Am 27. September entschied sich der US-Supreme Court dagegen, den MS-Antitrust-Fall direkt zu übernehmen. Die Verhandlungen werden nun vorerst vor dem Berufungsgericht weitergeführt. Der Gerichtsentscheid zur Auftrennung von
Microsoft wurde bis zu einer endgültigen Entscheidung ausser Kraft gesetzt.
Experten vermuten, dass damit die ärgsten juristischen Schwierigkeiten für Microsoft überwunden sein könnten. Das Berufungsgericht gilt als MS-freundlich, der Supreme Court wird den Fall frühestens in einem Jahr behandeln, bis zu einem Entscheid werden aber eher zwei Jahre vergehen.
Da die Marktstruktur sich bis dann schon wieder radikal verändert haben dürfte, ist es unwahrscheinlich, dass ein zukünftiges Urteil, auch wenn es gegen MS ausfällt, noch eine Auftrennung beinhalten würde. Bis dahin kann Microsoft also ungehindert von juristischen Fussfesseln mit seinen entscheidenden neuen Initiativen (wie zum Beispiel der .Net-Strategie) fortfahren.
Stimmen zur Microsoft Entscheidung
Microsoft CEO Steve Ballmer zu CNBC, unterkühlt, aber mit einem leichten Lächeln: «Wir sind froh, eine Chance zu haben, unsere Position dem Berufungsgericht darzulegen. Die Entscheidung des Supreme-Court war nur ein weiterer Schritt in der juristischen Prozedur.»
Die Sprecherin des US-Justizdepartements, Gina Talamona, ohne Lächeln: «Wir freuen uns darauf, unseren Fall dem Berufungsgericht so schnell wie möglich darzulegen.»
William Kovacic, Antitrustexperte der George Washington Universität: «Dies ist ein ernsthafter Rückschlag für die Regierung. Ihre Strategie war es, den Fall so schnell wie möglich zu einer Entscheidung zu bringen. Ich glaube die Regierung hat riskiert und verloren. Die Wahrscheinlichkeit einer Aufteilung ist jetzt beinahe Null.»
Richter Jackson, der die ursprüngliche Entscheidung getroffen hatte: «Ich habe den Fall nie als einen Kampf der Willenskraft zwischen mir und Herrn Gates betrachtet.» Der Entscheid sei nur sein letztes Mittel gewesen: «Microsofts Uneinsichtigkeit war der Grund.»
Nachspiel: Wer ist der Bremsklotz?
Sofort nach der Entscheidung des Supreme Courts begann der Streit darüber, wer denn hier die Entscheidung verzögere. Das Justizdepartement verlangte, dass beide Parteien ihre Papiere bis Ende Jahr dem Berufungsgericht vorlegen sollten.
Microsoft erklärte, das würde seine Möglichkeiten dem Berufungsgericht eine umfassende Verteidigung vorzulegen in unfairer Weise einschränken. Microsoft verlangte daher fünf Monate Einreichungsfrist.
Anwälte des Justizdepartements machten sich darüber lustig: «Dies ist eine Berufung, keine Neuverhandlung.» Darauf MS, im gleichen Stil: «Es ist wirklich bemerkenswert, dass [die Regierung] nun versucht, die Schuld für und die Folgen aus ihrem taktischen Fehler MS aufzubürden.»