Herr Rossi, dieser arme Tropf, träumt vom Glück. Doch in unserer Welt, wo Glück längst ein Geschäftszweig geworden ist, steht er zwischen zwei Fronten: den Geschäftemachern, die ihm «das Glück» in Bonbonpapier verpackt verkaufen wollen, und den Sesselpupsern, die selbst den Anflug von Glück durch endlose Meetings und Prozesse erdrücken. Es ist ein tragikomischer Kampf gegen Windmühlen – Don Quijote der modernen Arbeitswelt.
Die Geschäftemacher – Glück auf Rezept: Da ist die eine Seite, die das Glück als Ware verstanden hat. Workshops, Seminare, Bücher mit Titeln wie «10 Schritte zum Glück» oder «Design Your Life in 24 Hours». Herr Rossi wird eingeredet, dass das Glück jederzeit erreichbar ist, solange er bereit ist, dafür zu zahlen.
«Glück ist machbar», versprechen sie, während sie Powerpoint-Präsentationen mit grinsenden Models zeigen, die in tropischen Paradiesen Cocktails schlürfen. Sie verkaufen Achtsamkeitskurse für gestresste Manager und versichern, dass Purpose das neue Schwarz ist. Herr Rossi, der sich insgeheim immer noch fragt, ob er überhaupt sein Glück sucht oder das Glück, das ihm verkauft wird, zieht seine Kreditkarte. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Doch der Haken: Die Geschäftemacher leben vom Mangel. Wäre Herr Rossi wirklich glücklich, würde niemand mehr ihre Produkte kaufen. Und so bleibt der Kreislauf des «Fast Glücks» bestehen: konsumieren, hoffen, enttäuscht sein, weitersuchen.
Die Sesselpupser – Bremser des Glücks: Auf der anderen Seite sitzt der Sesselpupser. Der vermeintliche Hüter der Ordnung und Prozesse. Der Glücksverhinderer. Im Meetingraum diskutiert er stundenlang über «Kernkompetenzen» und «Synergiepotenziale», während die Luft nach abgestandenem Kaffee riecht.
«Innovation ist wichtig», sagt der Sesselpupser, bevor er mit einer Excel-Tabelle jede Idee zerlegt, die auch nur einen Funken Veränderung verspricht. Herr Rossi hat eine glänzende Vision? «Das war so noch nie vorgesehen.» Er möchte sich persönlich weiterentwickeln? «Haben Sie die Zielvereinbarung gelesen?» Er wagt zu träumen? «Das passt nicht ins Budget.»
Und so resigniert Herr Rossi langsam. Der tägliche Kampf gegen Windmühlen laugt aus, besonders wenn die Windmühlen mit Bürokratie gepanzert sind. Doch wer verliert zuerst? Der Geschäftemacher kann nicht aufgeben – sein Geschäftsmodell basiert auf Herrn Rossis fortwährender Suche. Der Sesselpupser könnte theoretisch gewinnen, denn seine Aufgabe besteht darin, Stillstand zu konservieren. Doch der wahre Verlierer ist Herr Rossi, wenn er irgendwann merkt, dass er im falschen Spiel sitzt. Die Konsequenzen? Die Geschäftemacher feiern Rekordumsätze, die Sesselpupser verteidigen weiterhin ihren Platz im Hamsterrad, und Herr Rossi, nun ja… er sitzt irgendwann auf seiner Couch, leerer als die Slogans in den Broschüren.
Und wer braucht mehr Kraft? Die Antwort ist bitter: Herr Rossi braucht die meiste Kraft. Kraft, um zwischen den Geschäftemachern, die ihn ausnutzen, und den Sesselpupsern, die ihn blockieren, nicht zu verlieren. Kraft, um zu erkennen, dass Glück weder in einem bunten Seminarraum noch in einer genehmigten Budgetzeile liegt.
Vielleicht findet Herr Rossi das Glück am Ende – aber nur, wenn er aufhört zu suchen. Denn die grösste Windmühle, gegen die er kämpft, ist die Illusion, dass das Glück ein Ziel ist, das er erreichen muss. Dabei ist es ein Zustand, den er sich selbst erlauben darf. Und diese Windmühle, die er sich selbst gebaut hat, ist die härteste von allen.