Dettwiler Informatik übernimmt Processlink

Fusionen und Akquisitionen im Schweizer Informatik- Markt folgen sich Schlag auf Schlag.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2000/10

     

Die Basler Dettwiler Informatik schliesst sich sich mit der Processlink GmbH in Basel und Zürich und der Processlink C&S AG in Basel und Hünenberg zusammen. Gründer Werner Dettwiler zieht sich aus dem operativen Geschäft zurück, Robert Säuberli ist designierter VR-Präsident der «neuen» Dettwiler-Gruppe. Die Dettwiler AG hat ihre Eigenkapitalbasis erst letztes Jahr mit Venture Kapital von 3i aufgestockt. Die Processlink-Gruppe wurde vom ehemaligen Dettwiler-Mann Maurus Wenger aufgebaut, der nun als designierter Geschäftsführer zu Dettwiler zurückkehrt.

Eine Fusionswelle

Seit Beginn 2000 gab es eine Fusionswelle bei den Schweizer VARs. Einige Beispiele: Simultan / Kleeb, Agro-Data / BF-Solution, Delec / Teleprint. Die Margenerosion im Hardwaregeschäft und der Trend von Grosskunden zum «One-Stop-Shopping» sind als wichtigste Gründe auszumachen. Dazu Robert Säuberli: «1990 erreichten wir einen Dienstleistungsanteil von zwei Prozent am Gesamtgeschäft, im Jahr 2000 werden es über 30 Prozent sein. Die Anforderungen der Informatik-Kunden wachsen. Wir wollen sie als Gesamtlösungsanbieter ins Web-Zeitalter begleiten. IT Reseller schreibt ja oft genug über fallende Margen. Wir haben uns aus Überlegungen zur Ertragsseite in verschiedene Dienstleistungs-Bereiche vorgewagt. Aber aus eigener Kraft in diesem Markt zu wachsen, ist aufgrund der knappen Informatiker-Ressourcen eine fast zu grosse Herausforderung – gut ausgebildete und erfahrene IT-Mitarbeiter sind nach wie vor sehr schwierig zu rekrutieren. Dies ist mitunter einer der wichtigen Gründe, weshalb wir uns entschlossen haben die beiden Unternehmen zusammenzuführen.»

Oracle und SAP-Know-how

Dettwiler bietet heute Integrationsservices und Hardware im Client/Server-, Unix und Midrange-Bereich an. Als Partner werden Sun (Enterprise Server), IBM (AS/400, RS 6000), HP (HP 9000, PC und Peripherie), Compaq und Siemens genannt. Mit Processlink kommen nun zusätzliche Ressourcen in den Bereichen Internet und Datenbank-Applikationen (Oracle und Microsoft), Outsourcing, NT-Migrationen und Consulting dazu. Säuberli weist auf einen weiteren wichtigen Gesichtspunkt hin: «Processlink hat begonnen Basis-Suport im SAP-Umfeld aufzubauen. Dieses interessante Feld wird jetzt gemeinsam gefördert.»
Ähnlich wie der Hardware-Arm von Simultan, Simultan-Kleeb, will sich auch die «neue» Dettwiler-Gruppe im ASP-Markt engagieren. Doch wird der Hardware-Handel nicht etwa aufgegeben. Säuberli: «Der Handel im Unix-, Midrange- und PC-Umfeld war, ist und bleibt ein Standbein von Dettwiler.»
Die neue Firma wird von Maurus Wenger operativ geleitet werden und ca. 230 Personen in Niederlassungen Zürich, Basel, Bern und der Zentralschweiz beschäftigen. Robert Säuberli soll in Zukunft dem Verwaltungsrat vorstehen. Wenger und Säuberli kennen sich von der gemeinsamen Vergangenheit bei IBM und Dettwiler schon lange – ein Umstand, der den Zusammenschluss erleichtert hat, so Säuberli.

... der nächste folgt sogleich

Neben dem Ausbau des Dienstleistungsgeschäfts steht für Säuberli die geografische Abdeckung des Schweizer Marktes im Vordergrund. Weitere Akquisitionen mag er deshalb auch nicht ausschliessen: «Wir beobachten den Markt. Wenn sich etwas Interessantes findet, sind weitere Übernahmen durchaus möglich.»
Die Spekulation, dass hinter dem Expansionsdrang von Dettwiler auch Börsenpläne stecken könnten, liegt nahe. Robert Säuberli will zum heutigen Zeitpunkt solche Überlegungen nicht kommentieren. (hc)


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