Karma hat sich der Distributoren-Gruppe EuropaIT angeschlossen. Dies erklärte Karma-Chef Patrick Matzinger (bild) am Channel Day 01 Ende August seinen Kunden. Nur ganz aufmerksame Leser und Leserinnen von IT Reseller werden nicht überrascht sein. Denn nach dem gescheiterten Anschluss an die COS-Gruppe, sagte Matzinger in einem Interview in IT Reseller, dass ein Alleingang von Karma Schweiz durchaus seinen Reiz habe.
Auf die Frage hin, ob sich Karma EuropaIT anschliessen könnte, lautete die Antwort: «Wenn mir Keough (der Chef von EuropaIT) plausibel erklären kann, was uns das bringt, ist es eine Überlegung wert.» Offensichtlich hat Keough erklärt und Matzinger überlegt. Matzinger nennt vor allem einen Vorteil: Mit EuropaIT habe man das Finanz-Know-how, das eine Weiterentwicklung von Karma möglich mache. Zusammen mit Karma Schweiz sind auch die Karma-Ländergesellschaften von England, Holland, Tschechien, Kroatien, Deutschland und Polen zu EuropaIT gestossen.
Keough gewinnt
EuropaIT entstand unter der Führung von Mark Keough aus den Trümmern des fallenden CHS-Konzerns. Zu EuropaIT gehört heute neben fast der ganzen Karma-Gruppe auch die französische Metrologie und die skandinavische SMG-Gruppe. Keough hatte immer behauptet, dass bei der Loslösung der Karma-Gruppe aus den CHS-Trümmern nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sei.
Um jeglichen, möglicherweise langwierigen, Rechtsstreit zu vermeiden, ist im Frühjahr dieses Jahres denn auch COS von der vorgesehenen Übernahme von Karma zurückgetreten. War also Karma gezwungen, sich EuropaIT anzuschliessen? Matzinger dementiert. Es sei gar nicht soweit gekommen, dass man die juristischen Fragen näher anschauen musste.
Wieso dieser Schritt erst jetzt gekommen ist, wollten wir weiter von Patrick Matzinger wissen. Matzingers Antwort: «Das Problem mit EuropaIT von Mark Keough war, dass lange nicht sehr viel konkret feststand. Juristisch gab es EuropaIT erst im November 2000 definitiv. Zu diesem Zeitpunkt waren wir schon in Gesprächen mit COS.»
Karma gewinnt
Der Zusammenbruch von C-Connect, die Fusionswirren bei
Actebis und jetzt auch bei Alltron/COS zeigen, dass Komponentendistribution einem Akt auf dem hohen Seil gleicht. Das Geschäft ist hart, die Risiken gross und die Verdienstmöglichkeiten relativ gering. Gut geführte internationale Gruppen haben klar bessere Einkaufskonditionen, höhere Kreditlinien und durch internationale Vertriebsverträge oft auch die attraktiveren Produkte. Wir können nicht beurteilen, ob EuropaIT eine solche, gut geführte Gruppe ist. Wenn sie es aber ist – Patrick Matzinger ist davon überzeugt – dann ist mit Karma in der Schweiz wieder vermehrt zu rechnen. Man schaue sich etwa die «Linecard» der schwedischen SMG an.
Die internationale Einkaufsorganisation von Karma, die in Kurt Frühs Plänen eine relativ grosse Rolle spielte, soll aus Karma Schweiz herausgelöst werden und von der Schweiz aus als eigenständige Firma innerhalb EuropaIT weiter arbeiten.
Run auf den «Grümscheler»
Ab Oktober will Karma den Kunden mit «Blue2.ch» eine Online-Plattform zur Information und als Bestellsystem anbieten. Schwerpunkt des Angebots sind Komponenten und Monitore, daneben aber auch Netzwerkprodukte, Lexmark-Printer, Projektoren und Digicams. Später sollen weitere Produkte dazu kommen.
Die Pläne, ab 2002 spezielle Angebote für «kleine» Reseller aufzubauen, bestehen weiter. Matzinger: «Der Markt der ‘kleinen’ Reseller hat eben Potential.»
Kleine Händler sehen sich zusehends von Komponenten- und Sub-Distis umworben. Zu nennen sind da (unvollständige Aufzählung)
Tech Data, Jet, Kanyon, Karma, ...
Patrick Matzinger selbst, scheint zur Zeit genug von der Herumreiserei der vergangenen, hektischen zwei Jahre zu haben. Er werde sich in Zukunft dem Aufbau von Karma Schweiz widmen. (hc)