'Wir werden zum B2B-Powerhouse für Fachhändler'
Quelle: Office World Trade

"Wir werden zum B2B-Powerhouse für Fachhändler"

Mit der Gründung von Office World Trade fusionieren die drei bekannten Marken Ecomedia, ­Oridis und Papedis. Daniel Zuber, Leiter von Office World Trade, spricht im Interview über die ­Beweggründe der Fusion, die Vorteile für Händler und die Zukunft des Unternehmens.
4. März 2025

   

"IT Reseller": Mit der Fusion von Ecomedia, Oridis und Papedis zu Office World Trade verschwinden drei bekannte Marken aus dem Schweizer Zubehör- und Papeterie-Grosshandel. Warum hat sich die Office World Group für diesen Schritt entschieden?
Daniel Zuber: Für die Kunden und für uns ist das ein wichtiger Schritt in die Zukunft. Die Office World Group fokussiert sich, bekennt sich klar zum indirekten Geschäft und möchte ihre Stärken als gesamte Gruppe noch gezielter für den Schweizer Markt einbringen. Unser Ziel ist es, den Schweizer Grosshandel aktiv mitzugestalten und gleichzeitig effizienter auf die Bedürfnisse unserer Kunden einzugehen. Natürlich haben die Marken Ecomedia, Oridis und Papedis den Markt über viele Jahre geprägt. Doch die Fusion vereinfacht die Strukturen. In der Vergangenheit war es für Mitarbeitende und externe Partner nicht immer sofort ersichtlich, welche Marke für welchen Bereich zuständig ist. Mit Office World Trade schaffen wir eine klare, einheitliche Organisation, die sowohl für Lieferanten als auch für Händler übersichtlicher und effizienter wird.

Nichtsdestotrotz – wie schmerzhaft ist es, sich von diesen etablierten Namen zu trennen?
Das Empfinden ist unterschiedlich. In den letzten fünf bis sieben Jahren hat sich der Markt stark gewandelt, und der Schritt ist eine logische Konsequenz. Dennoch ist es für unsere zahlreichen langjährigen Mitarbeitenden, die eine enge Bindung zu den Marken haben, verständlicherweise ein emotionaler Moment. Gleichzeitig herrscht grosse Zuversicht. Unser Team versteht die verschiedenen Aspekte dieser Weiterentwicklung und sieht die Chancen, die sich daraus ergeben.


Ein Rückblick auf die vergangenen Jahre zeigt, dass Ihr Unternehmen doch mehrere Reorganisationen durchlaufen hat – inklusive Wechseln in der Führung. Kehrt mit der Gründung von Office World Trade nun Ruhe ein?
Office World Trade stellt quasi den letzten Schritt in diesem Transformationsprozess dar. Insbesondere seit der Gründung der Office World Group in der Folge des Joint Ventures vor vier Jahren gab es mehrere strukturelle Anpassungen. Jetzt sind wir optimal aufgestellt, mit einem klaren Fokus von Office World Trade auf den Grosshandel.

Können Sie erläutern, wie Office World Trade innerhalb der Office World Group organisiert ist? Handelt es sich um eine eigenständige Tochterfirma oder lediglich um eine Marke innerhalb der Gruppe?
Die Office World Group fungiert als übergeordnete Dachgesellschaft und umfasst zwei eigenständige Aktiengesellschaften. Zum einen ist das Owiba, die für das B2C- und B2B-Direktgeschäft verantwortlich ist und aus den Marken Office World und Iba besteht. Zum anderen wurde die Office World Trade gegründet, die wie gesagt attraktiver Partner für die B2B-Kunden im Grosshandel ist.

Wenn drei Unternehmen fusionieren, entstehen in der Regel Synergieeffekte, und Doppelspurigkeiten können abgebaut werden. Hat der vollzogene Zusammenschluss auch personelle Konsequenzen?
Nein, direkte personelle Konsequenzen gibt es nicht. In den vergangenen Jahren haben wir uns bereits umfassend schlanker organisiert, insbesondere in Bereichen wie IT oder HR. Dadurch konnten wir bereits Synergien nutzen, sodass die Fusion keinen zusätzlichen Stellenabbau mit sich bringt. Der Zusammenschluss von Ecomedia, Oridis und Papedis ermöglicht es uns, interne Ressourcen gezielter zu bündeln – im Verkauf beispielsweise, wo bislang sehr ähnliche Funktionen unterschiedliche Kundensegmente abgedeckt hatten. Diese Ressourcen und dieses Know-how können wir nun für einen verbesserten Service für die Händler nutzen.
Daniel Zuber
Daniel Zuber ist seit Frühling 2022 für die Office World Group tätig und amtete bislang für die drei Marken Papedis, Oridis und Ecomedia als Leiter Grosshandel und Mitglied der Geschäftsleitung. Zum Unternehmen gestossen ist er von Kundenseite – war er vor seinem Wechsel doch lange Jahre in verschiedenen Funktionen für den MPS-Dienstleister Witzig The Office Company tätig. Seit Anfang März amtet er nun als Leiter Office World Trade.
Wie sieht es mit den bisherigen Standorten aus?
Hier wird es tatsächlich zu einer Veränderung kommen. Zukünftig konzentrieren wir uns auf zwei zentrale Büro-Hubs, wobei Nänikon als Hauptstandort von Office World Trade fungiert und auch unsere Grosshandelsmesse InnoTrade beheimaten wird. Unsere bewährten Logistikleistungen werden wie in der Vergangenheit aus unseren Standorten Nänikon und Aarburg erbracht. Das stärkt unsere Effizienz und erleichtert den Wissenstransfer innerhalb der Organisation.

Werden Mitarbeitende aus Aarburg nach Nänikon wechseln müssen oder umgekehrt?
Ja, das ist eine Folge der Standortkonsolidierung. Die betroffenen Mitarbeitenden erhalten die Möglichkeit und Unterstützung, nach Nänikon respektive Bolligen zu wechseln oder sich beruflich neu zu orientieren.

Wie eng waren die drei Unternehmen vor der Fusion bereits miteinander verbunden – sowohl organisatorisch als auch auf Systemebene? Wie komplex gestaltet sich die Harmonisierung der Strukturen, und wie lange geben Sie sich für das gesamte Integrationsprojekt Zeit?

Viele interne Prozesse, etwa in den Bereichen HR und Stammdatenmanagement, wurden bereits in den letzten Jahren harmonisiert. Ein grosser Vorteil ist, dass wir bereits ein gemeinsames ERP-System nutzen – wenn auch mit unterschiedlichen Mandanten. Das erleichtert den Integrationsprozess erheblich. Die vollständige Harmonisierung aller Systeme erfolgt jedoch schrittweise. Ein sofortiger Systemwechsel würde nicht nur für uns, sondern auch für unsere Kunden erheblichen Mehraufwand bedeuten. Deshalb setzen wir auf eine kontinuierliche Ablösung, sodass der Übergang reibungslos verläuft und für die Händler keine spürbaren Veränderungen entstehen. Was sich hingegen sofort ändert, ist unser Auftritt nach aussen: Wir führen ein modernes Kundenportal ein und überarbeiten die Bestellplattform, um unseren Händlern eine moderne, intuitive Benutzerführung zu bieten.


Wie gross ist Office World Trade insgesamt?
Office World Trade umfasst insgesamt rund 200 Mitarbeitende. Der grösste Anteil – etwa 70 Prozent – ist in der Logistik tätig. Die Logistik bildet das Herzstück unseres Geschäfts, da wir als Grosshändler grosse Warenmengen effizient bewegen und bereitstellen müssen. Darüber hinaus gehören auch Teams aus Marketing, Vertrieb und weiteren zentralen Funktionen zur Organisation.

Welchen Einfluss hat die Fusion auf das Produktportfolio? Wird es grössere Änderungen geben, oder bleibt das Sortiment weitgehend bestehen?
Die Fusion hat keinen direkten Einfluss auf unser Sortiment im Sinne von Sortimentskürzungen. Das gesamte Angebot der Office World Group umfasst rund 60’000 Artikel. Wir bleiben unseren Kernkategorien treu – insbesondere Tinten, Toner, Papier und Büromaterial. Zudem bauen wir gezielt Bereiche wie Technik, Multimedia und das Kreativsortiment weiter aus. Ein zentraler Vorteil der Fusion ist, dass Kundensegmente, die bisher nur auf bestimmte Produktbereiche Zugriff hatten, nun das gesamte Sortiment beziehen können. Beispielsweise könnten Papeteristen künftig vermehrt Technikprodukte beziehen, während Händler aus dem Technikbereich einfacher auf Büromaterial und Kreativprodukte zugreifen können.

Welches Produktsegment von Office World Trade hat den grössten Umsatzanteil, und in welchem Segment sehen Sie das grösste Wachstumspotenzial?
Nach wie vor entfällt der grösste Umsatzanteil auf Tinten und Toner – das war in der Vergangenheit so und dürfte auch künftig so bleiben. Wachstumspotenzial allerdings liegt in anderen Bereichen. Wir setzen verstärkt auf ein vielfältigeres Sortiment rund um Büromaterial, Papier und IT-Technik. Darüber hinaus fokussieren wir uns auf Saisonalität und Kreativsortimente, um unser Angebot gezielt zu erweitern. Ein weiterer wichtiger Bestandteil unseres Geschäfts sind zusätzliche Dienstleistungen. Besonders im Bereich Rack-Jobbing und Merchandising bieten wir unseren Kunden umfassende Services, die weit über den klassischen Grosshandel hinausgehen. Diese Dienstleistungen ermöglichen es unseren Partnern, ihre Sortimente effizienter zu verwalten und den Abverkauf zu optimieren.
Wie viele Händler wird die neu gegründete Office World Trade künftig betreuen? Und wie hat sich die Anzahl der Händler, insbesondere im Papeteriebereich, in den letzten Jahren
entwickelt?

Die Entwicklung der Händlerzahlen hängt stark vom jeweiligen Kundensegment ab. Im Papeterie-Bereich fand in den letzten Jahren eine Marktkonsolidierung statt – kleinere Händler konnten sich nicht halten oder fanden keine Nachfolgelösung. Gleichzeitig haben sich Geschenk- und Spezialitätenshops weiterentwickelt und neue Geschäftsfelder erschlossen. Aktuell gibt es in der Schweiz noch rund 300 aktive Papeterien, die alle in irgendeiner Form zu unseren Kunden zählen. Insgesamt betreuen wir jedoch zwischen 500 und 600 Händler in diesem Segment, da wir auch Zusatzsortimente anbieten.

Und wie entwickelt sich die Gesamtzahl Ihrer Händler?
Über alle Kundensegmente hinweg bleibt die Anzahl der Händler weitgehend stabil. Natürlich gab es einige Marktaustritte und Schliessungen, aber gleichzeitig entwickeln sich Händler weiter, insbesondere im B2B-Bereich, wo wir unsere Partner aktiv dabei unterstützen, neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschliessen und sich dem veränderten Marktumfeld anzupassen.

Sie haben bereits einige Vorteile der Fusion für die Händler genannt. Gibt es darüber hinaus weitere Aspekte, die für Ihre Kunden von Bedeutung sind?

Dank der Fusion werden wir erst recht zum B2B-Powerhouse für die Fachhändler rund ums Büro. Und der persönliche Kundenkontakt bleibt das A und O – wir werden keine anonyme Hotline mit Warteschleifen einführen. Unsere Händler haben weiterhin direkten Zugang zu den jeweiligen Fachbereichen und können auf die gewohnte Expertise unseres Teams zählen. Bereits erwähnt habe ich den erweiterten Zugriff auf das gesamte Sortiment sowie die Optimierung der Bestell- und Endkundenshops, die wir im März durch ein umfassendes Upgrade modernisieren. Zusätzlich setzen wir auf persönliche Beratung und Branchenevents. Eine bewährte Tradition von Papedis war die jährliche Hausmesse, die wir unter dem Namen InnoTrade weiterführen werden. Diese Messe steht allen unseren Händlern offen und bietet eine Plattform, um Neuheiten unserer Hersteller und Lieferanten aus erster Hand kennenzulernen. Die erste InnoTrade findet am 30. und 31. März in Nänikon statt.


Könnte die Fusion für die Händler auch ­Nachteile mit sich bringen? Oder Dinge, die zumindest zu Beginn etwas Geduld erfordern werden?
Grundsätzlich sehe ich keine wesentlichen Nachteile für unsere Händler. Die bestehenden Systeme und Zugriffsrechte bleiben erhalten, und wir führen keine abrupte ERP-Umstellung durch, die den Betrieb beeinträchtigen könnte. Natürlich kann es in einzelnen Bereichen kleinere Anpassungen geben, die vorübergehend zu etwas längeren Bearbeitungszeiten führen könnten. Doch unser Fokus liegt klar darauf, den Übergang möglichst reibungslos zu gestalten und unsere Händler noch besser zu unterstützen. In Summe überwiegen die Vorteile deutlich.

Sie haben bereits das Rack-Jobbing erwähnt. Gibt es weitere Services, die Sie ausbauen oder neu anbieten möchten?
Unser Fokus liegt klar auf der Erweiterung der Rack-Jobbing-Services. Bisher bieten wir diesen Service hauptsächlich für Tinten, Toner und Technikprodukte an. Zukünftig wollen wir ihn auf Büromaterial und weitere Sortimentsbereiche ausdehnen, um unseren Händlern eine noch umfassendere Unterstützung zu bieten.

Office World Trade versteht sich nicht nur als Lieferant, sondern als Full-Service-Dienstleister. Können Sie das ein wenig ausführen?

Für uns bedeutet Full-Service-Dienstleistung, dass wir unseren Kunden weit mehr als nur die Lieferung von Waren bieten. Während ein klassischer Grosshändler lediglich Produkte vertreibt, unterstützen wir unsere Partner auf mehreren Ebenen. Neben der reinen Warenbeschaffung übernehmen wir beispielsweise das Rack-Jobbing, also die Regalpflege direkt in den Läden unserer Händler, was deren Personal entlastet und eine optimale Warenpräsentation sicherstellt. Darüber hinaus bieten wir umfassende Merchandising-Dienstleistungen an, die neben der Regalbestückung auch Verkaufsförderung und Marketingmassnahmen umfassen. Noch einen Schritt weiter geht unser Angebot im Category Management, bei dem wir auf Wunsch das gesamte Artikelsortiment für unsere Kunden managen, die Artikelpflege übernehmen und die optimale Auswahl sicherstellen. So können sich unsere Händler stärker auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, während wir im Hintergrund die Prozesse effizient steuern und optimieren.

Wann genau erfolgt der offizielle Launch von Office World Trade? Wird es eine grosse Eröffnungsfeier geben?
Der offizielle Startschuss ist Anfang März gefallen. Unser Fokus liegt zunächst auf einem reibungslosen Übergang für unsere Kunden und Partner. Wir möchten unsere Energie darauf verwenden, die Abläufe zu optimieren und die Umstellung für unsere Händler so nahtlos wie möglich zu gestalten. Ein wichtiger Moment wird sicher die erwähnte Hausmesse InnoTrade Ende März sein, bei der wir Office World Trade offiziell im Markt präsentieren und unseren Partnern die Neuerungen im persönlichen Austausch näherbringen. (mw)


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