Gestern war in der Schweiz Microsoft-Tag. An diversen Veranstaltungen präsentierte sich der Softwarehersteller in Zürich sowie am Microsoft-Hauptsitz in Wallisellen gegenüber Kunden, Partnern und der Presse von seiner Schokoladenseite. Zugpferd der von frühmorgens bis spät abends dauernden Shows, Roundtables und Podiumsdiskussionen war zweifellos Steve Ballmer (Bild), "das Original", wie Reto Hartinger, Gründer des Internet-Briefing-Clubs den Microsoft-CEO nannte. Der hühnenhafte Microsoft-Boss mit Schweizer Wurzeln, war an allen Veranstaltungen anwesend und zeigte sich gegenüber dem Publikum gekonnt charmant und umgänglich, wortgewandt, aggressiv selbstüberzeugt und gleichzeitig selbstkritisch und humorvoll.
Ballmer diskutierte unter anderem am Vormittag mit Vertretern von wichtigen Schweizer Partnern, sprach vor der Gemeinde des erwähnten Internet-Clubs zum Thema User Experience, zeigte Microsofts neueste Hardware-Innovation "Surface", einen mit fünf Kameras zu einem interaktiven Multimedia-Tisch umgebauten Vista-PC, gab den weltweiten Startschuss zum Verkauf der Unified-Communications-Produkte (deren VoIP-Elemente durch die vor zwei Jahren übernommene Zürcher Firma Media-Streams.com entwickelt wurden) und eröffnete das in Europa derzeit einzige Lösungs- und Innovations-Zentrum, in dem Firmenkunden Software-Lösungen in einer nativen Microsoft-Umgebung simulieren, evaluieren vorführen lassen können.
Ballmer unterliess keine Gelegenheit, seine Vorstellung zum Einsatz von Software in der Zukunft an den Mann zu bringen. Die Frage, ob Software via Lizenz oder übers Internet als Service bezogen werden wird und ob dazu in Zukunft weiterhin ein Rich-Client, ein PC mit viel Rechenleistung nötig sein wird oder nicht, wurde immer wieder in den Mittelpunkt gerückt. Als er das rund 500-köpfige Publikum bei Hartingers Internet-Briefing bat, durch Handaufheben seine Meinung dazu abzugeben, sagte er: "Dass die meisten hier im Saal gleicher Meinung sind wie ich, heisst nicht, dass ich recht habe, sondern nur, dass ich mit meiner Meinung zur Mehrheit gehöre."
Man solle eigentlich nie auf eine Frage eingehen, deren Antwort man nicht kennt, sagte er zu dem Thema, und machte gleichzeitig klar, dass
Microsoft auch in Zukunft Software anbieten wird, die auf lokalen Rechnern läuft und dass Anwendungen wie sie Erzrivale
Google beispielsweise mit seinen Office-Produkten übers Netz anbietet, für Microsoft lediglich eine Ergänzung des Angebots darstellen.
Um Multimedia-Angebote wie beispielsweise Web-TV oder –Video in HD-Qualität via Internet zu ermöglichen, verweist Microsoft auf seine Silverlight-Technologie, die Anwendungen ein hochwertiges Benutzererlebnis ermöglichen soll und innert kürzester Frist umzusetzen sei. So beteuerte ein Vertreter einer Entwicklerfirma, dass zwei Entwickler mit Silverlight lediglich fünf Tage benötigt hätten, um die Produkte des Pay-TV-Anbieters Premiere web-fähig zu machen. (mh)