Fusionswirren reissen COS in die Miesen

COS-Chef Kurt Früh kommt unter Druck. Seine börsenkotierte Firma rechnet in diesem Jahr mit einem "konsolidierten Verlust in oberer einstelliger Millionenhöhe, so die Mitteilung. Der Hauptgrund sei ein "unerwarteter und hoher Abschreibungsbedarf bei der im 2. Quartal übernommenen Alltron AG". Früh fügt hinzu: "Debitoren- und Lagerabschreibungen, eine hohe Mitarbeiterfluktuation sowie eine unglückliche Fokussierung auf das Projektgeschäft führten zu einer raschen Kumulation von Verlusten."

Dies dürfte aber nur ein Teil der Wahrheit sein. Sicher hat der Dettwiler-Konkurs (und andere? All Com?) bei der ehemaligen Alltron tiefe Löcher gerissen, doch ist es ebenfalls kein Geheimnis, dass die ehemalige COS-Distribution in Baden vor der Integration in Alltron ebenfalls nicht erfolgreich war. Dazu kamen die üblichen Integrationswirren, die einen Teil der Umsätze, sowohl der "alten" COS wie auch der ehemaligen Alltron, zur Konkurrenz gespült haben dürften.


Ausserdem musste auch das zu erwartende Ergebnis bei COS Auctionline nach unten korrigiert werden. Es stellte sich heraus, so erfuhren wir in einem früheren Gespräch mit Früh, dass sich das Geschäft mit Endkunden erst ab einem relativ hohen Preis der Occasionsgeräte lohnt. Eine "Redimensionierung der logistischen Infrastrukturen" sei eingeleitet, so die Mitteilung.

Nimmt man die oben erwähnten Verlustquellen zusammen, so entsteht aber kaum ein Verlust in der Höhe von acht oder neun Millionen Franken – zumal die COS Concat und die deutschen Distributionsaktivitäten erfolgreich arbeiten. Des Rätsels Lösung liegt in der Buchhaltung nach IAS-Richtlinien (International Accounting Standards). Gemäss diesen Regeln muss COS in diesem Jahr die Beteiligung an der deutschen PrimusAvito teilweise abschreiben. Dies "kostet" der COS-Gruppe weitere 4 Mio. Franken.

Mit dieser Mitteilung lüftet sich auch der Schleier über dem plötzlichen Abschied von Viktor Pabst, dem ehemaligen (erfolgreichen) Chef von Alltron, aus der COS-Gruppe. Er musste wohl den Kopf hinhalten. (hc)