In wenigen Wochen, Anfang September, will sich
Crealogix am SWX New Market kotieren. Ebenfalls in der neuen Börse Zürich trat letzte Woche das versammelte Management an, um das Bookbuilding zu eröffnen und allfällige Analysten-Zweifel restlos wegzuwischen – schliesslich ist das magische Kürzel IPO keine Erfolgsgarantie mehr. Die Unternehmung wurde entsprechend vom CEO Bruno Richle als makellose New-Economy-Unternehmung präsentiert. Vor vier Jahren zu dritt als Internet-Agentur gegründet, wurde die Credit Suisse erster Blue-Chip Kunde und ist bis heute ein gewichtiger Auftraggeber. Für die CS kreierten die Bubikoner dazumal die erste Netz-Bank in der Schweiz und drei Jahre später die erste Online-Broker-Plattform «youtrade».
Dazwischen liegt, mit den Worten des CEOs, der Wandel von der Netz-Agentur zur Full-Service-E-Business-Company und die Trennung von Delta Consulting, der heutigen
Namics, die einige Wellen warf.
Die Kundenliste konnte um weitere Banken und namhafte Firmen wie EMS-Chemie, Mercedes, Sun oder die Bundesverwaltung erweitert werden. Die Mitarbeiterzahl stieg auf 100 Vollzeit-Angestellte. Davon sind keine 15% im Frontend (Verkauf und Administration) tätig, wie Richard Dratva, Chief Strategic Officer, betont.
Edel-Filialen und Billiglohn-Fabriken
Crealogix sei auf die neue Internet-Ökonomie bestens vorbereitet, aber trotzdem nicht einfach eine weitere dot-com-Story, lässt das Management wissen. Schliesslich habe die Firma seit der Gründung Gewinn eingefahren. Letztes Jahr immerhin 4,5 Millionen Franken bei 19,6 Millonen Umsatz.
Aussergewöhnliches Marktwachstum für Internet-Dienstleistungen sagen die Analysten voraus, laut IDC werden im Jahre 2003 weltweit 78,6 Milliarden Dollar dafür ausgegeben werden. Von diesem gigantischen Kuchen will sich
Crealogix ein Stück von 120 Millionen Franken abschneiden.
Diesen Umsatz erahnt die Crealogix-Crew hauptsächlich im Ausland und sorgte bereits vor: Im kanadischen Toronto gibt es eine Tochter und bis Ende Jahr soll ein Ableger in Frankfurt, eine weitere Niederlassung mit E-Finance-Fokus eröffnet werden.
Beide Standorte sind nach der «Incubator»-Expansions-Strategie gegründet, also vollständige Unternehmungen, die ganze Projekte allein abarbeiten. «Quick Move» nennen die Kreativlogischen im Gegensatz dazu Projekte, die bei Erfolg zu einer eigenen Niederlassung ausgebaut werden.
Bis in zwei Jahren sollen auch Mailand und London Filialen beschert werden. Im selben Zeitrahmen soll eine E-Factory, die dritte Expansion-Strategie, in den «Billigländern» Ost-Europas eröffnet werden um vom «Lohngefälle der billigen Software-Ingenieure» zu profitieren, so das Management. Bis in zwei Jahren soll die weltweit Belegschaft auf über 900 Leute anwachsen.
«Die Geschäftsfelder von heute erinnern an die Landkarten der Seefahrer im 15. Jahrhundert, da sieht man noch lange nicht alles», schürt CSO Dratva Goldgräberstimmung.
IPO für die Kriegskasse
Am 7. September werden 310’000 bis 347’000 Namenaktien zu nominal einer Zehnernote in den virtuellen Ring der SWX geworfen, kosten wird jedes Papier zwischen 180 und 200 Franken. Damit gehen maximal 32% aller Aktien ans Publikum, den Rest dürfen die vier Crealogix-Top-Shots zur Hälfte nach einem Jahr und zur anderen Hälfte nach zwei Jahren verkaufen. Geht die IPO-Rechnung auf, werden auf einen Schlag 193 bis 214 Millionen Franken in die Kasse der
Crealogix gespült.
Mit all dem Geld soll das ambitiöse internationale Wachstum berappt werden. Eine Einkaufstour nach dem IPO-Geld-Segen ist auch schon geplant. Richle: «Wir wollen uns durch gezielte Übernahmen in etablierte Märkte einkaufen.» Mit dem vielen Geld sollen auch Innovationen gefördert und in neue Technologien investiert werden.
Die vielen, vielen Leute die all diese Pläne realisieren sollen, will sich das Management auf dem Markt besorgen. Auch in diesem Punkt legt CEO Richle unzerstörbaren Optimismus an den Tag: «Es ist uns immer gelungen, das notwendige Personal zu finden. Wir sind eine attraktive Firma und das IPO wird uns noch attraktiver machen.» (phk)