Deutsche Manager zaudern beim Thema E-Commerce

16. Juni 2000

     

Deutsche Manger behandeln das Thema E-Commerce zögerlicher als ihre europäischen Nachbarn, obwohl ihre Unternehmen die besseren technischen Voraussetzungen dafür geschaffen haben. Dies ist die Kernaussage des dritten europäischen E-Commerce-Index von CMG, dem euroäischen Spezialisten für Managementberatung, Software- und Systementwicklung sowie Integration und Dienstleistungen für E-Commerce mit Niederlassungen in über 40 Ländern.

Im "CMG e.COM index" wird untersucht, wie gut die Wirtschaft in Deutschland, Frankreich, Grossbritannien und den Niederlanden auf E-Commerce vorbereitet ist. Die wichtigsten Ergebnisse:


- Nur ein Drittel der deutschen Topmanager erwarten, dass der Online-Handel in absehbarer Zeit mit 25 Prozent oder mehr zum Umsatz ihrer Unternehmen beiträgt. Die Kollegen in den anderen Ländern sind optimistischer: Etwa zwei Drittel erwarten bis in fünf Jahren einen E-Anteil am Umsatz von 25 Prozent.

- Ein Viertel der deutschen Manager erwartet für die nächsten zwölf Monate keine wesentlichen Zuwächse im Online-Handel. In den restlichen Ländern Europas teilen diese Ansicht nur 20 Prozent.

- Mehr als die Hälfte ist überzeugt, dass E-Commerce in den nächsten fünf Jahren keine wesentliche Rolle für ihr Unternehmen spielt. Im europäischen Durchschnitt der anderen Länder teilen diese Ansicht nur ein Drittel der Befragten.

- Langfristig messen 20 Prozent der deutschen Manager dem E-Commerce keine Bedeutung zu. Ausserhalb Deutschlands glauben das nur zehn Prozent der Befragten.

Diese Ergebnisse sind umso erstaunlichen, wenn man ein weiteres Resultat der Untersuchung berücksichtigt: Drei Vierteil der Unternehmen in Deutschland sind nach eigenem Bekunden technisch ausreichend auf die Online-Welt vorbereitet. In dieser Hinsicht stufen sie sich gegenüber den Mitbwerbern in Grossbritannien, Frankreich und den Niederlanden als klar überlegen ein, liegt hier die Rate der Selbsteinschätzung doch nur bei 60 Prozent. Mehr als ein Drittel der deutschen Nachbarn sieht hier Nachholbedarf.

Die Gründe für diesen Wiederspruch: Zwei Drittel der deutschen Topmanager befürchten, dass der Online-Umsatz ganz oder mehrheitlich zu Lasten der bisherigen Vertriebswege geht. Ganz anders sehen es die Entscheidungsträger in den restlichen Ländern. Hier stufen fast 60 Prozent das Internet als Quelle für zusätzliche Umsätze ein. Mehr als ein Drittel der deutschen Führungskräfte kann übrigens keinen Grund für ihr zögerliches Verhalten gegenüber E-Commerce nennen. Die europäischen Nachbarn hingegen beklagen in erster Linie die eigene kulturelle Behäbigkeit als gravierendsten Hemmschuh für den Aufbruch in die New Economy ein.

In Deutschland, so der Bericht, hätten sich bislang nur wenige Branchen, beispielsweise die Finanzwirtschaft, von der Zurückhaltung gegenüber E-Commerce lösen können. Für die missliche Situation mach Reinhold Friedrich, Geschäftsführer und Chairman von CMG, die anhaltende Fokussierung der deutschen Unternehmen auf das Business-to-Consumer-Geschäft mitverantwortlich: "Der Verband der deutschen Internet-Wirtschaft, der Silicon City Club, das Venturelab und alle anderen nahmhaften Organisationen der Online-Wirtschaft prognostizieren, dass künftig gut drei Viertel des Internet-Marktes auf das Business-to-Business-Segment entfallen. Dennoch konzentriert sich die Hälfte der deutschen Unternehmen beim Online-Engagement auf den Endverbraucher."

Im restlichen Europa halten sich laut der Untersuchung die Unternehmen stärker an die Realität. Zwei Drittel der Unternehmen in Grossbritannien, Frankreich und den Niederlanden engagieren sich aussschliesslich oder primär im B2B-Geschäft. (mh)


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