«Mein Führungsstil ist fordernd»
Quelle: SITM

«Mein Führungsstil ist fordernd»

«Swiss IT Reseller» hat mit dem ehemaligen Swisscom-Mann René M. Waser über seinen Weggang und seine Zukunft gesprochen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2011/11

     

Ende September hat sich Swisscom überraschend von René M. Waser getrennt. Waser, der seit der Übernahme von Cybernet beim Telekom-Anbieter arbeitete, leitete zuletzt die Verkaufsorganisation der KMU-Sparte in der Ostschweiz. Die Trennung erfolgte Knall auf Fall, was beim einen oder anderen einen etwas schalen Nachgeschmack hinterlassen haben dürfte. «Swiss IT Reseller» hat sich deshalb mit René M. Waser über die Gründe für seinen Weggang unterhalten. «Mein Führungsstil ist sehr fordernd und zielorientiert», so Waser. Dass gewisse Leute, die schon lange bei Swisscom arbeiten, damit nicht immer ganz glücklich gewesen seien, liege auf der Hand: «Das hat zwischendurch zu Reaktionen geführt, das kann ich nicht wegweisen.»

Unterschiedliche Auffassungen

Dass der Abgang aber nicht klar kommuniziert wurde, lässt verschiedentlich den Eindruck aufkommen, man wolle etwas verbergen. «Ich habe eine einheitliche Kommunikation angestrebt, Swisscom ist hingegen eher zurückhaltend und kommuniziert reaktiv. Ausserdem haben wir noch nicht alle Details geklärt», erklärt Waser auf die Frage, wieso sein Weggang nicht offensiv mitgeteilt wurde. Und er führt weiter aus: «Die ausschlaggebenden Gründe sind die unterschiedliche Auffassung bezüglich der Unternehmensführung und Marktbearbeitungsstrategie.»
Ein Zitat von Hardy Bouillon, das Waser gerne für seine Einstellung und sein Handeln widerspiegelt, ist: «Wenn ich Erfolg haben will, muss ich wissen, was ich will. Und wenn ich es mit anderen erreichen will, muss ich wissen, wie ich mit ihnen kommunizieren und umgehen soll. Und wenn mein Erfolg auch noch von Dauer sein soll, dann müssen meine Worte und mein Handeln so sein, dass sie von den anderen akzeptiert werden können.»


«Dies ist mir unter der neuen Führung in den letzten Monaten nicht mehr in allen Belangen gelungen, und ich akzeptiere daher die Entscheidung der Swisscom-Konzernleitung. Dies ist aus meiner Sicht auch der einzig richtige Weg, wenn man hinter etwas nicht mehr stehen kann», so Waser.

Arrogant und charismatisch

Waser weiss, dass er polarisiert und vergleicht sich selber gerne mit Arno Del Curto, dem Trainer des HC Davos. Wie den Eishockeytrainer liebt oder hasst man das IT-Branchen-Urgestein, das gleichermassen als charismatisch und arrogant gilt. Die fünf Jahre bei Swisscom hätten ihm als Person sehr gut getan, bilanziert Waser denn auch: «Ich musste mich mal wieder einordnen.»
Waser ist sich seiner Wirkung bewusst und stört sich nicht so sehr daran, dient diese Arroganz wohl manchmal auch dem Selbstschutz. Was ihn hingegen wirklich trifft, ist der Vorwurf, er hätte nichts geleistet, wie dies ein Leser von «Swiss IT Reseller» in einem Kommentar geschrieben hatte.

«Ich habe in den ersten drei Jahren nach der Übernahme von Cybernet durch Swisscom den gesamtschweizerischen ICT-Vertrieb für die neu hinzugekommenen, KMU-orientierten Dienstleistungen in den Bereichen DSL, Glasfaser, PBX oder VoIP aufgebaut», so Waser. Und in den letzten zwei Jahren habe er die Region East erfolgreich reorganisiert.


Vom ehemaligen Cybernet-Führungsteam ist Waser derjenige, der am längsten bei Swisscom geblieben ist. Ursprünglich war das nicht der Plan, allerdings brauche es sehr viel Zeit, eine ICT-Strategie und ein Portfolio aufzubauen, um den KMU eine gesamtheitliche Lösung anbieten zu können. «Und es liegt in meinen Genen, etwas, das ich angefangen habe, auch erfolgreich zum Abschluss zu bringen und mich dafür zu engagieren. Ausserdem kamen immer neue Projekte hinzu», so Waser.

Wieder Gas geben

«Ich bin ein Mensch, der sehr ehrgeizig ist, bei mir hat aufgeben noch nie gegolten. Das ist sicher sowohl eine Stärke als auch eine Schwäche von mir, vor allem, wenn es anfängt an die Substanz zu gehen. Jetzt möchte ich an der Fachhochschule in St. Gallen den MBA fertig machen und mehr Zeit mit meinen zwei Töchtern verbringen», freut sich Waser auf die kommende Zeit.
Danach will er aber wieder richtig Gas geben. «Ich habe bereits konkrete Angebote von lokalen wie internationalen Firmen», so Waser. Bis zu einer Entscheidung werde er sich aber noch etwas Zeit lassen: «Nach sieben Jahren Cybernet und fünf Jahren Swisscom mit vollem Engagement möchte ich jetzt einfach etwas Zeit für mich.»


In Zukunft sieht er sich ausserdem eher wieder bei einem ziel- und absatzorientierten Grossunternehmen. Auch ein kleines oder mittleres Unternehmen (KMU) schliesst Waser nicht aus – allerdings nur, wenn er in der Führungsetage sitze und mitentscheiden könne. «Ich könnte mir aber auch vorstellen, einen kleineren Anbieter zu kaufen, neu zu organisieren und dann richtig Gas zu geben. Von Null aufbauen, das würde ich nicht mehr machen, denn die ersten zwei, drei Jahre sind wirklich heftig.» (abr)

Kommentare
René Waser ist für mich eine Persönlichkeit, die ich als Kunde, Partner und Mitbewerber mit seiner ganzen Hilfsbereitschaft und Professionalität immer sehr geschätzt habe. Ich verstehe, dass Personen die ihm nicht persönlich kennen, ihn als charismatisch, vielleicht sogar arrogant wahrnehmen. Mich erstaunte, wie sicher viele andere auch, dass er mit seinem Background und seinen "drive" immerhin 5 Jahre bei Swisscom geblieben ist.
Sonntag, 13. November 2011, Frits van der Graaff

Swisscom, steht für Kommunikation. Diese Dienstleistungen zu verkaufen ist das Eine, jedoch gut mit den Kunden und Partnern zu kommunizieren ist das Andere. Als langjähriger Partner von Cybernet wechselten wir gezwungener Massen zu Swisscom dabei verschwand die Kommunikation.
Mittwoch, 9. November 2011, F. J. Preuss



Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Aus welcher Stadt stammten die Bremer Stadtmusikanten?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER