Mount10: Gehaltsklagen und Betrugsvorwürfe

8. November 2001

     

Um den Innerschweizer Hosting- und Storage-Dienstleister ist ein Festungskrieg entfacht. Ehemalige Mitarbeiter erheben schwerwiegende Vorwürfe: So sollen Löhne von freigestellten Mitarbeitern nicht bezahlt worden sein. Zudem wurde IT Reseller zugetragen, man wolle die Mount10 Service AG in Konkurs gehen lassen, um sich vor diesen Forderungen zu retten. Dazu habe CFO Markus Bernhard den verbleibenden Mitarbeitern den Auftrag erteilt, alle Serversysteme auszubauen und an die Mount10 Schweiz AG zu überbringen. Dies sind massive Vorwürfe: Widerrechtlicher Abzug von Aktiven und betrügerischer Konkurs.

Mount10 hat in den letzten Monaten massiv Personal abgebaut. Die Mount10 Service AG beschäftigt laut Markus Bernhard noch 8 Leute, firmennahe Quellen hingegen behaupten, es seien nur noch deren zwei — und die seien daran, sich einen neuen Job zu suchen. Laut Bernhard wird der Betrieb des Rechenzentrums durch die zur Holding gehörende Firma BC Business Computers gewährleistet, und nicht durch die Mount10 Service AG. Die Mount10 Schweiz AG beschäftige zur Zeit noch "25 bis 30 Leute". Man habe, so Bernhard, in Dübendorf "als Reaktion auf die veränderten Marktbedingungen einen radikalen Cut gemacht". Die Dienstleistungen würden auf jeden Fall weiter gewährleistet. Hier widersprechen sich die Behauptungen der Parteien diametral: Ehemalige Mitarbeiter von Mount10 sprechen gar davon, dass Lieferanten die Arbeit im Mount10-Bunker abgebrochen hätten. Damit würde das Konzept von Mount10 obsolet.


Erich Fehr, Marketing-Chef der BCD-Sintrag und einer der wichtigsten Hosting-Kunden von Mount10, sieht das anders: "Die Dienstleistungen werden von Mount10 garantiert. Wir waren mit Mount10 in Verhandlungen und haben den Vertrag modifiziert. ‚Sicherheit von innen‘ übernehmen nun wir, für ‚Sicherheit von aussen‘ ist die Mount10 zuständig. Die zur Zeit verfügbaren Alternativen sind zu wenig attraktiv, wir haben nach wie vor Vertrauen in Mount10.

Streit um Löhne und Boni

Fünf ehemalige Mitarbeiter, die nach ihrer Kündigung im August mit dem Badener Rechtsanwalt Dr. Hanspeter Geissmann gegen Mount10 vorgehen, stellen Forderungen im Umfang von rund 400'000 Franken. Morgen in einer Woche treffen sich die Parteien zum ersten Mal vor dem Dübendorfer Friedensrichter. Der Anwurf: Mount10 habe den freigestellten Mitarbeitern Kürzungen bei den Septemberlöhnen vorgenommen und die Oktoberlöhne nicht ausbezahlt. Dem widerspricht Markus Bernhard wehement: "Die von Geissmann vertretenen Mitarbeiter haben die Firma im Zusammenhang mit Bonuszahlungen eingeklagt, die absolut haltlos sind. Die Löhne wurden nicht ausbezahlt, weil Mount10 diese Leute selbst anklagen wird, und zwar wegen Kreditkartenbetrug." Anwalt Geissmann will diese Drohung von Bernhard auch schon gehört haben. Bisher seien aber noch keine konkreten Anzeigen seitens Mount10 bis zu ihm vorgedrungen.

Mit der herumgereichten Behauptung, weil man die Mount10 Service AG in Konkurs gehen lassen wolle, baue man seit vorgestern die Serversysteme aus und lasse diese an die Mount10 Schweiz AG überbringen, wirft man den Verantworltichen betrügerisches Handeln, nämlich Wegschaffen von Aktiven, vor. Bernhard wehrt sich vehement gegen solche Behauptungen: "Equipment, das "cash" beahlt wurde, hat gar nie der Service AG gehört. Geleaste Geräte wegzuschaffen, würde hingegen keinen Sinn machen, denn nicht in unserem Besitz stehende Geräte sind keine Aktiven." Das sieht auch Anwalt Geissmann so: "Diese Behauptung habe ich auch schon gehört, kann dazu aber keine Stellung nehmen. Selbst wenn dies stimmen würde, so liessen sich solche widerrechtlichen Handlungen — wie das Wegschaffen oder billige Veräussern von Aktiven vor einem Konkurs — nachvollziehen und könnten angefochten werden." Doch wie hoch ist der Anteil der geleasten Geräte?

Bernhard dementiert, beim Verwaltungsrat den Antrag gestellt zu haben, die Mount10 Service AG in Konkurs zu schicken. Affaire à suivre... (mh)




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