aufmerksamkeit der Geschäftsleitung von Atag Debis Informatik einbrachte, die ein solches System bei sich selbst einführen wollte. Schalch hat das Mandat allerdings abgelehnt, denn er stellte dessen Nutzen in Frage: «Der betriebswirtschaftliche Ansatz war nicht vorhanden», begründet er sein Vorgehen. Ein halbes Jahr später nahm er dann bei dem Unternehmen ein Mandat für die Mitgestaltung und Umsetzung eines Massnahmenplans für den Turnaround im Rechenzentrums-Geschäft an, den er ohne Entlassungen erfolgreich durchgezogen hatte. Die heutige T-Sytems war ab dann Hauptkunde von Schalch, und so ist es nicht verwunderlich, dass er 2003, als sich Diebold auf Mobilfunk-Beratung ausrichtete, dem Ruf von Uwe Wehrle und Peter Schöpfer folgte, um als Abteilungsleiter Business Consulting und Management-Mitglied des Systemintegrations-Bereichs zu beginnen.
Bei
PC-Ware Systems geht es wie bei seinen früheren Arbeiten auch um die Verbesserung der Margen. «Die Margenerosion beschäftigt mich immer noch sehr, aber auch einzelne Hersteller, die bei Standardgeräten vermehrt im Direktgeschäft aktiv sind.» Deshalb will Schalch in diesem Bereich Kunden, die ausschliesslich indirekt betreut werden wollen, mehrere Hersteller anbieten. «Wir evaluieren zunehmend im Auftrag der Kunden und laden Hersteller für die Offertstellung dazu ein», erklärt Schalch seine Strategie. «Der Service-Bereich von PC-Ware hat einen sehr guten Ruf, weil wir flexibler, qualitativ besser und kundennäher sind als die Hersteller und die Lösungen von diversen Anbietern kombinieren können.»
Mit der stärkeren Gewichtung von Dienstleistungen im Systemgeschäft ist es ihm gelungen, den Hardware-Anteil am Ergebnis auf ein Drittel zu senken und gleichzeitig den Mitarbeiterbestand von 160 auf 200 zu erhöhen.
Oliver Schalch
Oliver Schalch wurde 1969 als Sohn eines Glasfabrikanten und einer Gymnasiallehrerin in Bern geboren und wollte als Jugendlicher wegen seiner Liebe zur Musik - er lernte das Klavier- und Querflötenspiel - Berufsmusiker werden. «Die Wirtschaft hat mich schliesslich aber doch mehr interessiert.» Nach einem Betriebs- und Volkswirtschaftsstudium, während dem er auch als Hilfsassistent Übungen und Vorlesungen hielt, begann er eine Doktorarbeit, die er aber auf halbem Weg zugunsten einer Anstellung als Unternehmensberater bei Coopers & Lybrand aufgab. Nach Stationen bei Diebold und
T-Systems kam er schliesslich 2006 zu Bison Systems, der heutigen
PC-Ware Systems.
Schalch ist mit einer Betriebswirtschafterin verheiratet und wohnt mit dem gemeinsamen vierjährigen Sohn in Feldbrunnen im Kanton Solothurn. In seiner Freizeit spielt er gern mit seinem Sohn («Das entspannt mich, Kinder entdecken die Welt auf eine andere Weise als wir Erwachsenen.») und musiziert ca. einmal im Monat mit dem Barock-Ensemble «The James Oswald Players». (Markus Häfliger)