Um Sunbay Software stand es schlecht. Dem Unternehmen ist beinahe das Geld ausgegangen, oder – wie es Urs Gassmann, Leiter Business Development von Sunbay formuliert: „Wir haben einen haarscharfen Turnaround geschafft“. Eine anlässlich der ordentlichen Generalversammlung von gestsern Mittwoch kommunizierte Finanzspritze privater Investoren in der Höhe von 1,7 Millionen Franken wird jetzt den Weiterbestand des Unternehmens sichern.
Bereits am Tag vor der Versammlung war ein Insider an IT Reseller herangetreten und hatte schwerste Vorwürfe an die Adresse des Managements erhoben: Die 15-köpfige Belegschaft am Europahauptsitz in Rüschlikon arbeite seit dem Februar dieses Jahres ohne Lohn. Gassmann relativiert: „Sunbay hatte seit längerem Liquiditätsprobleme, die jedoch zwischenzeitlich immer ausgeglichen werden konnten. Erst ab Februar 2004 war es teilweise zu Ausständen gekommen“.
Die Geldprobleme von Sunbay blieben während vieler Monate weitgehend unbemerkt. Sie dürften zu einem grossen Teil von einem ehrgeizigen Entwicklungsprojekt hergerührt haben: Netsnapper, eine Standardsoftware, die den mobilen Zugang zu Anwendungen in Firmennetzen vereinfachen soll, wird in der Ukraine von Dutzenden von Offshore-Programmierern entwickelt. „Netsnapper führte uns klar an Grenzen“, räumt Gassmann, der Leiter Business Development von Sunbay, ein. Man habe die Situation teilweise zu optimistisch beurteilt.
Die jetzt erhaltene „Finanzspritze“ stamme von „zwei in der Schweiz etablierten Persönlichkeiten, die diesen Betrag zu unterschliedlich hohen Anteilen gezeichnet“ hätten, führt Gassmann weiter aus. Mit Thomas Knecht, einem ehemaligen UBS- und Flighte-Lease-Kadermann, übernimmt ab sofort ein Profi das Amt des Finanzchefs. Dieses war nach dem Abgang von Thomas Billeter im März 2004 vorübergehend von Andre Wattenhofer ausgeübt worden, der bereits als Verwaltungsratspräsident und als Geschäftsführer in einer kritischen Doppelfunktion waltet.
Dennoch bleiben Zweifel: Der Betrag von 1,7 Millionen ist sprichwörtlich eine Finanzspritze und eben keine dauernde Infusion. (bor)