Am Wochenende wurde bekannt, dass SAP-Chef Léo Apotheker (Bild) mit sofortiger Wirkung seinen Stuhl räumt. Der SAP-Aufsichtsrat wollte den Vertrag mit seinem Vorstandssprecher nicht verlängern. An seine Stelle wird eine Doppelspitze treten. Diese besteht zum einen aus Bill McDermott, der bisher den Vertrieb bei SAP verantwortete, sowie aus Jim Hagemann Snabe, der für die Produktentwicklung verantwortlich zeichnete. Beide wurden zu gleichberechtigten Vorstandssprechern ernannt.
Weitere Änderungen im Vorstand: SAP-Technikchef Viskhal Sikka wird neues Vorstandsmitglied, und SAP-Aufsichtsratschef und Gründer Hasso Plattner wird eine beratende Funktion im Bereich Technologie und Produktentwicklung einnehmen.
Apotheker hatte die Führung bei SAP erst 2008 von Henning Kagermann übernommen und war insgesamt mehr als 20 Jahre für den Konzern tätig. SAP-Vater Hasso Plattner begründete den Führungswechsel nun damit, dass durch die Neuaufstellung in der Unternehmensspitze die Produktinnovationen näher an die Kundenbedürfnisse gebracht werden sollen.
Frank Naujoks, Director Research & Market Intelligence beim Zürcher Beratungsunternehmen i2s, kommentierte den Schritt damit, dass es schon länger Gerüchte gab, wonach sich Hasso Plattner stärker in seinem Unternehmen involviere und dass die Tage von Leo Apotheker als Unternehmenschef gezählt seien. Naujoks: "Zu viele Fehler und Pannen sind passiert, angefangen bei den vollmundigen Ankündigungen und dem Neustart von SAP Business By Design, über Veränderungen in der Unternehmenskultur bis hin zu den leidigen Diskussionen um die Wartungspreise, als dass Apotheker sicher von einer Vertragsverlängerung ausgehen konnte." Jedoch werde die Stärkung der Rolle von Hasso Plattner die Probleme nicht einfach lösen. "Die Kunden lehnen sich zunehmend gegen das traditionelle Software-Verkaufsmodell auf, das Neugeschäft ist immer schwerer zu gewinnen, da eine zunehmende Marktsättigung in den SAP-Kernmärkten eintritt, Wartungspreise sind in der Diskussion, und die Belegschaft ist nach mehreren Reorganisationen und Sparrunden auch erst mal wieder zu motivieren", so Naujoks zur Situation bei SAP.
(mw)