COS / Karma: "Wir hatten keine andere Wahl"

26. April 2001

     

Wie bereits gestern gemeldet, zieht sich COS von der geplanten "Fast-Übernahme" von Karma zurück. COS hatte angekündigt Kundenstamm und Personal (nicht aber die Firma) von Karma Components per 1.5. zu übernehmen und daraus COS Components zu lancieren. Ausserdem plante Kurt Früh den Aufbau einer paneuropäischen Einkaufsorganisation für Komponenten unter der Leitung des Karma-Mannes Patrick Matzinger. Neben Karma Schweiz führte COS auch Gespräche mit Karma England und Karma auf der iberischen Halbinsel.

Daraus wird nun nichts. Der Grund liegt in Eigentumsvorbehalten, die offensichtlich immer noch auf Karma lasten. COS-Chef Kurt Früh: "Wir hätten in jedem Land einen langjährigen Rechtsstreit riskiert, der uns nichts angeht. Leider sind die Eigentumsfragen immer noch offen. Deshalb blieb uns nichts anderes übrig, als von der Übernahme zurückzutreten." Nun soll der Deal "ganz normal" (Früh) zurückgeführt werden. Allerdings wird die Einkaufsorganisation COS IP trotzdem aufgebaut – ohne Matzinger.


Hinter den Eigentumsvorbehalten dürfte Mark Keogh stecken. Dieser hat aus den überlebenden Resten des zusammengebrochenen CHS-Konzerns einen neuen paneuropäischen Disti namens Europa IT gezimmert und immer die Rechtmässigkeit des Karma-MBOs (Management Buy Out) bestritten.

VORGESCHICHTE

Die Karma-Story ist einigermassen kompliziert. Im Sommer/Herbst 99 brach der CHS-Distributionskonzern zusammen. Zur CHS-Gruppe gehörte auch Karma als paneuropäischer Komponenten-Disti. Matzinger und seine Kollegen kauften im Herbst 99 die Aktien der Karma-Ländergesellschaften von einer Luxemburger Bank, wo sie von CHS als Sicherheit hinterlegt waren. Sie übernahmen aber gerechterweise nicht die zentrale Einkaufsorganisation von Karma/CHS (eine winzinge GmbH in der Innerschweiz, die später Konkurs ging), die riesige Ausstände gegenüber Lieferanten wie IBM hatte. Um allfälligen Forderungen aus dem Weg zu gehen, hatte COS deshalb auch nur vor, die Kunden- und Lieferantenbeziehungen sowie das Personal von Karma zu übernehmen, nicht aber die Firma zu kaufen.

Umstritten ist nun, ob die Bank überhaupt berechtigt war, die Aktien der einzelnen Karma-Ländergesellschaft an die Karma-Manager sowie ihre Kapitalgeber zu verkaufen. Kurt Frühs Fazit: "Jetzt habe ich wenigstens den Durchblick in dieser Geschichte." (hc)

Lesen Sie in der übernächsten Heft-Ausgabe des IT Reseller ein ausführliches Interview mit Patrick Matzinger über die Zukunft von Karma.




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