HP, Actebis und Tech Data mit CAP gegen Dell

Seit Jahren spricht man von «Channel-Assembly», doch so richtig konkret wird es erst jetzt. Actebis und Tech Data bauen Mass-PCs für Hewlett-Packard.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/08

     

Immerhin etwa 50 Vertreter von HP-Partnern liessen sich an die Präsentation des «CAP» (Channel Assembly Program) bei HP in Urdorf locken. Mit Harald Niemand von Actebis und Markus Heimgartner von Tech Data waren auch die Distis mit dabei, die die PCs in ihren deutschen Fabriken zusammenbauen.
Die Zusammenarbeit des US-Herstellers mit Actebis und Tech Data ist europaweit. Man habe das Programm für ganz Europa ausgeschrieben, sagt HP-Managerin Susanne Weber. Schliesslich sei man sich mit Actebis und Tech Data / Computer2000 einig geworden. Der dritte Distributor, der theoretisch in Frage gekommen wäre, Ingram, besitzt zwar eine PC-Fabrik in Holland, baut aber dort grosse Serien, zum Beispiel einen Teil der Retail-PCs für Compaq.

Wie funktioniert CAP?

HP-Partner, die natürlich ebenfalls Kunden von Actebis oder Tech Data sein müssen, können mit lokalen (Excel-Tabellen mit vorbereiteten Makros) oder Online-Tools ein PC-Grundmodell auswählen und dann weitere Komponenten (HD, Laufwerke, Grafikkarte etc.) bestimmen. Zusätzlich kann Hardware von Dritt-Herstellern (z.B. SCSI-Controller, Netzwerkkarten, zusätzliche Laufwerke, etc.) eingebaut werden.
Wirklich raffiniert wird das Angebot aber erst durch die Zusatzdienstleistungen der Distis. So kann man neben dem Betriebssystem auch kundenspezifische Software oder sogar Daten auf die Harddisks vorinstallieren und spiegeln lassen. Zusätzlich können die PCs oder sogar einzelne Komponenten mit Labeln nach Bedarf (z.B. Seriennummern, Garantiefristen, Hotline-Nummern, IP-Adressen, Aufstellort beim Kunden, etc.) markiert werden.
Weitere wichtige Dienstleistungen sind die Voreinstellung von IP- oder Gateway-Adressen, das Aufspielen von Treiber-Images oder sogar das Programmieren der Bios-Chips.

«Gegen Dell»

Gemäss HPs Channel-Entwicklerin Jeannette Kränzlin zielt der Hersteller mit dem CAP ganz klar nicht nur auf BTO-spezialisierte Hersteller wie Maxdata und Transtec, sondern auch auf Konkurrent Dell. Das Angebot eigne sich für Serien zwischen 50 und 500 PCs, ein Kundensegment, wo Dell bisher eher die Nase vorne hatte.
Mit CAP soll die Lücke zwischen den günstigen (und nieder-margigen) «Topvalue»-Angeboten und den grossen Deals geschlossen werden. HP rechnet mit einer durchschnittlichen Lieferfrist von zwei Wochen für PCs aus dem CAP-Programm.
Die Mengenangabe von 50 bis 500 Stück wurde allerdings von den anwesenden Distis gleich wieder relativiert. Tech Datas Markus Heimgartner sprach von Serien zwischen 20 und 500 Stück, für die sich CAP eigne, während Harald Niemand fand, Actebis würde auch einzelne PCs, zum Beispiel für Testzwecke beim Kunden, fertigen. Die Preise für PCs aus dem CAP sollen etwa 15 bis 20 Prozent über dem Niveau der «Topvalue»-Produkte von HP zu liegen kommen.
Für beide Distributoren ist CAP nicht neu, denn es wird in Deutschland schon seit längerem angeboten.


Selber machen oder auslagern?
Mit kundenspezifischen HP-Vectras und -Brios tut sich für HP-Händler ein neues Marktsegment auf, respektive sie können einen Teil ihrer Dienstleistungen zum Disti verlagern. Ausserdem versprechen beide Distributoren eine Verbesserung der Abläufe durch Instrumente wie Order-Tracking oder die Konfiguration der PCs durch den Kunden.
Für den Reseller stellt sich die Frage, ob er die Anpassungs-Dienstleistungen für kleinere bis mittlere Serien günstiger beim Disti einkauft oder wie bisher selbst erbringt. Ausserdem ist beim einen oder anderen Reseller sicher auch noch eine Infrastruktur für die Personalisierung vorhanden, die er amortisieren möchte.
Sicher scheint uns hingegen, dass CAP – wenn es denn so gut funktioniert wie versprochen – eine Alternative zur Zusammenarbeit mit einem lokalen Assemblierer sein könnte. Man kann die Bekanntheit einer weltbekannten Marke mit der Flexiblität von lokaler Produktion kombinieren, ohne dass man gleich selbst zum Schraubenzieher greifen muss. (hc)


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