HP-Compaq: Skepsis und Zustimmung im Schweizer Channel

In einer kleinen Umfrage hat IT Reseller eine (nicht repräsentative) Auswahl von Schweizer HP- und Compaq-Partnern zur geplanten Fusion der beiden IT-Riesen befragt.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/16

     

Auffallend am Resultat unserer kleinen Umfrage ist, dass HP-Partner positiver reagieren als Compaq-Partner. Auf die Frage, welche Auswirkungen «New HP» auf Comline haben könnte, antwortet Geschäftsführer Andreas Lehmann optimistisch: «Für uns als Added-Value- und SI-Partner von HP (ausschliesslich HP) sieht die Zukunft sehr gut aus.
Wir finden meistens den Einstieg zu neuen Kunden über die Beziehung oder über unser einmaliges Dienstleistungsangebot im Bereich von Hochverfügbarkeit (Server und Storage). Bis anhin war es schwierig in Compaq-Hochburgen Eintritt zu erhalten – das wird sich nun massiv ändern.» Obwohl auch Lehmann auf die negativen Erfahrungen bei HP in Zusammenhang mit der Apollo-Übernahme verweist, glaubt er, dass HP einen grossen Schritt nach vorne machen wird: «Es wird ‘New HP’ gelingen, so nicht nur Dell in Schach zu halten, sondern auch IBM die Stirn zu bieten. Zudem muss sich nun Sun wirklich entscheiden, ob sie in 10 Jahren noch existieren wollen oder nicht...»
Auch Markus Amrein von der Bison-Gruppe sieht Vorteile für seine Firma: «Für die Kunden ist ein Verschwinden von Konkurrenz meistens nicht ideal, für uns als IT-Dienstleistungsunternehmen bieten solche Konzentrationen langfristig mehr Vorteile als Nachteile. Durch die Konzentration des Know-hows auf wenige, starke Partner entfallen die unzähligen, kostspieligen, auf Hersteller fixierten Zertifizierungen.»

«Fusionslähmung»

Doch die meisten fürchten die zwangsläufigen «Fusionswirren». Auch Amrein: «Als Folge der Verunsicherung und der Fusionslähmung wird es während der nächsten 6 bis 9 Monate im Daily Business auch für die HP- und Q-Partner noch schwieriger (als manchmal bisher).» Auch Andreas Kleeb vom Systemintegrator RedIT sieht für einen bestimmten Zeitraum «Chaos» voraus, denn das neue Unternehmen werde stark intern beschäftigt sein. Delec-Chef Jürg Schwarzenbach meint lakonisch: «Es kommt nicht so heraus, wie man sich alles vorgestellt hat. 1+1 gibt kaum 2. Man orientiert sich gegen innen...»

«Grössenwahn»

Zum Teil harsche Antworten gibt es auf die Frage, ob die Reseller die Fusion grundsätzlich begrüssen. Schwarzenbach: «Ich hätte mir besseres vorstellen können.» Reto Hänni von CDC IT: «Ein Elefant mehr wäre nicht nötig gewesen. Purer Grössenwahn.» Patrick Püntener von der Basler Itsystems AG: «Ich begrüsse den Schritt nicht unbedingt, da er wahrscheinlich nicht viel bringen wird. Ausser vielleicht, dass Dell als lachender Dritter einen noch grösseren Vorsprung erhält, was die Kosteneffizienz betrifft.» Gar nicht lustig findet die IT-Megahochzeit auch Stefan Mittner vom Glarner KMU-VAR Glaronia: «Es ist schon erstaunlich, was Topmanager verbrechen können, wenn Ihnen die Ideen ausgehen!» Auch Paul Moser, Inhaber der Grenchener Bemo Computer nimmt kein Blatt vor den Mund: «Ich begrüsse diesen Schritt überhaupt nicht!».

Interessante Techno-Perspektiven

Längerfristig aber trauen die meisten der Befragten «New HP» zu, interessante Produkte zu entwickeln. Stellvertretend für diese Stimmen Andreas Lehmann: «Die Zukunft gehört Itanium / McKinley und mit diesen breiten Schultern wird HP den Markt eindeutig bestimmen – bravo!» Auch Andreas Kleeb glaubt an die technologische Kompetenz von New HP, zeigt aber noch einen weiteren Aspekt der Fusion auf: «Grundsätzlich werden wir einen Lieferanten weniger haben, wir sind aber überzeugt, dass das Produkteangebot der ‘New HP’ hervorragend ist und weiterhin sein wird.
Dieser Zusammenschluss wird aber den Trend zu einer Konkurrenzsituation zwischen Hersteller/Dienstleister und Partnern im Channel noch weiter verschärfen.»
Eine interessante Überlegung zum Schluss noch aus Sursee. Bison-Mann Markus Amrein: «Eine weitere Folge wird wahrscheinlich sein, dass sich IBM nun wohl beeilt Dell ‘einzuverleiben’, um den Abstand zum Konkurrenten nicht kleiner werden zu lassen.» (hc)


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Aus welcher Stadt stammten die Bremer Stadtmusikanten?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER