Maxdata will weg vom reinen Hardwaregeschäft und sich ausserdem aus dem Consumer-Markt zurückziehen. Carlo Widmer, CEO von Maxdata Schweiz, erklärt: «Unser angestammtes Geschäft ist der indirekte Vertrieb von Desktops, Notebooks und Servern. Ein Teil davon ging auch in den Consumer-Markt. Der Margendruck in diesem Bereich ist inzwischen allerdings so hoch, dass wir uns entschlossen haben, dieses Geschäft aufzugeben. Denn wir können uns im Retail-Kanal nicht länger so positionieren, wie wir uns das vorstellen.» Retailer, die bis anhin noch Maxdata-Produkte verkauft haben, würden bereits jetzt nicht mehr beliefert, macht Widmer klar. «Dieser Prozess ist bereits abgeschlossen.»
Einstieg in den Embedded- Computing-Markt
Während das Consumer-Business also eingestellt wird, soll das Geschäft abseits der klassischen PC- und Server-Hardware ausgebaut werden. Einen ersten Schritt in diese Richtung hat Maxdata bereits 2012 vollzogen, als mit dem Verkauf von Messgeräten über einen eigenen Online-Shop begonnen wurde. In diesem Jahr nun will Maxdata in das Geschäft mit Touch-Terminals und Box-PC für die Industrie und Healthcare einsteigen. Widmer: «Wir sehen unsere Zukunft nicht länger allein im Verkauf von reiner Hardware, sondern wir werden uns wandeln in Richtung eines Dienstleisters, der im Hardware-nahen Umfeld Services erbringt.» Für diese Services will Widmer auf die S&T Gruppe zurückgreifen, die seit 2010 Mehrheitsaktionär von Maxdata Schweiz ist.
Beim Systemhaus mit rund 2200 Mitarbeitern – Widmer bezeichnet das österreichische Unternehmen als «IBM des Ostens» – handelt es sich um ein Konglomerat aus unterschiedlichen Firmen aus der DACH-Region, dem Balkan, Tschechien und Russland. Maxdata Schweiz will nun bei der Umsetzung von Embedded-Projekten auf die Engineering-Ressourcen der S&T Gruppe zurückgreifen – und sieht hier grosses Potential. «Bei den eigentlichen Embedded-Computing-Geräten sind die Unterscheidungsmerkmale eher gering. Entscheidend sind die Lösungen, die man rund um die Geräte anbieten kann. Und hier können wir auf viel Know-how und vor allem auch auf beachtliche Manpower bei der S&T Gruppe zurückgreifen.» Es gebe sogar eine eigene Embedded-Gruppe innerhalb von S&T, verrät der Schweizer Maxdata-Chef.
Mit kleinen Projekten habe man bereits erste, gute Erfahrungen sammeln können. Dass der Aufbau dieses neuen Standbeins aber nicht von heute auf morgen geht, ist sich Carlo Widmer durchaus bewusst. «Grössere Projekte für Industrie-Unternehmen nehmen viel Zeit in Anspruch. Die Phase, bis man den Zuschlag für ein Projekt erhält, ist langwierig und aufwendig. Bis wir hier erste Resultate vorweisen können, werden sicher ein bis zwei Jahre ins Land ziehen.»
Maxdata auf Brautschau
So lange mögen Widmer beziehungsweise Maxdata Schweiz aber nicht warten. «Wir möchten möglichst rasch in das Dienstleistungsgeschäft einsteigen. Aus diesem Grund planen wir die Akquisition von einem oder mehreren Value Added Resellern», kündigt Widmer an. Konkret suche man einen Reseller aus dem Hardware-nahen Umfeld – beispielsweise ein Unternehmen, das ERP-Lösungen oder Web-Services anbiete. «Wir suchen kein Start-up und auch keinen Newcomer, sondern eine etablierte Firma, die im Markt verankert ist und bei der wir ein gewisses Synergiepotential sehen.»
Konkrete Übernahmekandidaten habe man noch nicht ins Auge gefasst. «Wir werden sicher keinen allzu grossen VAR kaufen, auch wenn unsere Kriegskasse voll ist. Aber wir wollen uns nicht verschlucken.» Ihm schwebe ein KMU vor, ein VAR mit rund zehn Mitarbeitern und einem tiefen einstelligen Millionenumsatz, der allenfalls auch nur regional tätig ist.
Die Herausforderung, die eine Übernahme mit sich bringt, scheut Widmer nicht – und verweist wieder auf den Investor S&T Group. «Die S&T Group ist durch Akquisitionen gewachsen und hat sich immer wieder Unternehmen einverleibt, die zur Gruppe gepasst haben. Von diesen Erfahrungen können wir nun profitieren.»
Partner im Embedded-Computing-Markt gesucht
Aktuell zählt Maxdata rund 200 Fachhandelspartner in der Schweiz. Mit dem Aufbau des Embedded-Geschäfts würden diese Händler nicht konkurrenziert, macht Widmer klar, denn er kenne keinen Maxdata-Händler, der in diesem Umfeld tätig sei. Im Gegenteil: Man könne sich durchaus neue Partnerschaften vorstellen, beispielsweise mit Engineering-Unternehmen, die die Maxdata-Embedded-Lösungen in ihr Portfolio aufnehmen. Diese potentiellen neuen Partner würden dann aber wiederum mit Maxdatas angestammtem PC-Geschäft kaum in Berührung kommen. «Auf die bestehenden Partner hat dieser Ausbau unserer Tätigkeiten also keinen Einfluss. Das ist mir wichtig zu erwähnen.»
Genauso wichtig sei es ihm, klarzustellen, dass Maxdata am angestammten Geschäft festhalten wird. «Wir werden auch in Zukunft Business-Hardware über unsere Partner vertreiben, und dieses Geschäft wird auch in Zukunft unser wichtigstes Standbein bleiben.» Und Widmer verspricht: «Es wird weiterhin neue, innovative Maxdata-Geräte geben, bestehende Händler müssen sich überhaupt keine Sorgen machen.»
Bestehende Partner schützen
Dass Maxdata aber spätestens durch die Übernahme eine VARs zum Mitbewerber für bestehende Partner wird, verneint Widmer nicht. «In einzelnen Bereichen kann das dann sicher zutreffen. Wir werden jedoch ein besonderes Augenmerk darauf legen, dass wir in einem Projekt nicht gegen einen unserer Partner antreten. Zudem ist die Chance wie erwähnt gross, dass wir nur ein regional tätiges Unternehmen übernehmen und unseren bestehenden Partnern in weiten Teilen der Schweiz somit ohnehin nicht in die Quere kommen.»
Angesprochen auf den Zeitplan der Transformation, vor der Maxdata steht, erklärt Carlo Widmer abschliessend: «Im Embedded-Markt wollen wir bis in zwei bis drei Jahren Fuss gefasst haben. Und eine erste Übernahme eines VARs werden wir noch in diesem Jahr über die Bühne bringen.» Aber: Auch in zwei bis drei Jahren werde das Hauptgeschäft von Maxdata das klassische PC- und Servergeschäft sein – er rechne damit, dass dieses bis dahin noch rund 50 Prozent des Umsatzes ausmache, erklärt der Maxdata-Schweiz-Chef. «Die Veränderungen werden eine Herausforderung. Doch Maxdata hat sich noch nie vor einer Herausforderung gescheut, und die, die jetzt ansteht, können wir selbst gestalten», so Widmer in Anspielung auf die Ereignisse von 2008, als das Maxdata-Mutterhaus in Deutschland Konkurs ging und damals die gesunde Schweizer Niederlassung beinahe mit in die Tiefe gerissen hätte.
(mw)