Wildtierfotografie ist die grosse Leidenschaft von Patrick Meier, Co-Managing Director und Senior Partner beim SAP-Berater
Innflow. Dabei fasziniert ihn zum einen das gestalterische Element. «Die Fotografie ist ein dankbares Feld, weil man das ganze Leben lang lernen und eigene Stile entwickeln kann», erklärt der 53-Jährige. «Und zum anderen interessieren mich Natur- und Kulturgeschichte als Ganzes sehr.» Dabei haben es ihm Wildtiere und insbesondere alle katzenartigen Tiere speziell angetan. «An Begegnungen mit Wildtieren gefällt mir vor allem, dass oftmals sehr flüchtige und nicht wiederholbare Situationen entstehen. Als Wildtierfotograf sucht man die einzigartige Kombination aus Umgebung, Licht und Verhalten von Wildtieren, wie sie vielleicht noch gar nie beobachtet oder festgehalten werden konnte.»
Zuletzt war Patrick Meier in Indonesien auf einer Tauchreise und davor in der kanadischen Arktis. «Bei der Expedition in die Arktis entstanden aufgrund von Wetter, defekten Maschinen und verlorenen Taschen sieben Tage Verspätung. Dadurch wurde die Zeit im Feld für die Suche nach Polarwölfen dermassen reduziert, dass wir die fotografischen Ziele nicht erreichen konnten.» Als misslungenen Trip sieht Patrick Meier die Reise dennoch nicht. Denn die Wildtierfotografie dient ihm als Ausgleich zu seinem intensiven Arbeitsalltag. «Wildtierfotografie lehrt einen Achtsamkeit, Geduld und Demut. Spezielle Begegnungen mit Wildtieren lassen sich nicht einfach planen und konsumieren. Die meisten Reisen erfordern eine umfangreiche Vorbereitung, die teils Jahre im Voraus beginnt.»
Was für ein Geduldspiel die Wildtierfotografie sein kann, zeigt auch sein Versuch, Jaguare zu fotografieren. «2009 habe ich erstmals damit begonnen, über Jaguare zu recherchieren, und schliesslich eine Reise nach Brasilien arrangieren können. Dort hat es dann etwa drei Wochen gedauert, bis ich ein erstes aussagekräftiges, bedeutungsvolles Bild von einem Jaguar hatte. Auch auf der Suche nach einem Schneeleoparden habe ich schon einige Zeit verbracht, bislang noch mit wenig Erfolg. Und in einem speziellen Waldgebiet in Südindien streift ein schwarzer Leopard durch sein Revier: In den letzten Jahren habe ich etwa 55 Tage dort zugebracht und habe das Tier nicht finden können.»
Ebenfalls hilfreich für den beruflichen Ausgleich ist, dass die Expeditionen häufig in Gebiete führen, die kommunikativ nicht erschlossen sind. «Ich schätze es sehr, hin und wieder etwas Abstand von unserem gesellschaftlichen Gewebe nehmen zu können. Oft beschäftigen wir uns hier intensiv mit Themen, die über einen längeren Zeitraum oder in einem globalen Kontext betrachtet wohl nicht ganz so wichtig sind. Die Abgeschiedenheit in der Wildnis gibt mir Energie und hilft, aus etwas Distanz Prioritäten zu schärfen.» Als nächstes steht im Herbst eine Walking-Safari in Simbabwe auf dem Plan und auch die Expedition in die kanadische Arktis nach Ellesmere Island soll wiederholt werden, wohl aber erst im April 2025 – «ein solches Unterfangen erfordert viel Vorlaufzeit.»
Quereinsteiger in der IT
Angesichts dieser enormen Faszination drängt sich eine Frage auf: Wieso hat Patrick Meier diese Leidenschaft nicht zum Beruf gemacht? Die Antwort ist relativ simpel: «Es gibt einen Running Gag unter Tierfotografen: ‹Wenn du als Wildtierfotograf zu Geld kommen willst, dann musst du deine Kamera verkaufen.› Es gibt nur ganz wenige Tierfotografen, die gut von ihrem Engagement leben können.»
Und so kam es, dass Patrick Meier, der durch seinen Vater bereits in jungen Jahren mit Fotografie in Kontakt kam, beruflich auf eine ganz andere Schiene setzte. Den Berufseinstieg fand er mit einer kaufmännischen Ausbildung im Detailhandel in Zürich. Während ihm seine Vorgesetzen nach der Lehre zu einer militärischen Laufbahn rieten, entschied sich Patrick Meier für einen komplett anderen Weg: Er kaufte gemeinsam mit einem Freund eine Surfschule in Italien und führte diese während drei Jahren. «Ich war damals noch sehr aktiv im Wassersport. Mit der Surfschule habe ich mich das erste Mal selbständig gemacht, wobei von Anfang an klar war, dass das nur für einen begrenzten Zeitraum ist.»
Wieder zurück in der Schweiz wählte er schliesslich ein Arbeitsumfeld im Textilgrosshandel, wo er später die Vertriebsleitung übernahm. «Die Firma verwendete noch Fakturierautomaten und Karteikarten für die Warenbewirtschaftung. Einer meiner ersten Aufgaben war somit die Evaluation eines ERP-Softwaresystems, dessen Implementierung ich als interner Projektleiter begleiten durfte.» Dieses Projekt markierte seinen Einstieg in die IT-Welt, wurde er doch vom Hersteller der Software an Bord geholt. «So bin ich als Quereinsteiger in der Wirtschaftsinformatik gelandet.»
Die anschliessende Tätigkeit bei einem SAP-Beratungsunternehmen liess bei Patrick Meier den Gedanken reifen, dass man die ganze Arbeit rund um SAP noch besser machen könnte. Und so kam es, dass er sich gemeinsam mit Thomas Hottinger und weiteren Kollegen 2004 zum zweiten Mal selbständig machte und das SAP-Beratungshaus
Innflow gründete. «Unser Ziel war es von Anfang an, ein Full Service Provider zu werden – wohlwissend, dass dies ein langer und anspruchsvoller Weg werden würde.» Die ersten Monate seien höchst anspruchsvoll gewesen. Irgendwann kamen dann grössere Aufträge und damit der Durchbruch. «Wichtig für die Entwicklung von Innflow war, dass wir immer frühzeitig auf neue Technologien und Ideen gesetzt haben. Dabei haben wir uns hin und wieder die Nase angeschlagen, in den meisten Fällen wurde diese Strategie aber durch Erfolg bestätigt.» Auch nach 20 Jahren mit demselben Unternehmen ist er sich sicher: «Die Geschicke von Innflow werden mich auf Jahre hinaus beschäftigen.»
Kreativität und Artenschutz
Etwas anderes kommt auch kaum in Frage: «Ich bin mir sicher, dass ich mich in einer Corporate-Umgebung nicht wohlfühlen würde. Denn der unternehmerische Ansporn, den ich frühzeitig in mir entdeckt habe, ist nicht immer kompatibel mit grossen, stark strukturierten Organisationen. Unternehmerische Kreativität ist dort meist nicht sehr gefragt. Viel häufiger geht es darum, Management-Vorgaben präzise umzusetzen.» Gerade diese unternehmerische Kreativität treibt Patrick Meier aber noch immer an. So hat er 2019 mit Intellitraps ein weiteres Unternehmen gegründet. Die Firma entwickelt zusammen mit der ZHAW ein Umweltmonitoring-System. «Die Entwicklung steht gerade in der Abschlussphase vor dem Transfer in die Produktion. Hergestellt werden Fotofallen, die Umweltdaten registrieren. Sie überwachen Gebiete und dokumentieren die An- und Abwesenheit von Tierarten, illegalen Holzschlag oder Wilderei.» Und damit schliesst sich gewissermassen der Kreis zur Wildtierfotografie wieder, setzt er sich doch seit vielen Jahren für das Thema Artenschutz ein. «Wir müssen mehr für eine langfristig intakte Umwelt tun. Gerne würde ich die Geschichten, die ich auf meinem bisherigen Reisen und Expeditionen erleben durfte, in einem Buch festhalten und darin zusammenfassen, wo die Herausforderungen im Artenschutz in unterschiedlichen Ländern und Weltregionen liegen und was wir als Gesellschaft besser machen können, um die Welt besser zu hinterlassen als wir sie angetroffen haben.»
Patrick Meier
Patrick Meier ist mit seiner Familie in Kloten aufgewachsen. Nach der kaufmännischen Ausbildung im Detailhandel führte er während drei Jahren eine Surfschule in Italien, bevor er nach einiger Zeit in Südafrika wieder in die Schweiz kam und für einen Textilgrosshandelsbetrieb tätig war. Über Zwischenstationen bei einem Softwarehersteller und einem SAP-Beratungsunternehmen gründete er 2004 die Firma
Innflow. Patrick Meier lebt mit seiner Partnerin, selbst Artenschutzbiologin, in der Zentralschweiz.
(abr)