Premium-Abonnenten von IT Reseller wissen es bereits: Das Einkaufsportal Concerto steht in der Kritik. Von verschiedenen Seiten wird berichtet, dass die Betreiberfirma Proseller Endkunden angehe. So hätten Mitarbeitende von Distis im Januar Werbekarten mit Zugangsdaten für einen Test-Account an ihre private Adresse geschickt bekommen. Dies sei inakzeptabel, so der Tenor.
Concerto Pro hilft über 500 kleinen und grösseren Resellern, Preise und Lagerbestände von Hardware-Produkten bei rund 30 Distributoren abzuklären. Der Zugang ist im Handelsregister eingetragenen Resellern vorbehalten, weil auf der Plattform Händlereinkaufspreise und andere sensible Informationen der Distis eingesehen werden können.
Für Also Schweiz scheint aufgrund der Vorgänge nun der Moment gekommen zu sein, um Konsequenzen zu ziehen: "Wir haben unsere Vereinbarung mit Proseller gekündigt. Also wird mit seinen Produkten nicht mehr im allgemeinen Teil von Concerto vertreten sein. Dieser Schritt erfolgt, weil uns in den vergangenen Monaten wiederholt zu Ohren kam, dass mit unseren Daten und Passwörtern unsorgfältig umgegangen wurde", sagt Also-Boss Marc Schnyder zu IT Reseller.
Concerto-Erfinder Alfred Rossi (Bild) relativiert indes die Tragweite der "Vertragskündigung" durch
Also. Von Also werde jetzt nicht "die Zusammenarbeit" aufgekündigt, sondern lediglich die einmal erteilte Zustimmung wiederrufen, mit der Proseller erlaubt worden war, gewisse Händlerdaten allen am System angeschlossenen Resellern zu zeigen, auch wenn diese keine Also-Kunden sind. In Zukunft werden die Also-Daten folglich nur noch von den Resellern eingesehen werden können, die einen Vertrag mit dem Emmener Disti haben.
Dass Proseller Endkunden angehe, sei völlig aus der Luft gegriffen, sagt Rossi. "Allerdings ist es möglich, dass in unsere Datenbank, die wir zu Werbezwecken verwenden, ab und zu eine private Adresse hineinrutscht". Zudem müsse man sich fragen, warum Proseller überhaupt Endkunden angehen solle: "Zumal die Benutzung von Concerto Lizenzgebühren kostet, lohnt sich das gar nicht für jemanden, der nicht für mindestens 100'000 Franken im Jahr einkauft. Und mit Concerto könnte ein Endkunde gar nicht einkaufen."
Auch wenn die Distis es nicht gerne offen sagen, die durch Concerto geschaffene Transparenz mögen einige ganz und gar nicht. "Es ist nicht einfach, jeden Morgen hinzugehen und in diesem System allen zu offenbaren, dass man der teuerste der vier Grossen ist", sagt der Kadermitarbeiter eines grossen Distis, der anonym bleiben möchte. (bor/map)