Infomatec und Brain im freien Fall

15. September 2000

     

Gleich zwei grosse deutsche Software-Hersteller sind derzeit im freien Fall. Zum einen ist das Infomatec, die sich seit der Kotierung am "Neuen Markt" in Frankfurt dem Dauer-Triumphalismus widmet. Eine der häufigen Erfolgsmeldungen zu Handen der Presse (auch wir werden von solchen Meldungen geradezu überschwemmt) war falsch oder zumindest irreführend. Das hat der Infomatec nun mächtigen Unmut der Aktionäre eingebracht – die "Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre" (SdK) will gegen Infomatec klagen. Der schlimmste Fall, die De-Kotierung vom Neuen Markt, scheint nun vorläufig abgewendet worden sein. Bauernopfer sind die beiden Vorstandsmitglieder Gerhard Harlos und Alexander Häfele, die auf Ende Jahr zurücktreten.

Schwere Vorwürfe gibt es auch gegen den Schweizer Manager der Infomatec, Hanspeter Kipfer. Er, der erst kürzlich zum COO ernannt wurde, baue hinter dem Rücken seiner deutschen Brötchengeber in Zürich eine eigene Firma auf, heisst es.


Auch die deutsche Brain International befindet sich in massiven Schwierigkeiten. Brain ist ebenfalls am Neuen Markt kotiert und erlitt einen massiven Wertzerfall in den letzten Monaten. Brain machte im ersten Semester 2000 einen Verlust von fast 30 Mio. Mark (Umsatz: 113 Mio.). Nun soll mit Massenentlassungen den Kosten auf den Pelz gerückt werden. Die deutsche "Computer Reseller News" berichtet von 300 Stellen, die dem Abbau zum Opfer fallen sollen. Und bereits kursieren auch erste Übernahmegerüchte.

Die Moral von der Geschichte ist schnell erzählt und hat sich auch schon in der Schweiz bewiesen: Es nützt nichts, den Aktienkurs der eigenen Firma mit pausenlosen Erfolgsmeldungen in die Höhe zu puschen. Spätestens Ende Quartal kommt es ja doch aus. Der Hightech-Hype ist vorbei. (hc)


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