Office XP als Vorgeschmack auf .Net

Nur 10 Prozent aller Funktionen werden vom durchschnittlichen Office-User auch benützt. Office XP soll die Produktivitäts-Umgebung zugänglicher machen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/04

     

Die Start von Microsofts neuer Office-Suite rückt langsam näher. In diesen Tagen soll, wie Microsoft Schweiz bekannt gab, die RC2-Version zum öffentlichen Beta-Test freigegeben werden. Man wird sie «zum Selbstkostenpreis» übers Web bestellen können.
Allerdings wollten die Leute von Microsoft bei der Präsentation immer noch keinen genauen Termin für die Markteinführung nennen. Irgendwann gegen Ende des 2. Quartals wird Office 10 unter dem Namen «XP» auf den Markt geworfen. Gleichzeitig wird die Dokumenten-Management-Lösung für Knowledge Workers «Share Point Portal Server» (Codename «Tahoe») lanciert werden. Der Win2000-Nachfolger Windows XP (Codename
«Whistler») wird dann im Herbst oder Winter nachgeschoben.
Indem sowohl der Office-Suite wie dem neuen OS der gleiche Namenszusatz XP, für «Experience», verliehen wurde, werden die beiden marketingmässig noch näher zusammengerückt. Beide Produkte werden als Vorgeschmack auf die schöne neue .Net-Welt positioniert. In dieser wird der Anwender «anstatt einzelnen Anwendungen auf jedem Gerät ein reichhaltiges Erlebnis erhalten, das alle seine Geräte miteinander verbindet. Diese Entwicklung von der Anwendung zum Erlebnis beginnt mit Windows XP und Office XP», meinte Bill Gates.

Einfachheit, Verlässlichkeit, Teamwork, Webfunktionen

Einfachere Bedienung, grössere Verlässlichkeit, bessere Teamwork-Möglichkeiten und vermehrte Einbindung von Web-Funktionen, das sind die Eigenschaften, die Microsoft seinem neuen Produkt zuschreibt.
Über die Features des neuen Office wurde schon anlässlich der ersten Betaversion im letzten November viel geschrieben, deshalb an dieser Stelle nur noch ein kurzer Abriss der wichtigsten Neuerungen. Office XP soll einfacher in der Bedienung sein als seine Vorgänger, aber nicht auf Kosten der Funktionsvielfalt.
Deshalb versucht Microsoft dem Anwender viele bisher im Wust von Menus, Untermenus und Dialogboxen verborgene Features näher zu bringen, indem man sie direkt am Ort des Geschehens erreichbar macht. Die wichtigsten Neuerungen in dieser Richtung sind die «Smart Tags» und die «Task Panes».

Vieles auf einen Klick

Smart Tags sind Buttons, die direkt im Dokument eingeblendet werden, und über ein Pulldown-Menu auf die Situation bezogene Aktionsmöglichkeiten anbieten. Entdeckt Word zum Beispiel einen aus den Kontakten bekannten Namen, kann direkt die Adresse eingefügt oder das ganze Dokument als E-Mail verschickt werden.
Wird etwas eingefügt, kann man entscheiden, ob man die ursprüngliche Formatierung behalten oder die Formatierung des Zieldokuments übernehmen will. Wird in Excel eine Formel falsch eingegeben, bietet ein Smart Tag verschiedene Hilfemöglichkeiten an. Auch die automatischen Funktionen werden durch die Smart Tags viel einfacher kontrollierbar. Am Ort einer Autokorrektur erscheint ein Tag, über den man die Korrektur ändern oder permanent ausschalten kann.
Die Smart-Tag-Technologie wird auch Drittfirmen zugänglich gemacht, die weitere Anwendungen programmieren können. Denkbar sind zum Beispiel Tags, die sich bei der Eingabe eines Börsenkürzels einblenden, und über die man den Echtzeitkurs der Aktie von der Site des Anbieters in das Dokument einblenden kann.
Task Panes sollen dem User wesentlich mehr Funktionen als bisher mit einem Klick zugänglich machen. Es handelt sich um Fenster, die auf der rechten Seite des Applikationsfensters eingeblendet werden. Sie enthalten die wichtigsten Kommandos für viele Arbeitsabläufe wie Formatierungen, Suche, Clipboard-Verwaltung, Mailmerge, Animationen, Slide Design, Vorlagen usw. Die Aktionen können nach dem Button-Prinzip ausgelöst werden, ohne zusätzliches «okay» oder «übernehmen».

Weniger vergeudete Arbeitszeit

Datenverluste wegen Programmabstürzen sollen bei Office XP durch verschiedene Massnahmen weitgehend reduziert werden. Word, Excel und Powerpoint wurden mit einer Document-Recovery-Funktion ausgerüstet, die es erlauben sollte, bei einem Absturz die geöffneten Dokumente noch abzuspeichern. Eine weitere Neuigkeit ist die Reparatur-Funktion für beschädigte Office-Dokumente. Excel und Publisher erhielten zudem das bereits aus Word bekannte Auto-Recover-Feature, das die Dateien in bestimmten Intervallen automatisch speichert.

Dokumente austauschen und überarbeiten

Gruppenarbeit soll mit Office XP weiter erleichtert werden. Helfen sollen die sogenannten «Team Workspaces». Dabei handelt es sich um eine vorgefertigte Web-Applikation, die Office-Benützer als gemeinsame Platform für den Austausch und Abgleich von Dokumenten benützen können.
Dazu gehört Termin und Ereignis-Verwaltung, Diskussionsforen, Dokument-Bibliotheken und eine Kontaktdatenbank.
Die Gruppenarbeitsplätze sollen nicht nur in Intranets verfügbar werden, sondern auch von Dritten zum Beispiel ISPs, angeboten werden können. So können Office-Benützer auch verschiedener Firmen einfach virtuelle Gruppen bilden. Einen ähnlichen Ansatz verfolgen heute bereits spezialisierte Software-Hersteller wie Autocad, die ihren Kunden mit dem Kauf der Software Internet-Gruppenfunktionen anbieten.

Näher, mein Web, zu Dir...

Erste Spuren der «.Net»-Umgebung sind in Office XP zu finden. Microsoft-typisch wird auch die Integration eines Office-Client-Arbeitsplatzes in MS-eigene Sites gefördert. So kann man im normalen «Speichern unter...»-Dialog Dokumente direkt in einem MSN-Community-Account ablegen und der MS-Identifizierungs-Service «Passport» wird in Office XP integriert.
Eine Funktion von Excel wird besonders hübsch sein: Tabellenbereiche einer Website können direkt in ein Spreadsheat importiert werden und werden dynamisch verlinkt. Ändern sich die Daten auf der Website, werden sie automatisch im Spreadsheat nachfgeführt. (hjm / hc / IW)


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