Peter Moebius - der Netzwerkentdecker

Peter Moebius mischt seit über 15 Jahren engagiert im Schweizer Telekommunikationsmarkt mit und ist heute Chef von Orange Business Services. Getrieben wurde er dabei immer durch seine Neugier und die Erkenntnis, dass nichts die Arbeitswelt so schnell verändert wie die Netzwerktechnologie.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2009/04

     

Wenn er durch die Gänge seines Unternehmens läuft, grüsst er alle freundlich, ist ruhig, die Augen wirken dabei wach. Im Gespräch wirkt er entspannt, sein Lachen ist energiegeladen und Peter Moebius, Country Manager und Vice President von Orange Business Services in der Schweiz, macht überhaupt keinen gestressten Eindruck. Dabei ist er in einem aussergewöhnlich schnelllebigen Geschäft tätig. Seit mehr als zehn Jahren hat Moebius den Telekom-Markt der Schweiz in diversen Firmen miterlebt und vor allem auch mitgeprägt. Am liebsten erzählt er die alten Geschichten, die vom Anfang, wo alles noch unberechenbar und improvisiert war. Damals, 1994, als er unter dem Namen Sprint International die lokale Präsenz des Vorgängerunternehmens der heutigen France-Telecom-Tochter Orange Business Services aufbaute. Damals, vor der Öffnung des Telekommarktes, als man noch nicht einmal Sprachbits weiterverkaufen durfte. Damals, vor gut 15 Jahren also, stapelten sich in Moebius’ Büro, in einem Lagerraum des Airgates in Zürich-Oerlikon, unzählige Kartonschachteln, mit «modernen Geräten», beispielsweise den Telenet X25-Switches. Moebius dazu, mit leuchtenden Augen: «Es war eine tolle Zeit. Vieles war neu, die Gesetze des Marktes noch nicht geschrieben und das Potential des Netzes lag brach.» Er, der diplomierte ETH-Elektrotechniker, der auch einen Abschluss der technischen Fachhochschule Winterthur besitzt, war plötzlich auch mit administrativen Aufgaben beschäftigt: «Ich musste Pensionskassen organisieren, Versicherungen abschliessen und all den Papierkram erledigen. Das war neu, vermutlich habe ich selten zu so vielen verschiedenen Themen etwas Neues gelernt wie in dieser Zeit.»

Ohne internationale Partner geht nix

Schnell hat man dann auch gemerkt, dass es als eigenständiges Unternehmen beinahe unmöglich war, im Alleingang eine internationale Präsenz aufzubauen und zu betreiben. Als man mit den eigenen Kunden, wozu schon damals multinationale Konzerne wie Roche und diverse Banken gehörten, nach Lateinamerika, Asien und Russland expandieren wollte, stiess man an seine Grenzen. «Also wurde 1996 mit der deutschen und der französischen Telekom ein Joint Venture "Global One" gegründet.» Damals habe er in der Schweiz auf die längst fällige Liberalisierung des Telekommarktes gewartet. «Doch die Politik hat geschlafen. Zum Glück wurde der Druck von aussen so gross, dass man 1998 gar nicht anders konnte, als mitzuziehen.» Das Geschäft wurde dadurch nicht einfacher, im Gegenteil. Plötzlich standen neue Möglichkeiten offen, der Technologieschub war immens, und das Wiederverkaufen von Telefonie war nur eine von vielen Novitäten, an die man sich langsam herantasten musste. Im Jahr 1999 war Moebius dabei, als die Fantastic Corporation das erste Cisco-IP-VPN-Netzwerk aufbaute: «Die ersten Versionen dieses MPLS-Netzwerkes waren alles andere als marktgängige Versionen, es war wirklich schlimm.»

Faszination virtuelle globale Teams

Heute ist in der global vernetzten Arbeitsweise Teleworking normal geworden. Auch im eigenen Betrieb fördere man dies stark. Insbesondere Frauen bekundeten grosses Interesse daran, da sich damit Mutter- und Karriererollen einfacher kombinieren lassen. Momentan seien zudem, angetrieben von der Wirtschaftskrise und von Anreizen zum Klimaschutz, Telepresence-Systeme sehr gefragt. «Was mich immer fasziniert hat, ist die Geschwindigkeit, mit der Netzwerke die Arbeitsweisen der Menschen verändern können», sagt Moebius, nicht ohne dabei auch kritische Aspekte festzustellen: «Die extreme Schnelllebigkeit und Flexibilität verunmöglicht mittlerweile verlässliche Zukunftsprognosen. Ich habe keine Ahnung, wie die Welt in fünf Jahren aussehen wird.» Das sei ein grosser Unterschied zu der Generation seines Vaters. Der sei zwar auch als Ingenieur bei einem grossen Technologiebetrieb angestellt gewesen. Doch im Gegensatz zu heute habe er während 39 Jahren bei Contraves gearbeitet. Und musste nicht so wie sein Sohn Peter Moebius innerhalb von 15 Jahren drei Besitzer-, vier Firmennamen- und zehn Management-Wechsel miterleben. «Das Teamelement geht durch das Tempo etwas verloren, trotzdem identifizieren sich Mitarbeiter heute mehr mit ihrem Unternehmen», ist er sich sicher. Die Fluktuation sei bei Orange sehr tief.

Ausgleich auf der Südhalbkugel

Wenn ihm doch mal alles zu viel wird, gönnt sich Moebius am liebsten eine Auszeit in der südlichen Hemisphäre, so wie letzten Sommer, als er mit seiner Frau - die er vor vielen Jahren bei einem Tanzkurs kennenlernte und schon früh heiratete - einen seiner beiden Söhne in Australien besuchte: «Ich habe einige Jahre mit meiner Frau in Südafrika gelebt. Noch heute kann ich auf der anderen Seite der Erde einfach besser abschalten.» Muse findet er aber auch an seinem Wohnort in der Berner Provinz, von wo aus er in die Orange-Büros in Genf und Zürich pendelt. Wenn er mal zuhause ist, zieht es ihn auf den Golfplatz oder er liest gerne Bücher. Dabei interessiert ihn vor allem Historisches über die Römer oder die Griechen, oder er liest von Leuten, die in schwierigen Zeiten einfach aufgebrochen und ausgewandert sind, um ihr Glück anderswo zu finden. Geschichten von Pionieren halt, wie er selber einer ist. (Claudio De Boni)

Peter Moebius

Peter Moebius leitet seit Ende 2007 als Country Manager und Vice President die France-Telekom-Tochter Orange Business Services in der Schweiz bereits zum zweiten Mal: Das erste Mal, von 2001 bis 2005, firmierte das Unternehmen noch unter dem Namen Equant. Doch selbst beim Equant-­Vorgänger war er in leitender Position tätig: Ab 1994 baute er das Unternehmen unter dem Namen Sprint International auf, das später zu Global One und schliesslich zu Equant fusionierte. Vor dieser Zeit hatte Moebius Führungs­positionen in Geschäftsleitung und Vertrieb bei verschiedenen internationalen Telekommunikationsunternehmen inne. Sein Schwerpunkt lag in erster Linie auf dem Aufbau einer europäischen und schweizerischen Präsenz im wettbewerbsintensiven internationalen Geschäftskunden-Markt. Er ist damit einer, der die Irrungen und Wirrungen der Telekommarkt-Liberalisierung herbeigesehnt und deren Folgen danach hautnah miterlebt hat. Dem ­Ergebnis, einer vernetzten Welt, wie man es sich vor einigen Jahren noch nicht hätte vorstellen können, steht er gleichsam fasziniert als auch skeptisch gegenüber. Die schönsten Momente seien immer noch die, wenn man einfach mal nicht erreichbar sei. Zum Beispiel beim Golfen.


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