Der Ostschweizer PC-Hersteller
Prime Computer wird seine Geschäftstätigkeiten per 31. Oktober 2022 einstellen. Dies
berichtet "Inside-IT" mit Bezug auf ein Schreiben an die Prime-Partner, welches auch "Swiss IT Reseller" vorliegt. In der Nachricht geht Prime-CEO Sacha Ghiglione nicht vertieft auf Details der Problematik ein, eines ist jedoch klar: Dem Schweizer Assemblierer ist es während der letzten Jahre nicht gelungen, in die schwarzen Zahlen zu kommen. Heute verfüge man nicht mehr über die notwendigen Investorengelder, um die weiterführende Geschäftstätigkeit zu gewährleisten, wie es im Informationsschreiben weiter heisst. Laufende Bestellungen würden wie gewohnt abgewickelt, doch über das weitere Vorgehen – etwa in Bezug auf Garantiefälle oder den Abverkauf der noch vorhandenen Lagerbestände – gibt es derzeit jedoch keine Informationen.
Die Rechner und Server von Prime wurden in der Schweiz zusammengebaut, weiter hatte Prime stets den Anspruch, klimaneutrale Technologie zu bauen. Trotz der durchaus vorhandenen Beliebtheit der Geräte hatte sich das Geschäftsmodell offenbar nie gewinnbringend umsetzen lassen. Weiter, so der Prime-CEO, haben Probleme in den Lieferketten dem Unternehmen den Aufbau zusätzlich erschwert.
Mit der Sache vertraute Personen aus dem Umfeld von
Prime Computer gaben gegenüber "Swiss IT Reseller" zu Protokoll, dass es mit Prime schon seit geraumer Zeit bergab geht: Bereits Mitte August gab es erste Kündigungen und eine Information an die Mitarbeiter, ausserdem sei bereits da die Produktion gebremst worden. Und auch gegenüber "Inside-IT" gaben anonyme Quellen an, dass der Hausfrieden bereits seit dem Frühjahr 2022 schief hing. Anfragen des Branchenportals liess Prime Computer bisher unbeantwortet.
Prime hatte sich im Frühjahr 2021 für eine indirekte Vertriebsstrategie entschieden und begonnen mit Schweizer Distributoren zusammenzuarbeiten sowie
ein Resellerprogramm ins Leben gerufen. Weiter hatte man auch die Internationalisierung des Unternehmens vorangetrieben und die Aktivitäten auf den restlichen DACH-Raum, UK und im Nahen Osten ausgebaut.
UpdateEin Leser hat nach der Publikation darauf aufmerksam gemacht, dass der Hausfrieden bei Prime bereits seit weitaus längerer Zeit schief hängt als in der ersten Version des Artikels geschrieben. Die Bewertungen auf der Jobbewertungsplattform Kununu unterstreichen dieses Bild: Insgesamt wurden in den letzten Jahren 21 Bewertungen von Prime-Mitarbeitern erfasst, knapp die Hälfte bewegt sich im ungenügenden bis knapp befriedigenden Bereich, während der Grossteil der guten Bewertungen recht konzentriert innerhalb weniger Monate in der zweiten Jahreshälfte 2021 abgegeben wurde. Unter den schlechten Bewertungen finden sich vor allem in der ersten Jahreshälfte 2021 einige Kommentare zu grundlosen und rücksichtslosen Kündigungen und Unzufriedenheit durch hohe Fluktuation.
(win)