Mit dem Partnerprogramm zu mehr Nachhaltigkeit
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Mit dem Partnerprogramm zu mehr Nachhaltigkeit

Mit verschiedenen Initiativen in ihren Partnerprogrammen fördern Hersteller die Investition ihrer Reseller in Nachhaltigkeitsthemen. Als Reseller stellen sich dabei Fragen rund um den Aufwand, Kosten und letztlich auch Nutzen. T&N und ­Thalmann Computer haben den Schritt gemacht und sind heute 4- und 5-Stern-Partner im Amplify-Impact-Programm von HP. Es zeigt sich: Ohne eine gewisse eigene Überzeugung macht man den Schritt wohl nicht. Aber es entstehen durchaus Wettbewerbsvorteile, wenn man das Thema aktiv lebt.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2024/12

     

Wer im Channel Geschäfte machen will, kommt heute kaum noch drumherum, sich mit Nachhaltigkeitsthemen wie Gleichstellung und ökologischem Wirtschaften auseinanderzusetzen. Während viele Unternehmenskunden nur schon für den eigenen ESG-Bericht nachhaltig sein wollen oder müssen, gehören Nachhaltigkeitsthemen auch in öffentlichen Ausschreibungen heute zum Standard. Hersteller und Distributoren kommen ihren Partnern hierfür mit entsprechenden Initiativen im Rahmen ihrer Partnerprogramme entgegen. Ob AWS, Cisco, Microsoft oder SAP – die meisten Hersteller bieten mittlerweile in der einen oder anderen Form Programme, Zertifikate oder sonstige Unterstützung im Bereich Nachhaltigkeit. Und als Reseller hat man damit auch gewissermassen die Qual der Wahl, welche Nachhaltigkeitsinitiativen der verschiedenen Hersteller für die eigene Strategie passen, respektive bei welchen Massnahmen der Hersteller die Investition sinnvoll scheint.

Die beiden Dienstleister Thalmann Computer und T&N sind beide HP-Partner und haben sich für das Programm Amplify Impact des PC-Herstellers entschieden. «HP war mit dem Amplify-Impact-Programm ein Vorreiter im ICT-Bereich», wie Hermann Graf, CEO der T&N Gruppe als Grund angibt. Sowohl die Umsetzbarkeit als auch der richtige Mix von Massnahmen waren laut dem CEO ein tragendes Kriterium für die Entscheidung, um bei Amplify Impact einzusteigen: «Wir haben die Vorgehensweise von HP und die Tools, die sie im Amplify-Impact-Programm bieten, als praxistauglich erachtet, was die Umsetzung einfacher macht. Hewlett Packards umfassender Ansatz, welcher Klimaschutz, Menschenrechte und digitale Chancengleichheit verbindet, war für uns entscheidend.»


Im Fall von Thalmann Computer war laut Inhaber Andreas Thalmann zusätzlich die Nähe zum Hersteller entscheidend. «Wir als traditionell sehr starker HP-Partner haben uns hier sehr bewusst für dieses Programm entschieden und gegen andere Audits, da wir in dieser Rolle auch direkten Einfluss auf die Produkte nehmen können.» Damit, so Thalmann weiter, habe man es selbst in der Hand, in der Produktauswahl und der Beratung den Fokuspunkt selbst zu wählen und neben dem besten Produkt für den Kunden auch das nachhaltigste Produkt zu platzieren.

Das Amplify-Impact-Programm

Die Amplify-Impact-Initiative von HP wurde im Februar 2021 vorgestellt und in der Schweiz dann 2022 als Teil des bestehenden Partnerprogramms von HP lanciert. Amplify Impact umfasst unter anderem Zugang zu Schulungen, Vertriebstools und Marketing-Assets. Weiter gibt’s auch Zertifizierungen, Awards und den HP Amplify Impact Badge für nachhaltig arbeitende Partner – laut Christian Rizzo, Country Manager Channel, HP Schweiz «ein spannendes Differenzierungsmerkmal in der wettbewerbsintensiven Schweizer Channel-Landschaft». Wie der Country Manager weiter ausführt, bietet man den Partnern im Rahmen des Programms weiter Assessments zur Entwicklung der eigenen Nachhaltigkeitsstrategie. «So können sie nicht nur ihre Nachhaltigkeitskompetenz stärken, sondern auch in Projekten und Ausschreibungen punkten.»

Das erklärte Ziel von HP war es beim Launch, bis 2025 die Hälfte aller Partner ins Impact-Programm geholt zu haben und bis 2030 selbst zur nachhaltigsten Tech-Firma der Welt zu werden. Während letzteres Ziel noch etwas in der Ferne liegt, steht der Benchmark für den Partneranteil im Nachhaltigkeitsprogramm vor der Türe. Rizzo: «Global liegt der Anteil der Partner im HP Amplify Impact Programm aktuell bei 49 Prozent. In der Schweiz konnten wir dieses Ziel bereits im Geschäftsjahr 2024 übertreffen: Hierzulande sind bereits 56 Prozent der HP-Partner dem Programm beigetreten.» Ganz allgemein habe das Thema Nachhaltigkeit in der Schweiz aber einen vergleichsweise hohen Stellenwert, wie der Länderchef feststellt. «Und dies spiegelt sich auch in der lokalen Channel-Landschaft.»


HP Schweiz zeigt sich denn auch stolz, innerhalb der Region Zentraleuropa ein Vorreiter zu sein. Die beiden oben bereits zitierten Partner wurden für ihre Nachhaltigkeitsbemühungen prominent geehrt: T&N wurde Mitte 2023 zum ersten Schweizer 4-Sterne-Partner im Amplify-Impact-Programm gekürt, Thalmann Computer hat im April 2024 gar den 5-Sterne-Status erreicht – als erster HP-Partner weltweit.

Der moralische Kompass als Treiber

Aus rein wirtschaftlicher Sicht heisst der Einstieg ins Nachhaltigkeitsthema im ersten Moment: Kosten und Aufwand. Denn direkte finanzielle Incentives sind im Rahmen von Amplify Impact nicht vorgesehen. «Ich halte es aber für falsch, die Fragen rund um Umwelt und Soziales immer mit Geld aufzuwiegen», wie Andreas Thalmann klarstellt – es existiere in seinem Unternehmen eine grundsätzliche Überzeugung, dass ein Engagement in Sachen Umweltschutz und Integration notwendig ist, wie er anfügt. Direkte wirtschaftliche Vorteile sieht er indessen etwa im Bereich Marketing, wo man von der Werbung im Rahmen der Award-Vergabe profitieren konnte.


Auch bei T&N, so CEO Hermann Graf, sei die Nachhaltigkeitsstrategie eine Mischung aus Überzeugung und wirtschaftlichem Denken. Der moralische Kompass spielte dabei eine wichtige Rolle, aber die Nachfrage vonseiten der Kundschaft sei mittlerweile ebenfalls klar spürbar. «Nachhaltigkeit bedeutet unternehmerisches Denken und Handeln – sie stärkt unsere Marke, optimiert Prozesse und senkt langfristig Kosten», so Graf zusammenfassend. Neben dem 4-Sterne-Nachhaltigkeitssiegel im Rahmen des Partnerprogramms hat T&N noch in einen weiteren Nachhaltigkeitsstandard – die Umweltmanagementnorm ISO 14001 – investiert, die laut Graf ebenfalls hilft, sich als Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit fortlaufend zu verbessern.

Wirtschaftliche Vorteile als Bonus

Wer die Arbeit für den Einstieg in ein Nachhaltigkeitsprogramm auf sich nimmt – dazu gleich mehr – profitiert aber durchaus von mehr als nur Karma-Punkten und einem guten Gewissen. «Durch unsere Nachhaltigkeitszertifizierungen profitieren wir von einer gestärkten Marktposition, erweiterten Geschäftsmöglichkeiten und der Anerkennung durch Kunden, die Wert auf Nachhaltigkeit legen», wie Hermann Graf zu Protokoll gibt. Sowohl er als auch Andreas Thalmann beobachten eine deutliche Tendenz im Markt, dass die Nachfrage für Nachhaltigkeitsnachweise bei den Kunden in jüngster Zeit klar angestiegen ist.

Sowohl das Engagement im Rahmen des HP-Partnerprogramms als auch die ISO-14001-Zertifizierungen seien ein entscheidender Faktor bei der Akquise bei T&N, so Graf. «Nachhaltigkeit wird zunehmend zu einem Wettbewerbsvorteil, der uns hilft, neue Geschäftsmöglichkeiten zu sichern und bestehende Kundenbeziehungen zu stärken. Bei einem Kopf-an-Kopf-Rennen kann das Thema Nachhaltigkeit zum Entscheidungskriterium werden.»


Auch Christian Rizzo von HP Schweiz beobachtet, dass man mit der ausgewiesenen Nachhaltigkeitskompetenz in Projekten und Ausschreibungen punkten kann. «Die Kombination aus Kompetenz­aufbau und innovativen Angeboten schafft neue Geschäftschancen und stärkt langfristig die Wettbewerbsfähigkeit der Partner», wie er überzeugt ist. Weiter, so der Country Manager, suchen derzeit viele Schweizer Partner aktiv den Dialog mit der Ländergesellschaft von HP und wünschen Unterstützung, um eigens gesteckte Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

Sowohl Hermann Graf als auch Andreas Thalmann beobachten jedoch auch, dass man nach wie vor noch etwas anschubsen muss, damit das Thema beim Kunden immer ernst genommen wird. «Wir müssen diese Themen immer wieder aktiv anbringen, im ICT-Bereich spricht man immer noch lieber von Bits und Bytes», so Graf. Andreas Thalmann stellt derweil immer wieder fest, dass der Nachhaltigkeitsfaktor in Ausschreibungen zwar verlangt wird, «jedoch leider bei den Bewertungskriterien aktuell noch eine untergeordnete Rolle spielt.»

Mannstunden und andere Investitionen

Die Investition in Nachhaltigkeitsthemen lohnt sich laut Hersteller und Partner also durchaus. Aber wie hoch ist der Einsatz dafür? «Eine rein formale Unterstützung gibt es seitens HP nicht. Als Partner sind wir für die Ausarbeitung der Unterlagen, Ideen und natürlich die Umsetzung der Ziele in Verantwortung», so Andreas Thalmann. Man profitiere aber durchaus von der Erfahrung der Ansprechpartner beim Hersteller, wenn es um Fragen rund um die Umsetzung oder Dokumentation von Massnahmen geht, wie er anfügt.

Im Fall von Thalmann Computer waren für die Auszeichnung zum 5-Sterne-Impact-Partner etwa unterschiedliche Audits notwendig, in denen etwa der eigene Energiebedarf als auch Themen wie Gleichberechtigung und Integration erfasst und dokumentiert werden. Andreas Thalmann: «Die Auszeichnung beziehungsweise die davorstehenden Audits belaufen sich auf circa zwei Mannmonate. Hinzu kommen die zeitlichen Aufwände für den kontinuierlichen Verbesserungsprozess.» Weiter fielen im Rahmen der Bemühungen auch Kosten für Infrastrukturprojekte an – Thalmann nennt etwa die Umstellung der Firmenflotte auf E-Autos, den Umbau des Rechenzentrums auf Restwärmenutzung und den Bau einer Solaranlage.


Bei T&N werden laut Hermann Graf etwa 10 Prozent der Arbeitszeit in Green IT und Nachhaltigkeit investiert. Dies in Form von Schulungen, Projekten und dem Nachhaltigkeitsbericht. «Finanziell entspricht dies einem mittleren fünfstelligen Betrag, der sich unter anderem auf Schulungen, Reportings und die Implementierung nachhaltiger Lösungen verteilt. Diese Investition betrachten wir als strategisch und zukunftsweisend für unser Unternehmen und unsere Kunden.»

Graf betont, bezogen auf das Engagement im Amplify-Impact-Programm aber auch, dass man gewissermassen einen langen Atem braucht: «Im Rahmen des Programms geht es nicht um kurzfristige Incentives oder Projektpreise, sondern um einen langfristigen, strategischen Fokus auf drei zentrale Aspekte: Klimaschutz, Menschenrechte und digitale Chancengleichheit. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit HP und unseren Kunden einen positiven Impact für eine nachhaltigere, gerechtere Zukunft zu erzielen.» (win)


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