So blickt der Schweizer Channel auf 2025
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So blickt der Schweizer Channel auf 2025

Die jüngste Channel-Umfrage von "IT Reseller" zeigt, dass der Fachkräftemangel etwas an Brisanz verloren hat, doch Margen- und ­Spardruck Reseller, IT-Dienstleister und Systemintegratoren zunehmend belasten.
27. Februar 2025

   

Traditionell und damit auch dieses Jahr zum Jahresanfang möchte "IT Reseller" von den Schweizer IT-Dienstleistern, Resellern und Systemintegratoren jeweils wissen, wie ihr vergangenes Geschäftsjahr verlaufen ist, mit welchen Erwartungen sie auf das kommende Jahr blicken, worauf ihre Investitionen fokussieren werden und wo ihre aktuellen Herausforderungen liegen. Vor allem die Antworten auf die letztgenannte Frage sind dabei immer besonders spannend, spiegeln sie doch direkt den aktuellen Zustand respektive die Stimmungslage des hiesigen Channels wider.

In den vergangenen zwei Jahren dominierte bei den grössten Herausforderungen jeweils das Thema Fachkräftemangel respektive das Finden von qualifiziertem Personal auf dem Arbeitsmarkt. Das ist heuer ein wenig anders, was sicherlich dahingehend gedeutet werden kann, dass sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt ein wenig entschärft hat. Gleichwohl kann längst noch nicht von einer Entspannung gesprochen werden – schliesslich geben über 37 Prozent der Befragten auch bei der jüngsten Umfrage zu Protokoll, dass das Finden von qualifiziertem Personal eine grosse Herausforderung ist.

Die aktuell grössten Herausforderungen jedoch sind der Margendruck sowie der Spardruck auf Kundenseite, dem der Channel versucht, durch Investitionen in Prozessoptimierung und Automatisierung zu begegnen.


Die Fragen zur Umsatzentwicklung 2024 sowie zur Auftragspipeline 2025 zeigen derweil, dass das letzte Jahr auch für die Schweizer ICT-Branche herausfordernder war als die (Boom-)Jahre zuvor, aber auch, dass für das angelaufene neue Jahr ein gewisser Optimismus vorherrscht. Über 46 Prozent der Unternehmen berichten nämlich von einer besser gefüllten Auftragspipeline als im Vorjahr, während das anstehende Auftragsvolumen bei knapp 19 Prozent schlechter ist als vor Jahresfrist. Geteilt wird der Optimismus auch seitens der Hersteller, von denen wir ein knappes Dutzend ab Seite 36 etwas detaillierter zum letzten und zum angelaufenen Jahr befragt haben und dazu, welche Neuerungen sie für ihre Partner 2025 geplant haben. Zuerst aber zur Stimmungslage seitens der Partner.

Noch knapp die Hälfte meldet Mehrumsatz

Dass 2024 auch für die IT-Branche teils durchzogen war, zeigt sich bei der Frage nach den erzielten Umsätzen im vergangenen Jahr, wo die Entwicklung ein gemischtes Bild bei Schweizer IT-Dienstleistern, Resellern und Systemintegratoren zeigt. So verzeichneten 46,5 Prozent der befragten Unternehmen ein Umsatzwachstum. Davon berichteten 20,9 Prozent von einem starken Anstieg um mehr als 10 Prozent, während 25,6 Prozent ein moderates Wachstum von bis zu 10 Prozent meldeten. Knapp ein Drittel der Unternehmen (30,2 Prozent) gab an, dass der Umsatz in etwa unverändert blieb. Vor Jahresfrist gaben im Rückblick auf 2023 noch 67,5 Prozent der Befragten an, einen Umsatzanstieg verzeichnet zu haben, während knapp ein Viertel von gleichbleibendem Umsatz berichtete.

Augenfällig ist bei der aktuellen Umfrage der Anstieg der Unternehmen, die einen Umsatzrückgang melden. Während 2023 nur 8,6 Prozent (davon 4,3 Prozent mit starkem Rückgang) einen Umsatzverlust verzeichneten, stieg dieser Anteil 2024 auf insgesamt 23,3 Prozent (davon 9,3 Prozent mit starkem Rückgang).


Erfreulich dagegen wie eingangs erwähnt sind die Aussichten, abgebildet durch die Frage nach der Auftragspipeline 2025. 46,5 Prozent der befragten Unternehmen berichten von einer Pipeline, die besser gefüllt sei als noch vor einem Jahr, wobei 9,3 Prozent zu Protokoll geben, diese sei um über 10 Prozent besser gefüllt. Vor einem Jahr gaben nur gut 40 Prozent an, die Auftragspipeline sei besser gefüllt. Der Anteil der Unternehmen, die eine gleichbleibende Auftragslage prognostizieren, sank von 45,7 Prozent im Vorjahr auf 34,9 Prozent. Gleichzeitig bleibt der Anteil mit einer verschlechterten Pipeline weitgehend auf Vorjahresniveau. Somit lässt sich festhalten, dass die Ergebnisse auf eine positive Trendwende hindeuten: Mehr Unternehmen sehen ihre Pipeline besser gefüllt, und der Anteil der Unternehmen mit starkem Rückgang bleibt relativ gering.

Spar- und Margendruck

Auch in diesem Jahr wollten wir vom Schweizer Channel wissen, welches aktuell die grössten Herausforderungen für ihr Unternehmen sind, wobei es – ebenfalls eingangs bereits erwähnt – einige Veränderungen im Vergleich mit dem Vorjahr gab. Heuer als grösste Herausforderung genannt wurde der Margendruck mit 41,9 Prozent an Nennungen, wobei diese Belastung im Vergleich zu 2024 (32,6 Prozent) nochmals deutlich zugenommen hat. Ergänzend dazu kommt der Spardruck auf Kundenseite mit 39,5 Prozent als weitere grosse Herausforderung hinzu. Das Finden von qualifiziertem Personal bleibt ein grosses Problem, wobei die Zahl der Nennungen von 58,7 Prozent im Jahr 2024 auf 37,2 Prozent in 2025 zurückging. Gleichzeitig hat der Anteil der Unternehmen zugenommen, die von stornierten Aufträgen oder Projekten betroffen sind, die auf Eis gelegt wurden (34,9 Prozent gegenüber 21,7 Prozent im Vorjahr). Mehr Nennungen erhielt auch der Punkt «Steigende Komplexität», welcher von 27,9 Prozent (Vorjahr 15,2 Prozent) als aktuell grosse Herausforderung genannt wurde. Unverändert herausfordernd für den Channel ist zudem, dass Hersteller immer mehr Direktgeschäfte machen – ein Punkt, der heuer von 25,6 Prozent und letztes Jahr von 23,9 Prozent der Befragten genannt wurde.

Zunehmend als Herausforderung gesehen wird zudem – wenig überraschend – die steigende Cyberkriminalität respektive das Sicherstellen der eigenen IT-Security, dieses Jahr bereits von 16,3 Prozent der Antwortenden genannt (Vorjahr 10,9 Prozent). Ergänzend dazu wollten wir auch wissen, ob die Unternehmen der Befragten in den letzten zwölf Monaten Opfer eines (versuchten) Cyberangriffs wurden, was einer von rund sechs Umfrageteilnehmern bejahten (letztes Jahr knapp einer von acht).


Ebenfalls wissen wollten wir, wie gross der Umsatzanteil ist, den die IT-Dienstleister und Reseller heute in der Cloud respektive mit As-a-Service-Modellen generieren. Hierbei zeigt sich einmal mehr, dass das Mantra der Hersteller und Distributoren, dass man als Reseller auf wiederkehrende Umsätze setzen muss, um auf dem Markt eine Zukunft zu haben, längst noch nicht bei allen Partnern angekommen ist.

So gibt auch bei der aktuellen Umfrage mehr als ein Viertel der Unternehmen zu Protokoll, weniger als 5 Prozent ihres Umsatzes in der Cloud oder mit As-a-Service-Modellen zu machen. Und nur gerade eines von zehn Unternehmen macht bereits mehr als 50 Prozent des Umsatzes auf diesem Weg. Immerhin: Rund die Hälfte der Befragten generiert schon zwischen 11 und 50 Prozent des Gesamtumsatzes mit Cloud- und As-a-Service-Einnahmen.

Prozessoptimierung als Reaktion auf Margen- und Kostendruck

Abschliessend wollten wir von den Schweizer Resellern, IT-Dienstleistern und Systemintegratoren noch wissen, worauf ihre Investitionen in diesem Jahr fokussieren werden. Und hier korrelieren die Antworten recht deutlich mit den Herausforderungen Margen- und Spardruck, denn: Über 50 Prozent der Antwortenden wollen in das Thema Prozessoptimierung investieren – ein deutlicher Anstieg gegenüber den 39,1 Prozent im Jahr 2024. Dazu kommen weitere 30 Prozent, die angeben, in Automatisierung – unter anderem durch Künstliche Intelligenz – Investitionen tätigen zu wollen. Dieser Anteil entspricht in etwa dem Vorjahr, was etwas überraschend ist angesichts der rasanten Entwicklung und der Möglichkeiten im Bereich KI.


Auch die Kundenbindung bleibt 2025 mit 44,2 Prozent der Nennungen wichtig, verliert jedoch leicht an Bedeutung im Vergleich zu 50 Prozent im Vorjahr. Ein weiterer Schwerpunkt bleibt die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden mit 39,5 Prozent (2024: 45,7%). Gleichzeitig bleiben die geplanten Investitionen in Cloud- und As-a-Service-Angebote stabil hoch (37,2% vs. 41,3%). In die Verbesserung der eigenen Infrastruktur wollen in Laufe dieses Jahres derweil 25,6 Prozent investieren – vor Jahresfrist waren es noch 19,6 Prozent. Dafür werden die Investitionen in Rekrutierung etwas zurückgefahren, von 28,3 Prozent auf 18,6 Prozent – ein weiterer Hinweis auf eine leichte Entspannung bezüglich Fachkräftemangel. (mw)


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