Ab August 2000 startet die Lehre zum neuen Beruf "Telematiker". Das haben heute die Verbände VSEI (Schweizerische Elektro-Installationsfirmen) und VSTI (Schweizerische Telecom Installationsfirmen) an einer Pressekonferenz in Bern bekanntgegeben. Ziel ist die Ausbildung zum Netzwerkspezialisten, den die Verbände als Ergänzung zum Informatiker und Elektromonteur positionieren. Auch der Elektromonteur werde in der Telematik ausgebildet, aber nur soviel, wie er dies als Allrounder brauche.
Der VSEI führt den Beruf Telematiker zusätzlich zu seinen Lehrberufen Elektromonteur, Elektrozeichner und Montage-Elektriker. Mit ihren insgesamt rund 10'000 Lehrverhältnissen bildet die Elektroinstallationsbranche nach den kaufmännischen Berufen die meisten Lehrlinge aus.
Der Aufgabenbereich des "Telematikers" umfasst Dinge wie
– Telefon, Fax, Mobiltelefon (Handy), Computer, Internet und E-Mail.
– Installation, Programmierung, Inbetriebnahme und Wartung der Anlagen.
– Vernetzung, Prüfung und Konfiguration von Netzwerken und -komponenten
– Erstellen von Glasfaserverbindungen, Anschluss von Geräten ans Starkstromnetz.
– Einrichtung von PC-Arbeitsplätzen z.B. für das Internet.
– Erklärung der Bedienung von Apparaten und Anlagen gegenüber Usern.
– Erstellen von Radio-/TV- und Satellitenanlagen.
Nötig sei eine Ausbildung in diesen Bereichen v.a. auch als Folge der Liberalisierung der Telecom-Märkte: "Gab es früher einen nationalen Telefonanbieter und staatlich konzessionierte Telefoninstallateure, kauft man heute das Telefon in der Migros, und jeder Bastler kann mit Komponenten aus dem Mediamarkt ein Computernetzwerk installieren", so eine Aussage an der PK. Das Resultat: Bis zu 60% aller Netzwerkstörungen seien heute auf nicht fachgerechte Installationen oder mangelhaften Systemunterhalt zurückzuführen.
Die Ausbildung im Lehrbetrieb, in der Berufsschule und im Einführungskurs dauert insgesamt vier Jahre und umfasst 2240 Lektionen. Voraussetzung sind "gute bis sehr gute Leistungen auf dem obersten Niveau der Oberstufe". Lehrbetriebe sind Unternehmen in der Telematik oder Telematikabteilungen von Elektro-Installationsbetrieben. Bei sehr guten Leistungen kann die Berufsmaturität erlangt werden. Die Lehre sei auch für Gymnasiasten attraktiv: In einem speziellen zweijährigen Lehrgang können sie den Lehrabschluss und so den Zugang zur Fachhochschule erreichen.
Für Lehrbeginn August 2000 rechnen die Verbände schweizweit vorerst nur mit achtzig Lehrverhältnissen. Ein Grund: Das Zielpublikum - gute Schüler – hätten in den meisten Fällen ihren Lehrvertrag schon lange in der Tasche. Bis in zwei Jahren werden aber mindestens 400 Lehrlinge erwartet.
War aber braucht es neben dem ebenfalls jungen Beruf "Informatiker" überhaupt noch einen Telematiker? Erich Schwaninger, Leiter Berufsbildung beim VSEI: "Die beiden Berufe ergänzen,
aber ersetzen sich nicht. Der Informatiker kennt die Welt des Telematikers nicht oder nur am Rande. Die Informatiker-Ausbildung entspricht nicht den Bedürfnissen der Telecominstallationsbranche." Es gebe viele Bereiche, wo sich beide optimal ergänzen, z.B. in Informatik-Centers von Banken
Obwohl der Beruf Telematiker de jure erst seit dem 1. Januar 2000 besteht, führt der VSEI schon seit 1994 Telematiker-Berufsprüfungen durch. Mit dem neuen Beruf Telematiker erhält die Berufsprüfung eine neue Basis auf höherem Niveau. Zudem wollen VSEI und VSTI zusammen auch eine höhere Fachprüfung "Telematiker" anbieten als Ergänzung zu den bestehenden Berufsprüfungen wie Elektro-Planer und Elektro-Installateur. (mvb)