Umax: Neue Strategien


Artikel erschienen in IT Reseller 1999/11

   

Der taiwanesische Scanner-Hersteller Umax hatte es im letzten Jahr nicht leicht. Zwar konnte das Unternehmen mit den Scanner-, Notebook- und Workstationgeschäften noch einigermassen zufrieden sein, doch die Verluste, die mit den Mac-Clones eingefahren wurden, wiegen schwer. Nachdem der Apple Interim-CEO Steve Jobs die Clone-Strategie seiner Vorgänger rückgängig gemacht hatte, drosselte Umax im letzten Jahr die Produktion der Mac-Clones. In der Folge verlor Umax 1998 rund 40 Mio. Dollar mit dem Clone-Geschäft.
Dr. Frank Huang, Vorsitzender von Umax, klagt: «Wegen Jobs müssen wir aus dem Markt aussteigen. Wir sind der Meinung, dass Apple den Vereinbarungen nicht nachgekommen ist. Sie mochten die Lizenzidee wohl nie wirklich.» Und er fügt bei:«Mit Jobs zu verhandeln, ist ein schwieriges Geschäft.» Laut Huang überlegte sich Umax, zu prozessieren, scheute aber schliesslich vor den Schwierigkeiten und den Kosten zurück. Die Verträge mit Apple laufen im Juli sowieso aus und nun sucht Umax das Heil in neuen Produktstrategien.

Vom Hardwarehersteller zum ISP

Zum Mac-Clone-Desaster kommt der allgemeine Trend, dass heute mit PC-Hardware immer weniger Geld zu verdienen ist. Umax entschloss sich daher, ihr Glück auf neuen Märkten wie Handheld-Geräten und Internet-Dienstleistungen zu versuchen. Die Produktstrategie des Unternehmens könnte Umax bei diesem Wechsel bessere Chancen geben, als manch anderer Hardwarefirma.
Noch in diesem Monat soll ein Handheld-Computer auf den Markt kommen, der es ohne Kabelanschluss ermöglicht, Aktienkurse zu empfangen und Börsengeschäfte zu tätigen. Nur zwei Wochen später will das Unternehmen einen eigenen Online-Brokerdienst anbieten. Damit werden zwei bestehende Abteilungen zusammengeführt: Einerseits bietet Umax bereits heute mit dem «Intermessenger» einen proprietären Handheldcompuer mit Beeper an, anderseits verfügt das Unternehmen über eine unabhängige Bank- und Finanzabteilung mit einem eigenen Börsendienst.
Der neue Beeper/Handheld enthält ein Telefon. Die Börsenkurse werden mittels Beeper-Technologie an den Intermessenger geschickt. Wenn ein Anwender einen Handel abschliessen möchte, sendet der Intermessenger ein Signal zum Telefon, das dann seinerseits einen Fax oder eine telefonische Mitteilung zum Broker schickt. Das sei, versichert Huang, die erste, wirklich kabellose Börsengeschäftslösung.
Auch andere Firmen haben ähnliche Pläne angemeldet. So will etwa Palm Computing für ihren Palm IV noch in diesem Sommer einen analogen Dienst anbieten. «Der PC dient heute vor allem der Kommunikation», sagt Huang, und fügt bei: «Der Tag gehört demjenigen, der den Verkehr kontrolliert, nicht dem, der das Auto baut.»

Bilder direkt ins Netz


Im Herbst wird Umax ausserdem einen neuen Scanner einführen, der in erster Linie darauf ausgelegt ist, Bilder direkt über Internet zu verbreiten. Heute werden Bilder für das Internet oft mit mehr Aufwand als nötig eingelesen. Dass immer mehr Bilder durchs Internet schwirren, ist eine Tatsache und mit mehr Bandbreite werden es wohl immer noch mehr, ob in Form digitaler Fotografien, von Videokonferenzen oder eben gescannter Bilder. Wie Huang sagt, wird mit dem neuen Scanner die Möglichkeit, Bilder für das Internet zu erfassen und zu verschicken, deutlich vereinfacht. Sowohl der Scanner wie das Handheldgerät und der Börsendienst sollen vorerst in Taiwan angeboten werden. Wenn sich die Angebote auf dem dortigen Markt als erfolgreich erweisen, will sie Umax jedoch auch weltweit vermarkten. (fis)


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