«Wenn jemand das kann, dann wir!»

Trotz Problemen mit der Saas-Lösung «Business By Design» und mässigem Jahresstart zeigte sich SAP an der diesjährigen Kundenmesse zuversichtlich.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/10

     

Schlange stehen war am ersten Sapphire-Tag in Berlin angesagt: Die bedauernswerten Damen am Registrationsschalter waren der von einer Taxi-Armada angelieferten Meute nicht so recht gewachsen. Obwohl die Wartenden kurz vor Keynote-Beginn per Notverordnung eingelassen wurden, dürften viele aufgrund der langen Wege im Berliner Messegelände den Anfang der Rede von SAP-Chef Henning Kagermann verpasst haben. Diese war für die Eröffnung einer Kundenmesse mit 9000 Gästen unüblich bescheiden. Es wurden keine neuen Produkte angekündigt, stattdessen stand die Integration der Business-Objects-Produkte in SAPs ERP-Suite im Mittelpunkt. Mit wenigen Handgriffen lassen sich Daten auswerten, verknüpfen und die Auswirkungen von Veränderungen feststellen. Bis zum Jahresende soll die Integration des Business-Intelligence-Spezialisten abgeschlossen sein.

Starke Märkte in Asien und Europa

An der anschliessenden Pressekonferenz zeigten sich die beiden Co-CEOs Leo Apotheker und Henning Kagermann von ihrer optimistischen Seite. Dollarschwäche, Finanzkrise und Startschwierigkeiten mit der neuen Mittelstandslösung «Business By Design» zum Trotz, halten sie an der Prognose für das laufende Jahr fest. Zwar bezeichneten sie den amerikanischen Markt als «schwierig», allerdings habe man im Gegensatz zur Konkurrenz den Vorteil, in Europa und Asien in sehr starken Märkten aktiv zu sein. «SAP befindet sich weiter auf Wachstumskurs», so Kagermann. SAP sei für die Zukunft gerüstet, fügte der im kommenden Jahr abtretende Manager selbstbewusst hinzu. Die Kundenzahl wachse in allen Geschäftsbereichen. Insbesondere mit By Design habe man grosse Ambitionen. So sollen die Betriebskosten bis zur endgültigen Markteinführung auf 10 Prozent gesenkt werden. «Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir möglichst viele Funktionen automatisieren», so Kagermann. Die Investitionen in das Produkt würden nicht reduziert, sondern lediglich auf eine beschleunigte Markteinführung verzichtet, ergänzte Apotheker.

Gutes Feedback trotz Problemzonen

Konkrete Gründe für den Aufschub liessen sich die beiden jedoch nicht entlocken und die versammelte Medienschar wurde mit Allgemeinsätzen abgespeist. Etwas konkreter wurde der ehemalige SAP-Schweiz-Chef und designierte COO, Ernie Gunst, auf Anfrage von IT Reseller: «Es gibt noch einige Probleme mit By Design», gibt er zu. Es handle sich dabei halt nicht um eine Teillösung wie beispielsweise das Online-CRM von Salesforce.com, sondern um eine End-to-End Business-Suite. «SAP geniesst einen hervorragenden Ruf», so Gunst. Wenn es eine Firma gäbe, die vertrauenswürdig genug sei, um eine solche Lösung erfolgreich zu etablieren, dann sei das die Walldorfer Softwareschmiede. «Diesen Ruf dürfen wir auf keinen Fall gefährden», hält Gunst fest. Das Feedback der bisherigen Kunden und Partner falle «extrem positiv» aus, umso wichtiger sei es, die noch bestehenden Probleme zu lösen, bevor By Design breit ausgerollt werde.


«Natürlich», gibt Gunst zu, «beisst sich die Katze diesbezüglich selbst in den Schwanz.» Um die Betriebskosten markant zu senken, braucht es eine kritische Masse an Kunden. Gunst zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass die erforderliche Kundenzahl erreicht werden könne, wenn erst einmal die letzten Probleme aus dem Weg geschafft seien. (Markus Gross)


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