Seit Sun im letzten Jahr Cobalt Networks, einen Hersteller von Server Appliances, übernommen hat und dafür deutlich mehr als den damaligen Börsenwert bezahlte, war klar, dass Sun sich startbereit macht, um auch in den Low-End-Servermarkt einzudringen.
Nun ist es soweit: Sun hat zwei Linien von Low-Cost-Servern vorgestellt. Dabei handelt es sich einerseits um neue Cobalt-Server unter Linux, die auf Intel- und AMD-CPUs basieren, und anderseits um neue Netra-Modelle mit Ultrasparc-Chips und dem Solaris Betriebssystem. Die neuen Server sollen in der günstigsten Konfiguration weniger als tausend Dollar kosten, denn wie Sun-Präsident Ed Zander bei der Ankündigung sagte: «Ab heute umwirbt Sun auch jene Kunden, die bisher Wintel-Lösungen kauften.»
Dass Sun jetzt auch Linux-Server anbietet, ist insofern bemerkenswert, als aufgezeigt wird, dass die Sparc-Hardware für das untere Segment eben doch zu teuer ist. Jedenfalls sollen keine Pläne existieren, die Cobalt-Linie auf Sparc/Solaris umzustellen, obwohl Sun über Jahre für Sparc und den Vorteil einer einheitlichen Hardware plädierte.
Gegen IBM, Dell, Compaq & Co.
Mit seinen grossen Allzweck-Servern war Sun in den letzten Jahren weltweit ausserordentlich erfolgreich. Im Bereich der dedizierten Server hingegen konnte sich das Unternehmen nicht gegen die günstigeren Anbieter der «Wintel»-Fraktion durchsetzen.
Auch die neuen Sun-Modelle werden kaum die x-tausend Wintel-Server ersetzen, die in Büros Printjobs und ähnliches verwalten. Vielmehr hat Sun die Service Provider im Visier, ein Markt auf dem schmale Server verlangt werden, die sich so eng als möglich stapeln lassen.
Obwohl es nicht ganz einfach ist, Maschinen für enge Racks zu bauen, die nicht überhitzen, ist das Gedränge in diesem Bereich gross.
In dem Teich fischen
Dell, Compaq,
IBM und andere seit längerer Zeit, während Sun bisher abseits stand. Suns Vizepräsident für die Sparte Network Service Provider, John McFarlane, schätzt aber, dass dieser Markt bis 2004 auf rund 38,8 Mrd. Dollar anwachsen wird, und droht: «Wir zielen auf
Dell, Compaq, IBM – auf jeden, der versucht seine Probleme auf dem PC-Markt mit Servern wett zu machen.»
Die Netra- und Cobalt-Server sind laut McFarlane für unterschiedliche Käufer gedacht: Die Netra-Linie richtet sich an Kunden, die ihre eigene Software installieren wollen. Die Cobra-«Server Appliances» hingegen werden mit vorinstallierten Anwendungen für spezielle Aufgaben ausgeliefert. Laut McFarlane sollen sie in einer knappen Viertelstunde betriebsbereit sein.
Die Konfiguration der Netras ist auf einer auswechselbaren Karte im Kreditkartenformat gespeichert. Fällt eine Maschine aus, steckt der Administrator einfach die Karte in eine andere, die auf diese Weise sofort deren Aufgaben übernehmen kann. (fis)
Die Günstigen von Sun
Die Cobalt XTRs benutzen 733er und 933er Pentium III-Chips – im Gegensatz zu den Vorgängern, die auf AMD-Prozessoren basierten – und kosten ab 4799 Dollar. Die Cache Raqs mit
AMD K6-2 Chip sind ab 1799 Dollar erhältlich.
Netra AC200 und DC200 sind Upgrades des früheren Netra T1 mit schnelleren 500 MHz-Chips und mehr Speicher. Ausserdem wurde das E1-System integriert, das die I/O-Fähigkeiten verbessert. DC bezeichnet ein Feature für Telco-Gesellschaften, die Systeme benötigen, die auch mit Gleichstrom funktionieren.
Der Netra X1 besitzt in der einfachsten Ausführung eine Ultrasparc IIe CPU mit 400 MHz, 128 MB Speicher und eine 20 GB-Festplatte. In dieser Konfiguration wird er laut Sun unter 1000 Dollar kosten.