Der auf Sicherheitslösungen spezialisierte deutsche Distributor Mtrix mit Niederlassung in der Schweiz kommt nicht mehr aus den schlechten Schlagzeilen heraus. In der letzten Ausgabe berichtete IT Reseller über die beiden ehemaligen Geschäftsführer Siegfried Isele und Göran Lindholm, die beide eine Klage gegen das deutsche Mutterhaus vorbereiten respektive bereits eingereicht haben.
An der Orbit glänzte der Disti dann unrühmlich: Zwischen den Ständen von Boll und
Triple Accesss IT stiessen Besucher zwar auf eine Präsenz (Bild), die allerdings menschenverlassen war. Lediglich ein paar Verkäufer von benachbarten Ständen machten sich gelegentlich auf der Fläche breit und wunderten sich über diese obskure Situation. Ausstehende Zahlungen wurden als Grund herumgereicht. Jemand sprach gar davon, dass der Disti die Messeveranstalter um Aufschiebung der Betreibung gebeten habe, ansonsten könne man das Geld abschreiben.
Eine Woche vor der Orbit sagte Mtrix-CEO Malte Kahrs gegenüber IT Reseller, man werde dieses Mal nicht an der Messe vertreten sein, da dies ohne aktuelle Schweizer Vertretung wenig Sinn mache. Er verschwieg allerdings, dass der Stand schon gebucht war.
Vorwürfe zurückgewiesen
Ebenfalls Stellung genommen hat Kahrs in der Zwischenzeit zu den Vorwürfen des ehemaligen Schweizer Geschäftsleiters Siegfried Isele. Allerdings nur, weil IT Reseller auch ohne seine Stellungnahme über den Fall berichtet habe, wie er betont. Der Grund für «die Trennung» von Isele seien Meinungsverschiedenheiten. Zudem wisse er von Digital Persona, deren Fingerabdruck-Lösungen Mtrix vertreibt, dass Isele angefragt habe, ob er ihre Produkte künftig in der Schweiz selber vertreiben könne. Das sei nicht tolerierbar. Auch zum Vorwurf, dass die Untermietsraten für die Schweizer Niederlassung unbezahlt blieben, nahm er Stellung: Man habe bisher keinen Mietvertrag vorgelegt bekommen. Ausserdem habe man mit Isele verabredet, dass dieser die Miete aus seiner Vergütung bezahle. Auch sei der Vermieter Michael Tonin, Leiter Marketing und Vertrieb beim IT-Dienstleister IT Vision, ein guter Bekannter von Isele.
Isele bestreitet das freundschaftliche Verhältnis zu Tonin nicht. Allerdings bestehe der Mietvertrag mit Mtrix Deutschland und nicht mit ihm selber. Dass er die Mtrix-Produkte selber habe vertreiben wollen, stimme nur bedingt. Zwar bemühe er sich nun darum, die Authentifizierungs-Software SMS Passcode selbst in der Schweiz vertreiben zu dürfen, da diverse Unternehmen ihr Interesse daran bekundet hätten, aber nicht mehr über Mtrix einkaufen wollten. Digital Persona habe er hingegen nicht angefragt. Und dann kommt ein ähnlicher Vorwurf zutage, wie jener, den er sich selbst gefallen lassen muss: Klüngelei. Denn der Vertriebsleiter von Digital Persona sei ein Jagdkollege von Mtrix-Geschäftsführer Malte Kahrs. Zudem macht er darauf aufmerksam, dass er je nach Interpretation mindestens zwischen 50'000 und 145'000 Franken offene Forderungen an seinen ehemaligen Arbeitgeber habe.
Ausserdem habe er vernommen, dass der Anwalt, der Mtrix gegen seinen Vorgänger Göran Lindholm verteidigt habe, das Mandat niedergelegt habe: Wegen offenen Honorarzahlungen. Dass er mit solchen Informationen an die Öffentlichkeit geht, begründet er damit, dass er weitere potenzielle Geprellte warnen möchte.
Domizil eingebüsst
Bevor die Angelegenheit richterlich geklärt ist, gilt wie üblich die Unschuldsvermutung, also eigentlich für beide Parteien. Sicher ist im Moment bloss, dass das Handelsregisteramt Schwyz Anfang April das Unternehmen aufgefordert hat, den gesetzmässigen Zustand hinsichtlich Rechtsdomizil wieder herzustellen. Bei Adresse steht lediglich vermerkt: «Die Gesellschaft hat ihr Domizil eingebüsst». Ausserdem steht unter «Bestimmungen für die Zweigniederlassung»: «Die Vertretung ist ungenügend geregelt.» Auf der offiziellen Mtrix-Website ist noch immer die Niederlassungsadresse im Zürcher Technopark vorzufinden. Die Telefonnummer dazu ist allerdings die gleiche wie jene für Deutschland. Laut Malte Kahrs sei man derzeit auf der Suche nach einem Nachfolger für den ehemaligen Schweizer Geschäftsführer Isele. (Claudio De Boni)