Der Technologiekonzern
Siemens verkauft seinen Anteil des Joint-Ventures
Fujitsu Siemens Computers (FSC) an
Fujitsu. 450 Millionen Euro müssen die Japaner dafür auf den Tisch legen - deutlich weniger als zunächst angenommen. «Wir sind mehr als happy», kommentiert Ralf Stein, Head of Marketing & Communications bei FSC Schweiz den Verkauf gegenüber IT Reseller. Man sei nun eine 100-prozentige Tochter des drittgrössten Herstellers der Welt. Entlassungen werde es, zumindest hierzulande, keine geben. Die Channel-Partner zeigen sich in einer Blitzumfrage von IT Reseller weniger begeistert als der FSC-Mann. Gerade einmal zwei der neunzehn Umfrageteilnehmer zeigten sich ob des Deals erfreut. Zwölf finden es schlecht und fünf gaben an, dass es ihnen egal ist, wem der Lieferant am Ende gehört.
Ende der deutschen Wertarbeit?
Die Bedenken drehen sich vor allem um den Verlust der typisch deutschen Werte, der von vielen Partnern als Wettbewerbsvorteil gesehen wird. Dieser Verlust fängt alleine schon beim Markennamen an. So darf der Name
FSC noch für maximal zwölf Monate genutzt werden.
Grösser sind die Sorgen aber wenn es um den Produktionsstandort Deutschland geht. Immerhin wurde vor zwei Jahren die Vereinbarung getroffen, die Zahl der Mitarbeiter in Deutschland bis 2010 zu halten. Was danach kommt, steht noch in den Sternen. Deshalb begann es unmittelbar nach dem Verkauf in der Gerüchteküche zu brodeln:
Fujitsu erwäge nach Ablauf dieser Frist den Verkauf der PC-Sparte an
Lenovo, hiess es beispielsweise, was Fujitsu natürlich umgehend dementierte. «Wir haben Diskussionen mit
Siemens geführt und denken nicht an Stellenstreichungen in Deutschland», wird Fujitsu-Chef Tatsuo Tomita in deutschen Medien zitiert. Zumindest gab Fujitsu an, die Kapazitäten in der Produktentwicklung auszubauen und die Forschung und Entwicklung im Server-Bereich nach Deutschland verlegen zu wollen.
Herstellerwechsel möglich
«Deutschland als Produktionsstandort ist ein Must», ist Patrick Leu, CEO des IT-Dienstleisters Sologic, überzeugt. Ansonsten könne man genau- so gut auf Produkte von
Dell,
HP oder
Acer zurückgreifen. Während rund 48 Prozent der Befragten die Unsicherheiten rund um die Zukunft von
FSC bereits zum Anlass genommen haben, ganz oder teilweise auf andere Hersteller auszuweichen, wartet rund die Hälfte damit noch zu. Die einen überlassen den Entscheid den Kunden, während andere ihre Partnerschaft zu FSC vom Erhalt der Qualität abhängig machen. Man bleibe nur an Bord, «wenn die Qualität nach Siemens-Art bleibt», so der Projektleiter eines grossen Schweizer Dienstleisters. Mit dem Namen
Siemens falle auch ein Hauptargument gegenüber dem Wettbewerb weg, ist ein anderer überzeugt. «Ich denke, dass FSC durch den Wegfall von Siemens in Deutschland an Beliebtheit verlieren wird», sagt ein Dritter.
Deutschland mit Verlustängsten
Während man bei
FSC Schweiz frohlockt und die Partner zumindest gewillt sind, dem neuen Hersteller eine Chance zu geben, schlägt der Deal in Deutschland vielen auf den Magen. Denn während beispielsweise der Verkauf des Bankomatenherstellers
Wincor Nixdorf noch gutging, ist bei der Bevölkerung und den Gewerkschaften vor allem das Benq-Desaster noch in schlechter Erinnerung.
Tatsächlich waren die Schritte seitens
Siemens zur Konzentration auf das Kerngeschäft für Deutschland meist von Nachteil. So sank die Zahl der Siemens-Angestellten in Deutschland seit 1998 von 194'000 auf heute noch 131'000, während sie international von 415'000 auf 435'000 stieg.
Fujitsu Siemens Computers lanciert Shop-in-shop-Konzept |
Fujitsu Siemens Computers versucht sich im Consumer-Bereich mit einem Shop-in-Shop-Konzept von der Konkurrenz abzuheben. So sollen in einem Pilotversuch eigene Abteilungen in zwei XXL-Shops von
Interdiscount in Zürich und Genf sowie in drei bis vier Mediamarkt-Filialen eröffnet werden. «Wir wollen damit die Möglichkeit schaffen, unseren Kunden nicht nur einzelne Geräte, sondern komplette Lösungen zu präsentieren», sagt Martin Nussbaumer von FSC-Schweiz gegenüber IT Reseller.
FSC miete sich dabei in den Geschäften ein, lässt die eigenen Shops aber im Normalfall von den Angestellten des jeweiligen «Gastgebers» betreuen. Man plane jedoch gemeinsame Promo-Aktionen und treffe die Auswahl der präsentierten Produkte gemeinsam. Auch Spezialveranstaltungen für bestimmte Kundensegmente, wie beispielsweise Gamer, seien denkbar. «Besonders wichtig ist uns dabei der direkte Kontakt mit den Endkunden», so Nussbaumer. FSC erhofft sich damit «ungefilterte» Rückmeldungen. (Markus Gross)