Vermutung bestätigt: Brack Electronics schluckt COS

18. August 2006

     

Unsere Vermutungen von heute Nachmittag haben sich bestätigt: Der Mägenwiler Komponentendistributor Brack Electronics kauft rückwirkend per 1. Juli 100 Prozent der Aktien der Schweizer COS Distribution. Wie Brack heute Abend in einer knapp gehaltenen E-Mail mitteilt, steigt mit der Übernahme die Mitarbeiterzahl auf über 130. Brack wird durch den Kauf zum grössten Schweizer IT-Komponentendistributor mit einem konsolidierten Umsatz von ca. 170 Mio. Franken.

COS-Chef Kurt Früh macht durch den Verkauf des Distributions-Arms seine früheren Äusserungen, ein Verkauf der nicht-profitablen Töchter der COS-Gruppe sei denkbar, zur Tatsache. COS hatte vor allem mit den Distributions-Firmen in Deutschland und der Schweiz unter massiven Problemen gelitten - Händler konnten infolge der Einführung von neuen IT-Bestellsystemen nicht beliefert werden, scharenweise liefen sie in Deutschland zur Konkurrenz über, die Umsätze schrumpften und die Verlustmeldungen waren schon beinahe bei jedem Halbjahres- und Jahresbericht zur Gewohnheit geworden. Allein im ersten Halbjahr 2006 mussten sich die Aktionäre 1,8 Mio. Franken ans Bein streichen, im letzten Jahr schrieb die Gruppe einen Verlust von sage und schreibe 21,9 Mio. Franken. Auch COS Schweiz erreichte die Ziele nicht, der Umsatz schrumpfte kontinuierlich.


Durch die Übernahme entstehen Brack diverse Vorteile. Neben der räumlichen Nähe (die Geschäftsräumlichkeiten von COS und Brack befinden sich beide an der Hintermättlistrasse 3 in Mägenwil)kommt Brack an eine Kundenbasis, die trotz der Probleme der COS nicht unbeträchtlich ist. Wichtiger aber noch sind die bestehenden Verträge der COS mit Herstellern, die Brack mit seiner eigenen Kraft nicht hatte. Durch den Kauf der COS Distribution erzielt Brack bei den Herstellern eine Bedeutung, die über die eigene und die der COS hinausgeht. Brack muss nun viele Produkte nicht mehr wie bisher als Subdistributor bei den Broadlinern einkaufen. Seine Margensituation verbessert sich mit einem Schlag.

Über Details will Brack erst am Montag an einer Pressekonferenz informieren. Es darf erwartet werden, dass Brack eine Sortimentsbereinigung vornimmt. So ist wahrscheinlich, dass Brack das Geschäft mit Acer, das COS seit Anfang Jahr nur noch als Subdistributor betrieben hat, aufgeben wird. Wer Roland Brack persönlich kennt, weiss, dass der pfiffige Unternehmer nicht an Geschäften interessiert ist, bei denen die Anforderungen der Hersteller an den Distributor den geschäftlichen Nutzen nicht rechtfertigen. Die Subdistribution von Notebooks gehört mit Sicherheit nicht zu Bracks geschäftlichen Kern-Interessen. Man darf gespannt sein, was das Schicksal von COS Deutschland angeht. Ob COS-Boss Kurt Früh nach all den Anstrengungen die deutsche Disti-Tochter noch behalten wird? Man hätte ihm einen ruhmreicheren Übertritt in den Ruhestand gegönnt. Oder nicht? (mh)


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Welche Farbe hatte Rotkäppchens Kappe?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER