Die Multifunktionsdrucker (MFP) sind die interessantesten Geräte im Druckermarkt; sowohl für die Unternehmen und Kunden aller Grössen, als auch für die Hersteller, Integratoren und Händler. IT-Dienstleister können sich mit Services rund um die druckenden Alleskönner weit mehr Umsatzmöglichkeiten erschliessen, als heute alltäglich sind. Dank leistungsfähiger Hardware werden nicht nur die Funktionen mehrerer Geräte in einem vereint. Über Software-Plattformen, die fast ausschliesslich proprietär sind, können Funktionen beliebig erweitert werden - solange es jemand finanziert. Diese Entwicklung liegt jedoch hauptsächlich in den Händen der Hersteller und geht entsprechend vorsichtig und lahm voran. Einzig
Xerox verfolgt seit 2007 einen etwas offeneren Ansatz und gibt Drittentwicklern mit der «Extensible Interface Plattform» die Möglichkeit, eigene Software direkt im Gerät zu integrieren. Ein Computer ist sowieso schon eingebaut.
Die meisten zusätzlichen Anwendungen arbeiten jedoch noch extern über einen Server oder Client. In letzter Zeit werden vermehrt Imaging-Lösungen wie beispielsweise vom Schweizer Unternehmen Kofax über Kooperationen mit Herstellern integriert. Dies blieb bisher, aufgrund der hohen Kosten, eher den grossen Unternehmen vorbehalten. Was über den reibungslosen Betrieb der Standardfunktionen hinausgeht, eröffnet aber weit höhere Margen.
Vielfalt der MFP-Eigenschaften
«Das Konsolidieren von Drucker und Kopierer innerhalb eines Unternehmens spart Ressourcen und ist nachhaltiger», weiss Kurt Rossi, Pressesprecher von
Xerox. «MFPs müssen für die Anwender trotz vieler Funktionen einfach zu bedienen, vernetzbar und aufrüstbar sein, damit jegliche Kundenbedürfnisse abgedeckt werden können», sagt Andreas Gurtner, Mediensprecher von
Canon.
HP sieht als wichtigste MFP-Eigenschaft die Konsolidierung der Bürogeräte: Drucker, Scanner, Fax und Kopierer sind in einem Gerät vereint. «Das ermöglicht einheitliche Services und Verbrauchsmaterialien, um Kosten zu optimieren», sagt HP-Pressesprecherin Barbara Gfeller. Die Netzwerkintegration des MFP kann Prozesse vereinfachen: Speziell die Scanner-Funktionen können dank den immer leistungsfähigeren Geräten direkt mit Anwendungen verbunden werden. Beispiele dafür sind das Einbinden von Archivierungslösungen oder solche, die das gescannte Blatt als E-Mail verschicken.
«Dokumente können mit MFPs im Haus gedruckt werden und sind somit schneller am Markt, was die Produktivität steigert», sagt Gfeller. Zusätzliche Sicherheitslösungen sollen Dokumente schützen, etwa durch eingebaute Zugriffskontrollen. Diese verzeichnen bei Samsung eine starke Nachfrage. Damit entsteht der Ausdruck erst in Anwesenheit des Nutzers, nachdem er sich an der Maschine authentifiziert hat. «Scan to E-Mail› und Dokumentenverwaltung wachsen ebenso stark in der Nachfrage», sagt Samsungs Pressesprecherin Mirjam Berger. Samsung-Kunden nutzen die MFP-Eigenschaften in folgender Reihenfolge: Drucken, Kopieren, Scannen, Faxen. «Obwohl die Faxfunktion an Bedeutung verliert, erwartet jeder Anwender die Funktion standardmässig eingebaut», so Berger.
Für Walter Briccos von
Oki Systems sind Digitalisierung und Dokument-Management eine zentrale Aufgabe bei MFPs: «Das Vorhalten der Daten in Form eines elektronischen Archivs ist platzsparend, denn vorgedruckte Formulare müssen nicht länger im Aktenschrank aufbewahrt werden.» Leistungsstarke Multifunktionsgeräte seien letztlich durch die Verbindung multifunktionaler Lösungen plus Dokumentmanagement-Funktionen die ideale Schnittstelle zwischen papier- basierten und digitalen Workflow-Abläufen. «In grösseren Unternehmen ist eine serverbasierte Kostenverwaltung unumgänglich, besonders bei Farbausdrucken. Grund sind die als hoch empfundenen Seitenkosten», so Berger von
Samsung.
Bedienung wird vernachlässigt
Kosteneffizienz ist neben Produktivität, Qualität und Zuverlässigkeit für Reto Göldi vom Broadline-Distributor
Ingram Micro wichtig. An vorderster Stelle der MFP-Eigenschaften nennt Göldi eine einfache Bedienung. Er spricht damit ein Bedürfnis an, das viele Hersteller noch nicht zuoberst auf ihrer Liste haben, aber in ihren Zukunftsplänen vermehrt anpacken wollen oder mit kleinen Geräten bereits verfolgen, wie etwa
Brother und
Epson.
Brother legt den Fokus auf kompakte Geräte, die Fax, Drucker, Kopierer und Scanner vereinen und sich besonders für kleine und mittelgrosse Unternehmungen sowie Home-Offices eignen. Auch Epson entwickelt die MFPs für das private Arbeitszimmer, kleine Büros, Arbeitsgruppen und KMU, will aber auch Abteilungen und grosse Firmen ansprechen. «Epson hat in seinem Programm sowohl Laser- als auch Inkjet-MFPs und kann Ansprüche aus dem Consumer- und Businessumfeld erfüllen. Wir bieten zudem mit einigen Multifunktionsgeräten einen exzellenten Fotodruck», sagt Michel Schauenberg, Branch Office Manager Schweiz von Epson. Epson will mit Wlan- und Bluetooth-Schnittstellen zur kabellosen Nutzung motivieren, kann damit aber im Businessbereich nur schon wegen der Netzwerk-Sicherheit wenig Vertrauen erreichen.
Verschiedene Services spriessen
Das zeigt: Die allermeisten dieser vielfältigen Funktionen wären unmöglich, ohne die Integration des MFPs ins Netzwerk. Deshalb ist die Netzwerkintegration zum Beispiel für
HP eine der wichtigsten Services im Umfeld von MFPs. Neben der Integration übernimmt HP laut Pressesprecherin Gfeller auch die Überwachung und die Administration der Geräte. Die Schulung findet beim Kunden vor Ort statt. «Die Druckerumgebung wird laufend optimiert, dank Management Tools, die beispielsweise die Administration aller Drucker über eine zentrale Plattform übernehmen», so Gfeller. HP bietet zudem automatisierte Tonerlieferungen und Service-Calls als Managed Services an. Das Gerät überwacht proaktiv die Einheiten und löst im Notfall den Alarm beim Servicepartner aus.
Für Gurtner von
Canon sind im Vorfeld einer Anschaffung von MFPs eine gute Beratung sehr wichtig sowie die Erarbeitung einer massgeschneiderten Lösung für jeden einzelnen Kunden. «Zudem gehört zu weiteren wichtigen Services im MFP-Umfeld ein professionelles Umsetzen der Projekte, ein entsprechendes Schulen der Endbenutzer sowie ein effizientes Beheben von Störungen.»
«Reaktionszeit der Techniker für Service und Support sind aufgrund der Verfügbarkeit klar die wichtigsten Services im MFP-Umfeld», sagt Roberto Seppi, bei
Kyocera Mita Europe für Product Marketing zuständig. Das gehe je nach Vertrag von 24 bis 4 Stunden Reaktionszeit, bis Techniker vor Ort sind. «Schulung und Instruktion der Produkte sind wegen der vielen Möglichkeiten ebenfalls wichtige Angebote im Umfeld der MFP-Landschaften», erklärt Seppi.
«Samsungs B2B-Anwender erwarten von einem MFP eigentlich nur, dass es seine Dienste reibungslos verrichtet», weiss Samsung-Pressesprecherin Mirjam Berger. Da stimmt auch Reto Göldi von
Ingram Micro zu: «Technische Support-Services, umfangreiches Garantie- und Wartungsangebot sowie Programme für Toner-Rückgabe und Recycling sind die wichtigsten Services im MFP-Umfeld.»
Yolanda Regez, Mediensprecherin von
Lexmark, hält vor allem Softwarelösungen für die wichtigsten Services: Solche Softwarelösungen sind etwa sicheres Drucken. Für
Xerox sind Outsourcing der Infrastruktur oder ganzer Geschäftsprozesse die wichtigsten Services.
«Unternehmen sollten Druck- und Betriebskosten senken können und transparent halten, um die Verwaltung ihrer Systemlandschaft zu verbessern», sagt Walter Briccos von
Oki. Ein Outputmanagement-Konzept hilft speziell mittelständischen Unternehmen, ihre Druckerinfrastruktur bei maximaler Kostentransparenz sowie Planungs- und Service-Sicherheit an einen Partner auszulagern. Dieser übernimmt den Betrieb und das Management zu monatlichen Fixkosten», sagt Briccos.
Kommende Trends der MFP-Zukunft
Als MFP-Trends der Zukunft sieht Roberto Seppi von
Kyocera Mita neben vermehrt eingesetzter Farbe und Sicherheit auch Lösungen, die auf die Anwender optimiert sind, sowie einheitliche Seitenpreise für Monochrom- und Farbausdrucke. «Wir erwarten vermehrt den Trend zu vereinfachter Kostenplanung zur besseren Verrechnung», so Seppi.
Walter Briccos von
Oki sieht den Trend zu immer kompakteren MFPs, insbesondere auch im A3-Bereich. «Diese werden für Anwender zudem in Preis/Leistung deutlich attraktiver werden und damit eine klare Alternative, um verschiedene Einzelgeräte effizient zu ersetzen. Unternehmen können künftig mehr von 'Rund-um-Sorglos-Paketen' profitieren, von attraktiven Finanzierungslösungen sowie der Kompetenz eines zentralen Ansprechpartners für alle Belange rund um die Druckerlandschaft», sagt Briccos. «MFPs werden zukünftig noch stärker in die Prozesse eines Unternehmens integriert sein», weiss Gurtner von
Canon.
Für Yolanda Regez von
Lexmark nehmen Softwarelösungen einen immer höheren Stellenwert ein. «Den Kunden wird aufgezeigt, wie sie mit einfachen Mitteln weniger drucken können, um damit ihre Outputkosten massiv zu reduzieren. Auch im Bereich von Security und Datensicherheit wird sich bestimmt noch vieles tun.» Das reine MFP-Gerät werde zur hochkomplexen und trotzdem sehr bedienerfreundlichen Output-Maschine. «Die Kundenbedürfnisse stehen vermehrt im Mittelpunkt und können individuell berücksich-
tigt werden», so Regez. Das Thema Umweltschutz bleibe auch weiterhin brandaktuell.
Samsung legt in Zukunft Wert auf einfachere Bedienung und immer mehr automatische Funktionen und sieht Farbe als Standard. Die Konvergenz von Funktionen steigt, wie E-Mail-Versand, Postfachverwaltung mit Zugriff auf globale Adressbücher direkt am MFP. Die Maschinen erkennen drohende Probleme, oder nötigen Wartungsaufwand bevor der Arbeitsablauf ins Stocken gerät, schicken automatische E-Mails an zuständige Stellen. Alessandra Ruffini von
Brother ist überzeugt, dass das Fax-Segment kleiner wird. Reto Göldi von
Ingram Micro sind ganzheitliche Lösungen für Unternehmungen und Umweltschutz die MFP-Trends der Zukunft. (Marco Rohner)