B2B-Marktplätze: Europa holt auf

17. Mai 2000

     

Laut einer Analyse des Berliner Wirtschaftsforschungsinstituts Berlecon Research sind in den ersten fünf Monaten 2000 in Europa fast ebenso viele Marktplätze gegründet worden wie im gesamten 1999. Weltweit identifizieren die B2B-Experten rund 1000 virtuelle Handelsplattformen.

Während die Zahl der amerikanischen Marktplätze Ende letzten Jahres noch stärker wuchs als in Europa, ist jetzt eine klare Trendwende erkennbar: Seit Anfang 2000 ist das europäische Wachstum mit rund 40% fast doppelt so hoch wie in den USA, wo der Wachstumstrend bereits deutlich abflacht.


Insgesamt ist der Entwicklungsstand des "Marktes für Marktplätze" in Europa mit der US-Situation Ende 1998 zu vergleichen. Der amerikanische Vorsprung von ehemals zwei Jahren im Oktober 1999 ist damit um sechs Monate geschrumpft.

Zu den wachstumsstärksten B2B-Branchen weltweit gehören die Bauwirtschaft, der Gesundheitssektor, Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sowie der Lebens- und Genussmittelbereich mit Wachstumsraten von bis zu 400%. Mit den für 2000 bereits angekündigten, aber noch nicht aktiven Projekten steigt die Rate auf bis zu 550%. Allein in Deutschland wurden in diesen Branchen seit Oktober über 25 neue Marktplätze gegründet.

Konnten zudem die Analysten im Herbst 1999 noch mehrere "White Spots" ausmachen, sind die Bereiche, in denen sich Marktplatzmodelle lohnen, nunmehr weitgehend entdeckt und zumindest durch einen Pionier besetzt. "Es gibt nur sehr wenige Marktplätze, die nicht schon ein Vorreitermodell in den USA haben", sagt Utz Weitzel von Berlecon Research. "Wir beobachten ein starkes Wachstum mit – weltweit gesehen – kaum Besetzung neuer Branchen." Das sei typisch für einen reifenden Markt, in dem neue Marktplätze in bereits besetzte Industrien drängen.

Wachstumspotenzial in Europa erkennt Weitzel noch für die Branchen Energie, Agrar sowie Mess- und Testgeräte. In Deutschland gebe es auch Potential bei den Lebens- und Genussmitteln sowie im Gross- und Einzelhandel.

Deutliche Unterschiede zu den USA zeigt die Analyse bei den Transaktionsformen: Während in Europa vor allem die Zahl der Auktionsplattformen stark gestiegen ist, haben sich in den USA die Kataloge durchgesetzt. Weitzel: "Auktionsmodelle sind relativ einfach und schnell realisiert, Kataloge sind hingegen technisch am schwierigsten in virtuelle Marktplätze zu integrieren. Hier stellen die USA deutlich ihre technologische Vorreiterrolle unter Beweis."

Die Ergebnisse der Analyse sind in einer Datenbank zusammengeführt, die derzeit Kurzprofile von rund 1000 Projekten enthält und wöchentlich aktualisiert wird. (mvb)


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