Wie löst ein Schreiner die Kundenadministration, Offertwesen, Lagerhaltung, das Mahnwesen? Die rund 260’000 Klein und Kleinstunternehmen in der Schweiz wickeln ihren Workflow oft noch mit simplen Masken von Word- oder Excel-Dokumenten, wenn nicht gar mit Schreibmaschine und Durchschlagpapier ab. Die Gründe: Die Beschaffungskosten für Administrations-Softare sind für Kleinbetriebe aus Gewerbe, Handel oder dem Dienstleistungsumfeld schlicht zu gross, ganz zu Schweigen vom Lernaufwand.
Fast alles da — nur das E fehlt noch
Die im Berner Emmental beheimatete
Modan Software AG hat eine interessante Lösung geschaffen, die erschwinglich und einfach zu handhaben ist. «Modan Small Business» beinhaltet eine Adressverwaltung (mit Direktimport aus Telefon-CDs), die jedem Kunden eine Liste von Aufträgen, Briefen und Dokumenten zuordnet. Das Korrespondenzmodul erlaubt auf einfache Weise Serienbriefe und E-Mail-Versand. Die Lager- und Artikelverwaltung lässt sich optional um Bild, Barecode-Drucker und –Leser erweitern. Offerten, Auftragsbestätigungen, Rechnung und Mahnungen lassen sich auch in Fremdwährungen gestalten. Die Lieferung wird dem enstprechenden Kundenkonto verbucht und steht so dem Buchhalter oder Treuhänder zur Verfügung. Dasselbe gilt für die Debitorenverwaltung und das Mahnwesen. Der Benutzer hat auch den Uberblick über Lager und Wareneinkauf — auf Wunsch generiert die Software automatische Bestellvorgänge.
Things to come
Modan Small Business lässt sich mit einem Zusatzmodul und Mikrophon mittels Sprache steuern und bedienen, Module für Lohnbuchhaltung, Projektmanagement und E-Commerce-Lösungen fehlen aber noch. Daran werde gearbeitet, versichern die Burgdorfer: «Einiges kommt noch in diesem Jahr auf den Markt!» verspricht Projektleiter Stefan Hintermeister.
Hans R. Ryser, der 48-jährige Gründer von
Modan, möchte seine Software so schlank wie möglich halten, sodass die Grundversion möglichst einfach zu handhaben bleibt. So gibt es eine Schnittstelle zur Sesam-Fibu und genau so wird es vermutlich auch mit Anbindungen an E-Shops-Lösungen (beispielsweise Abashop) geschehen. Wer Schnittstellen oder Datenimportmodule braucht, kann sich diese vom Web herunterladen.
Die Modan-Software baut auf der Access-Datenbank auf (d.h. man braucht MS Office 2000 Professional für rund 1100 Franken) und lässt sich für grössere Anwendungen (ab 10 Arbeitsplätze) auf SQL Server aufsetzen. Modan Small Business läuft auf Windows 95, 98, NT 4,0 oder 2000 und arbeitet mit den Applikationen von Windows Office. Gegenwärtig laufen firmeninterne Tests für eine ASP-Version, denn man überlegt sich, die Software bei einem grösseren ASP (beispielsweise Sunrise) hosten zu lassen. Eine ASP-Version wird in den nächsten Wochen verfügbar sein.
Vertrieb mit Seseam- und Compaqpartnern
Hergestellt wird die Software im schönen Emmental. Bisher seien etwa 100 Lösungen installiert, die Kunden reissen Ryser die CDs aus der Hand. Vorsorglich habe man schon mal eine eigene CD-Produktions- und –Verkackungsanlage aufgebaut, denn über den Schweizer Markt hinaus will
Modan auch die potentiellen rund drei Millionen Kunden im grossen Kanton angehen. «Kontaktgespräche für Partnerschaften im Ausland haben schon stattgefunden und erste Anfragen von Vertriebspartnern sind im Haus,» versichert Ryser.
Der Vertrieb in der Schweiz werde über Sesam- und Compaq-Partner laufen. Reseller erhalten eine gratis Vollversion (bis drei Arbeitsplätze) für Demozwecke, die sie aber auch für sich selbst nutzen können. Der Händler erhält 30 Prozent Wiederverkaufsrabatt. Die Endverkaufspreis der Einplatzversion kostet 795 Franken, die Mehrplatzversion (1-3 Benutzer) 1995 Franken.
Grosse Pläne einer kleinen Firma
Ryser überlegt sich, innerhalb der nächsten zwei Jahre mit seiner Firma den Börsengang zu wagen. «Nicht etwa,» betont er, «weil ich geldgierig bin, sondern weil ganz einfach die Expansion ins Ausland aus eigenen Kräften nicht zu finanzieren ist und ich die Unabhängigkeit nicht an Venture-Capital-Geber abtreten will.»
Der Markt für Kleinstunternehmen ist in der Tat beträchtlich. Ryser rechnet mit den Zahlen des Bundesamtes für Statistik. «In der Schweiz gibt es 260’000 Kleinunternehmer, die erst jetzt anfangen, sich mit PC-Lösungen zu beschäftigen. Vorige Generationen wollten vom PC noch nichts wissen.»
Da kommt einiges zusammen: In der Schweiz dürfte es sich um einen potentiellen Markt von mindestens eine Viertelmilliarde Franken handeln, wenn jedes Kleinunternehmen nur für 1000 Franken investiert. In Deutschland liegt die Summe etwa bei 3 Millionen Kleinunternehmen bei mindestens 1,5 Milliarden Franken. Und: «Diese Unternehmen haben noch die Möglichkeit zu wachsen, das bedeutet für uns ein dauerndes Lizenzgeschäft», so Ryser.
Keine Konkurrenz
Ryser macht weit und breit keine Konkurrenz aus: «Es ist erstaunlich, aber bisher hat sich noch niemand um diesen Markt gekümmert. Natürlich gibt es einige andere Lösungen, aber die meisten sind reine Fibulösungen. Andere sind total veraltet, viel zu kompliziert oder müssen für teures Geld den Anforderungen des Unternehmens angepasst werden. Welches Kleinunternehmen hat schon zwanzig bis dreissigtausend Franken flüssig für Software, die vieles kann, das man nicht braucht und man nicht handhaben kann.» Recht hat er, der Ryser. (mh)
Info Modan Small Business
Systemanforderungen:
PC mit Pentium 133 MHz oder höher;
Windows 95 / 98 / NT 4.0 / 2000 oder höher;
Mind. 32 MB Arbeitspeicher;
80 MB freier Festplattenspeicher;
CD-ROM-Laufwerk;
Grafikkarte mit Auflösung 1024 x 768 Pixel.