Gleich nachdem wir bekannt machten, dass die Oltener MTF-Holding ihre Bilanz beim Konkursamt deponiert hatte, versuchten die Leiter der einzelnen Geschäftsstellen, Öl auf die Wogen zu giessen. Sie seien liquide und profitabel und würden die Geschäfte wie gewohnt weiterführen. So einfach war das allerdings nicht.
Die Aktien der 13 Geschäftsstellen waren nämlich als Sicherheit für einen Kredit an die MTF-Holding bei einem Bankenkonsortium unter der Führung der Bank of Scotland hinterlegt. Die Banken versuchten möglichst viel für diese Aktien herauszuschlagen – während die Altaktionäre und Manager der Geschäftsstellen schnell unter Zeitdruck gerieten. Da waren zum einen die Kunden, zum Beispiel der Bund, die angesichts der zahlungsunfähigen Holding misstrauisch wurden und andererseits die Lieferanten (Distributoren), die sich mit gekappten Limiten von Kreditversicherungen auseinanderzusetzen hatten.
Rettung am Donnerstag
Am vorletzten Donnerstag um 16 Uhr preschte mit MTF Thörishaus/Solothurn die erste Niederlassung mit der Meldung eines erfolgreichen MBOs (Übernahme durch das Management) vor. Mit 42 Mitarbeitenden in Soluthurn und Bern und einem Eigenkapital von 1,8 Mio. Franken übernimmt MTF Thörishaus/Solothurn die bisherige Belegschaft und auch die Kunden.
Später am Abend des gleichen Tages wurden – offensichtlich nach äusserst harten Verhandlungen – die anderen alten Gruppengesellschaften von den Banken zurückgekauft. Damit gibt es nun wieder acht MTFs mit insgesamt 13 Niederlassungen:
Lausanne/Genf
Thörishaus/Solothurn
Olten
Schwerzenbach ZH/Birsfelden/Zug
Schaffhausen
St. Gallen
Triesen FL/Chur
Manno TI
Die Kernkompetenzen der jeweiligen Geschäftsstellen sollen beibehalten werden, man wird also beispielsweise versuchen, den Einstieg ins Storage-Geschäft ohne zentrales «Competence-Center»-Konzept weiterzuführen.Wie die nunmehr unabhängigen acht MTFs zusammenarbeiten werden, wird sich erst zeigen müssen. Sicher ist: von einer Holding unter zentraler Leitung wollen die MTF-Leute nichts mehr wissen...
Konkurs am Freitag
Die Holding hingegen ging am folgenden Freitag Nachmittag definitiv Konkurs, womit sechs Stellen, darunter auch der Posten des CEO Jakob Broger, verloren gingen. MTF-Gründer und «Übervater» May betonte, dass durch den Konkurs der Holding weder Lieferanten noch Mitarbeitende der Geschäftsstellen zu Schaden kamen. Einzig die Aktionäre (Alchemy und die Altaktionäre) und allenfalls das kreditgebende Bankenkonsortium mussten ihre Investitionen ans Bein streichen.
Noch nicht definitiv entschieden ist das Schicksal der beiden Holding-Töchter MTF Feusi Computerschule und MTF E-Solutions (ehemals Imis). Sie sollen als eigenständige Firmen aus der Konkursmasse der Holding herausgelöst und weitergeführt werden. Die Entscheide dürften in den nächsten Tagen fallen. (hc)