Die Wolken über dem PC-Himmel werden dunkler. Nach dem üblen Absturz der Intel- und Apple-Aktien traf es vorletzte Woche nun Dell. Der Grund lag in der Ankündigung des weltweit zweitgrössen PC-Herstellers, dass die Gewinne im laufenden Quartal etwas kleiner als erwartet ausfallen werden.
Die amerikanischen Aktionäre goutieren solche Ankündigungen gar nicht, so dass die Börsenkurse jeweils schnell sinken. Ein Vorgang, der wiederum das betroffene Unternehmen schwächt, da es schwieriger wird, die eigenen Leute bei der Stange zu halten oder interessante Firmen zu übernehmen.
Doch die gewaltigen Kursrückgänge von
Dell,
Intel und
Apple zeigen auch, dass viele der US-Börsenspieler (neudeutsch auch «Investoren» genannt) ihr Vertrauen in die PC-Industrie mindestens zwischenzeitlich verloren haben.
Dell gab schlechte Verkäufe in Europa als Grund für die Probleme an. Ausserdem sei weltweit die Nachfrage im KMU-Markt kleiner als erwartet ausgefallen.
Maxdata: Preiskämpfe nach Y2K
Ein ähnliches Schicksal erlitt die deutsche
Maxdata, deren Börsenwert nach gesunkenen Erträgen und Umsätzen stark schrumpfte. Obwohl der Umsatz geplant sank, da Maxdata die OEM-Produktion einstellte und Maxdata den Gewinnschwund mit starken Preiskämpfen nach Y2K erklären konnte, scheinen die Anleger massiv Vertrauen verloren zu haben.
Zusätzlich machten in deutschen Medien Berichte von Entlassungen und hohen Lagerbeständen die Runde. Maxdata-Schweiz-Chef Eric Hofmann nimmt dazu Stellung: «Richtig ist, dass Maxdata die Strukturen intern gestrafft hat und derzeit die gesamten Prozesse optimiert. Dies, nachdem in den letzen beiden Jahren immens viele Leute eingestellt wurden (schätzungsweise 500 - 600), ‘optimiert’ man nun die Belegschaft auf die neuen Strukturen und optimierten Prozesse.
Per Ende Jahr stellt Maxdata Deutschland komplett auf
SAP um (ist im Werk bereits seit Jahren implementiert), was weitere Einsparungen bei Personal etc. mit sich bringt.»
Das neue ERP-System sollte den deutschen PC-Hersteller fit für rauhere Zeiten machen.
Gemäss Eric Hofmann werde Maxdata ab nächstem Jahr wesentlich effizienter sein. Zum Beispiel kommuniziere Maxdata Schweiz heute schon direkt mit der Fabrik, ohne über Büros der Muttergesellschaft gehen zu müssen. Das bringt vor allem beim BTO (Built-to-Order) enorme Vorteile.
Herbst der PC-Hersteller?
Firmen, deren Gewinne zu einem grossen Teil vom PC-Geschäft generiert werden, könnten diesen Herbst noch ganz massiv unter Druck geraten. Während IBM zum Beispiel mit relativer Leichtigkeit massive Verluste im PC-Bereich verkraften kann, geraten Firmen wie
Dell,
Intel,
Apple oder
Maxdata an der Börse sofort in massive Probleme, wenn ihr Kerngeschäft Schwierigkeiten zeigt.
Die Dell-Manager haben die Gefahr sehen kommen und versuchen seit längerem und nicht ohne Erfolg im margenträchtigeren Speicher- und Server-Geschäft Fuss zu fassen. Doch heute wird Dell immer noch schwergewichtig als PC-Hersteller betrachtet.
Schwieriger wird es für mittelgrosse Hersteller mit noch grösserem Fokus auf PCs. Sinkt ihr Börsenkurs zu tief, werden sie zu Übernahmekandidaten oder sie könnten versucht sein, sich aus der PC-Produktion zurückzuziehen.
Auch bei Maxdata hat man die Gefahr erkannt und versuchte im März dieses Jahres, sich mit Übernahmen neu im Software-Geschäft zu positionieren. Doch noch bleibt abzuwarten, ob die Transformation vom reinen PC/Server-Hersteller zum «Full-Service-Provider» gelingt.
Wir sind gespannt auf die nächsten Zahlen von
Fujitsu Siemens,
IBM, Compaq etc.
HP-PwC-Verlobung
Passend dazu die Nachricht, dass Hewlett-Packard den Consulting-Arm von PricewaterhouseCoopers für ca. 18 Milliarden Dollar kaufen will. Hintergrund: Die US-Börsenaufsicht fürchtet Interessenkonflikte und drängt Revisionsfirmen dazu, ihre Consultingbereiche abzutrennen. Die Margen im Hardwareverkauf sind gering, Services sind wesentlich gewinnträchtiger.
IBM hat das mit seinen Global-Services aufgezeigt, andere haben ebenfalls Akquisitionen getätigt, siehe Compaq/DEC, Cisco/KPMG etc.
HPs CEO Carly Fiorina erklärte zurückhaltend, dass der Kauf Synergien freisetzen könnte, trotz HPs bereits starker Consulting-Einheit (6000 Mitarbeiter). Die Aufstockung wäre aber mächtig: Es geht um 30’000 Angestellte und 7 Milliarden Dollar Umsatz. Vor dem Gewinn stehen Hürden: Zwei Firmenkulturen müssten nahtlos integriert werden, trotz der momentanen Reorganisation bei
HP. Der Preis wird die Bilanzen belasten, S&P wird die Ratings überprüfen, aber die Aktien dürfen nicht zu weit fallen, will das Management nicht ins Schlingern geraten. Trotzdem, eine Gelegenheit wie diese ist selten. (hc/hjm)
Nachlassendes Wachstum der PC-Verkäufe in Europa
Die Zahlen der führenden Marktforschungsinstitute unterscheiden sich zwar leicht, aber das Fazit ist klar: Die Steigerungsrate bei den PC-Verkäufen wird in Europa dieses Jahr nicht mehr das Niveau der vergangenen Jahre erreichen.
Dataquest schätzt das Wachstum des PC-Absatzes im letzten Quartal für ganz Westeuropa auf 8% verglichen mit letztem Jahr. Für Frankreich, England und Deutschland errechnet Context 9,5% Zunahme im gleichen Zeitraum. Endgültige Zahlen werden allerdings erst im November vorliegen. Für das ganze Jahr werden Wachstumsraten von 13% (IDC) und 11-13% (Gartner Group) vorausgesagt. Letztes Jahr betrug das Wachstum noch 23%.