Die Übernahme von Callino durch Commcare wird nicht wie ursprünglich geplant vollzogen. Statt Aktien von Callino zu übernehmen wird Commcare nun lediglich Callinos nationale WLL-Lizenz erwerben. Ein Gesuch zur Übertragung der Lizenz wurde bei der Comcom eingereicht. Die neue Situation sollte nicht zu Schwierigkeiten bei der Lizenzübernahme führen, glaubt Commcare. Man hofft auf einen positiven Entscheid innerhalb eines Monats. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
Der Kurswechsel bei Commcare ist verständlich. Beim Due Diligence Verfahren, das nach dem Abschluss der Verhandlungen zwischen Commcare und Callino am 6. April begann, haben die Commcare-Berater nämlich ein dickes Haar in der Suppe entdeckt: Durch nach Ende 2000 erfolgte, juristisch nicht abgesicherte Aktentransaktionen zwischen Formus-Tochtergesellschaften ist es nicht sicher, wem die Aktien der Callino Schweiz überhaupt gehören. So besteht die Möglichkeit, dass die Verwalter der ebenfalls in Liquidation befindlichen Callino Gmbh in Deutschland Forderungen in der Höhe von 42 Mio. Franken an Callino Schweiz stellen könnten.
Callino selbst wird nun liquidiert. Im Falle einer überstürzten Liquidation könnte es zu einem Vertrauensverlust in die gesamte Branche kommen, befürchtet Commcare. Damit das Ganze möglichst reibungslos über die Bühne gehen kann, will Commcare das Callino-Management deshalb unterstützen. Ganz uneigennützig ist das sicher nicht. Durch die Ankündigung der Übernahme hat Commcare seinen Namen mit dem Callinos in den Augen der Kunden und der Gläubiger verknüpft. Käme es bei der Liquidation zu Nebengeräuschen würde speziell das Commcare-Image darunter leiden.
Der Service für die ADSL- und Voice-Preselection-Kunden soll ohne Unterbruch weitergeführt werden, bis sie von einem neuen Service-Provider übernommen werden. Ausserdem, sagt Callino-Chef Peter Waser, seien genügend Vermögenswerte vorhanden, dass eine stille Liquidation angestrebt, und die Callino-Schulden weitgehend bezahlt werden können. (hjm)