Mietspeicher als Kostenbremse

Heute boomen Mietlösungen im Storage-Markt vor allem dank Archivierungs- und Backup-Services. Doch mit steigenden Datenmengen und zunehmendem Kostendruck wird das Mieten auch im produktiven Umfeld interessant.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/11

     

Der Begriff «Software as a Service» kurz «SaaS» hat sich für die Bezeichnung für Mietsoftware, die über das Internet bezogen wird etabliert. Nun wird das Kürzel geschickt von Storage-Anbietern in Beschlag genommen: «Storage as a Service» heisst das Zauberwort. Das Prinzip ist dasselbe. Firmen oder Privatkunden beziehen Speicherkapazitäten über das Internet und bezahlen nur so viel, wie sie tatsächlich benötigen. Doch auch die Zweifel sind die gleichen. Wie sicher sind meine Daten? Wo werden sie gelagert? Wer hat Zugriff? Und vor allem: Was passiert bei einem Netzunterbruch?

Je besser die Antworten der Anbieter auf diese Fragen ausfallen, desto attraktiver werden die Angebote für Unternehmen. Das explosionsartige Datenwachstum, die hohen Betriebskosten und steigende Compliance-Anforderungen tragen das ihre zur Steigerung der Attraktivität von Mietlösungen bei.


«Das Potential von Storage as a Service ist riesig. HP bietet solche Lösungen bereits sehr erfolgreich an. Amerika und auch Europa, wie beispielsweise Holland, sind hier Vorreiter-Märkte», so Robert Wigger, Storage-Verantwortlicher bei HP Schweiz. Damit solche Lösungen für Firmen attraktiv werden, müsse das Sparpotential aber mindestens 30 Prozent betragen.

Kleiner Markt mit viel Potential

Während das Modell in den USA und in Holland schon weiter verbreitet ist, hinkt die Schweiz noch etwas hinterher. «Noch vor ein paar Jahren war das Vertrauen in solche Lösungen gering», bestätigt EMC-Mediensprecher Daniel Renggli auf Anfrage. Viele Unternehmen taten sich schwer mit der Vorstellung, ihre Daten ausser Haus zu lagern. «Heute erleben wir einen eigentlichen Kulturwandel», sagt Renggli. Zumindest wenn es nicht um geschäftskritische Anwendungen gehe, seien SaaS-Angebote kein Tabu mehr.


Insbesondere der Mittelstand liegt dabei im Fokus der Anbieter. «Derzeit sind Unternehmen noch auf interne Lösungen mit Ausrichtung auf zu erwartende Maximallasten fokussiert», so Senta Kleger, Mediensprecherin bei T-Systems Schweiz. Damit würden die Unternehmen die vollen Fixkosten für Hardware-Ressourcen, den Betrieb und die Wartung tragen. «Sie bezahlen also 100 Prozent der Kosten, erreichen aber nur rund 60 Prozent Auslas­tung.» Bei einer Mietlösung fällt dieser Kostenfaktor weg. Doch nicht nur die hohen Betriebskos­ten, sondern auch die nicht zuletzt aus gesetzlichen Gründen steigen­den Anforderungen an das Archiv- und Backup-Management zwingen die Firmen zum Umdenken.

Mobilität als Wachstumstreiber

Insbesondere die zunehmende Mobilität in der heutigen Geschäftswelt dient als Markttreiber. So verfügt beispielsweise der amerikanische Anbieter Iron Mountain Digital über das mit einer Kapazität von vier Petabyte und mehr als 300'000 geschützten Rechnern nach eigenen Angaben grösste Rechenzentrum für Datensicherheit für Geschäftskunden. In der Schweiz werden die Iron-Mountain-Lösungen von Swisscom, Bechtle Systems, Avantec und VTX gehostet und angeboten. Auch der Speicherriese EMC hat das Potential des Marktes erkannt und vor ein paar Monaten die SaaS-Lösung «Mozy» gekauft. Obwohl der Dienst in erster Linie auf Privatkunden ausgerichtet ist, eigne er sich auch für die Sicherung von Desktop-Computern grosser Unternehmen. So nutzt beispielsweise der Mischkonzern General Electric das Angebot «Mozy Pro» zur Sicherung der Arbeitsplätze seiner rund 300'000 Angestellten.

Nicht nur für Backups

Trotzdem zeigt auch die Angebotsseite, dass Unternehmen zwar bereit sind, ihre Daten ausser Haus zu archivieren und zu sichern, die produktiven Daten aber noch immer lieber in den eigenen vier Wänden lagern. So dominieren Restore- und Archivlösungen den Markt. Bei Swisscom beispielsweise, ist das Basic-Angebot mit einem Gigabyte Speicher für 12.90 Franken pro Monat und Nutzer zu haben. Pro zusätzlichem Gigabyte kommen weitere 7 Franken dazu. Die Enterprise-Version mit 20 Gigabyte Speicherplatz im Grundangebot schlägt mit 95.90 Franken pro Monat und Anwender zu Buche. Bei VTX mit einer ähnlichen Produktpalette betragen die Preise 15 respektive 90 Franken.


«Insgesamt befindet sich der Speichermarkt im Wandel», so Sascha Rosbach, Director Business Development bei Iron Mountain Digital: «Mit dem Erfolg von Online-Backup-Systemen und der steigenden Akzeptanz der Services wird Storage zunehmend businessorientierter gesehen.» Die Verwendbarkeit der Daten rücke vermehrt ins Bild. Dank einer offenen Plattform habe man die Daten daher auch für Applikationen verfügbar gemacht. Auch Robert Wigger von HP ist überzeugt, dass mit den heutigen Angeboten das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist: «Ich gehe davon aus, dass es künftig Firmen geben wird, die auf Inhouse-Storage gänzlich verzichten und alle ihre Daten auslagern werden.» (Markus Gross)


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