Peter Ohnemus hat mit 46 Jahren bereits eine bewegte Karriere hinter sich. Geboren in Dänemark, machte er die Handelsschule und eine Zusatzausbildung im Bereich Informatik: «Computer faszinierten mich schon immer», so Ohnemus. Genauso wie das Unternehmertum: Bereits mit 14 organisierte er die Zeitungsverträger in seiner Nachbarschaft und verdiente damit sein erstes Geld. Mit 17 gründete er zusammen mit seinem Bruder die erste Firma: Sie organisierten Skiferien von Dänemark nach Norditalien. Zehn Jahre später – Ohnemus lebt inzwischen in der Schweiz, wo auch sein Vater herkommt – besitzt er vier Unternehmen und trägt die Verantwortung für rund 100 Mitarbeiter. Als wäre das nicht schon genug, gründete er die Software-Firma Fantastic, welche 1999 an der Börse einen Wert von 10 Milliarden Franken erreichte. Mit dem Erfolg kam auch der Druck: «Ich dachte plötzlich: Mein Gott, was ist das für eine Verantwortung», so Ohnemus zum frühen Erfolg. Dann folgt der Absturz: Fantastic scheitert, Ohnemus leidet an einem Burnout und seine Ehe geht in die Brüche. «Ich war jung, naiv und voller Unternehmergeist», meint er rückblickend. Natürlich habe er Fehler gemacht, habe viel zu viel gearbeitet und fast nur noch im Flieger gelebt. Daraus hat er gelernt: «Heute bin ich ruhiger geworden.» Er würde heute nicht mehr vier Unternehmen gleichzeitig managen, meint Ohnemus zudem. Er habe realisieren müssen, dass er nicht überall zur selben Zeit sein kann. Zudem haben sich seine Prioritäten geändert. Heute nimmt er sich auch mal Zeit für die Familie, sieht seine zwei Töchter aus erster Ehe jede Woche, das sei ihm wichtig. Die Mädchen im Teenager-Alter sind sein ganzer Stolz. Für die Zukunft wünscht er ihnen vor allem eins: «Sie sollen ihre Berufsträume leben können und sich nicht für einen Mann aufgeben.»
Und wie sieht es mit den eigenen Wünschen für die Zukunft aus? Obwohl er sich jetzt mehr Zeit für sein Privatleben nimmt und inzwischen wieder glücklich verheiratet ist: Der berufliche Erfolg ist Peter Ohnemus wichtig. «Ich möchte für etwas anderes als den Absturz von Fantastic in Erinnerung bleiben», meint er. Ohnemus ist und bleibt ein Unternehmer. Bereits im Jahr 2003 kämpft er sich mit Asset4 erneute nach oben. Wieder mit einer Software, diesmal für den Finanzsektor. «Als Unternehmer muss man Megatrends erkennen», so Ohnemus. Und diese seien im Moment eben vor allem in der IT-Branche zu finden. Auch wenn er sich heute nicht mehr so sicher ist, ob er nochmals in dieselbe Branche einsteigen würde: «Hätte ich damals alles gewusst, was ich heute weiss, hätte ich vielleicht meine Finger davon gelassen.» Denn die Schnelllebigkeit der IT-Industrie zehre an den Kräften. «Man muss sich jedes dritte Jahr neu erfinden und repositionieren», erklärt Ohnemus. Dafür sei man irgendwann zu alt.
Sein letzter Streich
Doch so weit ist es noch nicht. Vorerst hat er noch genug Energie. Und diese setzt er derzeit voll in sein neuestes Projekt: Die Gesundheits- und Lifestyle-Plattform
Quentiq. Der Dienst soll den Gesundheitszustand eines Menschen in einer Zahl ausdrücken. Anhand von 30 verschiedenen Parametern bestimmt Quentiq den sogenannten «Health Score» zwischen 1 und 1000. Bereits ist das Unternehmen eine Partnerschaft mit der Deutschen Telekom eingegangen. In der Schweiz sollen Krankenkassen die Applikation gratis abgeben. Quentiq hat derzeit 15 Mitarbeiter – die Zahl soll sich 2012 verdoppeln. Zudem will er mit dem Unternehmen dieses Jahr nach Kalifornien und sich damit einen Bubentraum erfüllen. «Eigentlich wollte ich mein Leben lang nach Kalifornien», so der Familienvater. Vor allem das Silicon Valley habe es ihm angetan. Er selbst sei auch kein typischer Schweizer. Im Gegenteil: Ohnemus zelebriert den kalifornischen Lifestyle, hält nicht viel von hierarchischen Strukturen, ist mit allen per Du, trägt immer Jeans und niemals eine Krawatte. Warum ist er der Schweiz trotzdem so viele Jahre treu geblieben? «Die Schweiz bietet Unternehmen eine optimale Gesetzgebung», so Ohnemus. Zudem sei das Ausbildungsniveau hier sehr hoch und die Mitarbeiter loyal, was er sehr schätze. Mit Quentiq will er den Schritt ins Silicon Valley jetzt trotzdem wagen. «Ich denke, ich bin jetzt an meinem Höhepunkt angelangt», sagt Ohnemus und erklärt gleichzeitig, Quentiq werde wohl sein letzter Streich sein: «Ab 55 ist man in der Computerindustrie abgeschrieben.» Ein Problem sei das für ihn nicht. Der ewige Unternehmer freut sich auf die Zeit nach der Pensionierung. Dann werde er die Hälfte des Jahres in Verbier mit Skifahren verbringen und die andere Hälfte auf seinem Segelschiff. Vorerst aber muss er seine Hobbys noch in den Ferien ausüben – etwas, was er sich früher nicht gegönnt hatte: «Das musste ich auch erst lernen», gesteht er. Heute nimmt er jedes Jahr sieben bis acht Wochen Ferien. Weihnachten verbrachte er auf dem Segelschiff.
Peter Ohnemus
Den ersten beruflichen Höhepunkt erreichte Peter Ohnemus Anfang der 90er-Jahre, als der Unternehmer seine Firma SQL an Sybase verkaufen konnte. Darauf folgten weitere Firmengründungen und mit 27 Jahren besass Ohnemus bereits vier verschiedene Firmen und trug die Verantwortung für 100 Mitarbeiter. Als wäre das nicht genug, gründete er noch die Software-Firma Fantastic. Die Software für die Übertragung grosser Datenmengen in Unternehmensnetzwerken beschert Ohnemus grossen Erfolg und erreicht 1999 an der Börse einen Wert von 10 Milliarden Franken. Dann folgt der Absturz: Ohnemus scheitert mit Fantastic, hat ein Burnout und lässt sich von seiner ersten Frau scheiden. Doch er gibt nicht auf und kämpft sich mit einer neuen Software-Firma, Asset4, erneut nach oben: Die Software für nachhaltiges Management verkauft er 2009 an Thomson Reuters. Mit der Gesundheitsplattform
Quentiq will er es nun noch ein letztes Mal wissen.
(dv)