"IT Reseller": 2024 war ein turbulentes Jahr für die Tech-Branche. Wie hat sich Asus Schweiz in diesem herausfordernden Umfeld geschlagen?
Jackie Tai: Trotz der schwierigen Marktbedingungen – nicht nur in der IT-Branche und nicht nur in der Schweiz – können wir auf ein sehr erfolgreiches Jahr zurückblicken. Im Consumer-Laptop-Segment haben wir mit einem Marktanteil von 15 Prozent einen historischen Meilenstein erreicht. Das war nur durch den unermüdlichen Einsatz unseres gesamten Teams und die enge Abstimmung mit unseren Partnern möglich. Die offene Kommunikation und eine klare gemeinsame Strategie waren dafür der Schlüssel. Nur so konnten wir die vielfältigen Herausforderungen meistern und dieses tolle Ergebnis erzielen.
Es gab auch einige personelle Veränderungen bei Asus Switzerland im letzten Jahr, hört man. Können Sie dazu etwas sagen?
Jackie Tai: Mitarbeiterwechsel sind in einem so dynamischen Markt wie unserem an der Tagesordnung. Im vergangenen Jahr haben einige Kollegen neue Herausforderungen angenommen, was wir natürlich respektieren, auch wenn uns ihr Weggang schmerzt. Unser Open Platform Team unter der Leitung von Richard Lea ist seit vielen Jahren personell sehr stabil. Darüber hinaus möchte ich zu Personalthemen nicht weiter ins Detail gehen.
Kommen wir nun zu den Zahlen: Welche kommerziellen Erfolge konnte Asus 2024 in der Schweiz verbuchen?
Jackie Tai: Unser Open-Platform-Bereich ist um beeindruckende 20 Prozent gewachsen und erzielte einen Rekordumsatz von über 50 Millionen Franken. Zu den grössten Wachstumstreibern zählten Displays, Grafikkarten sowie die Integration des NUC-Geschäfts, das wir von Intel übernommen haben. Und im Consumer-Gaming-Segment konnten wir mit über 50 Prozent Marktanteil bei Gaming-Laptops eine fantastische Performance hinlegen.
Richard Lea: Das kann ich nur bestätigen. Mit der NUC-Übernahme haben wir unser Mini-PC-Portfolio enorm gestärkt. Insgesamt macht das B2B-Segment nun 28 Prozent unseres Umsatzes aus, Tendenz stark steigend.
Wie hat sich der Schweizer IT-Markt aus Asus-Sicht insgesamt entwickelt?
Richard Lea: Wir haben bei fast allen Partnern ein gesundes Wachstum verzeichnet, mit einer Ausnahme im Retail-Bereich. Durch die NUC-Akquisition konnten wir auch völlig neue Partner gewinnen, mit denen wir zuvor noch nie zusammengearbeitet hatten. Gleichzeitig gab es eine spürbare Marktkonsolidierung durch Übernahmen und Zusammenschlüsse, etwa von Kbusiness.com und Cancom Schweiz. Der Wegfall von Prodimex schmerzt hingegen, da er eine Lücke in der Romandie hinterlässt.
Jackie Tai
Jackie Tai stiess im August 2023 als Country Head Systems Business Group zu Asus Switzerland. Sie blickt auf eine langjährige Karriere bei Asus zurück – von der Position als Distributor Account Manager am Asus-Hauptsitz in Taiwan bis zuletzt ab 2017 in verschiedenen Positionen in Europa. Sie war in Spanien und danach in Deutschland jeweils als Country Manager für die Bereiche Mobile, Gaming und Consumer PC tätig.
Jackie, 2024 war Ihr erstes komplettes Jahr als Country Head bei Asus Switzerland. Wie fällt Ihr persönliches Fazit aus?
Jackie Tai: Es war ohne Zweifel ein sehr herausforderndes, aber auch ungemein lehrreiches Jahr für mich. Mit der richtigen positiven Einstellung sehe ich aber selbst in Schwierigkeiten immer eine Chance. Wunder gibt es nicht, nur harte, fokussierte Arbeit. Mein Ansatz ist, Probleme strukturiert und konsequent anzugehen, immer nach dem Prinzip «Plan-Do-Check-Act». Mit Disziplin und Ausdauer lassen sich auch grosse Hürden überwinden. Davon bin ich felsenfest überzeugt.
Wie sieht die Strategie von Asus für 2025 aus – ein Thema dürfte sicher KI sein…
Jackie Tai: KI ist in der Tat das zentrale Thema schlechthin, nicht nur für Asus sondern die gesamte IT-Industrie, ja unsere ganze Gesellschaft. Als eines der innovativsten Technologieunternehmen weltweit treiben wir diese Entwicklung federführend voran. Mit dem Vivobook S 14X haben wir, in Kooperation mit Microsoft und Qualcomm, bereits letztes Jahr eines der ersten KI-Notebooks überhaupt lanciert. Dieses Jahr folgten weitere spannende Produkte wie das Expertbook B5 OLED oder das neue Zenbook Pro 14 Duo mit dedizierter KI-Beschleunigung. Durch die neuen RTX-4000-Grafikkarten werden wir die mobile KI-Performance nochmal auf ein völlig neues Level heben.
Richard, wie positioniert sich Ihre Business Group Asus Open Platform in Sachen KI?
Richard Lea: KI ist das grösste Wachstumsfeld in der IT und wir sind technologisch hervorragend aufgestellt. Mit der Integration des NUC-Geschäfts in unser Open-Platform-Portfolio können wir nun ein komplettes, nahtloses Ökosystem anbieten, das von hoch leistungsfähigen Servern für Training und Inference über Edge-Computing bis zu KI-beschleunigten Mini-PCs und Embedded-Lösungen reicht. Es gibt nicht viele Anbieter, die diese Bandbreite aus einer Hand abdecken können.
Was zeichnet Asus in Bezug auf KI besonders aus?
Richard Lea: Wie gesagt einerseits das umfassende Portfolio. Zweitens ist unsere Stärke, dass wir nicht nur die Hardware für sämtliche KI-Workloads liefern, sondern auch die nötige Software und das Systemwissen, um alles nahtlos zu integrieren. Mit unseren Asus AI Edge-Servern, wie dem ESC8000A-E11, bieten wir dedizierte Plattformen für Inference-Aufgaben, etwa in Smart Citys, Fabriken oder dem Retail. Gleichzeitig haben wir mit dem Asus AIO PC E5402 eine leistungsfähige Lösung für Labors und Entwickler, wo es auf iGP- KI-Performance ohne den Overhead klassischer Workstations ankommt. Eine Ebene darunter decken unsere Asus AI Notebooks, Mini-PCs und sogar Mainboards wie die KI-optimierte Pro Z790-A-KI-WIFI alle Client-AI-Szenarien ab. Und ganz unten in der Pyramide ermöglicht das Entwicklungsboard Tinker Edge T mit Nvidia-Jetson-Nano-Modulen völlig neue Edge-AI-Lösungen für Robotik, Drohnen oder digitale Schilder. Das Ganze wird abgerundet durch unseren Expertensupport, der Kunden bei Design, Entwicklung und Implementierung unterstützt.
Richard Lea
Richard Lea ist Managing Director von Asus Switzerland und gleichzeitig Country Head der Open Plaform Business Group. Lea ist seit 16 Jahren für Asus tätig, zunächst als Product Manager – Networking in Grossbritannien. Im Juli 2010 wechselte er zu Asus Schweiz, wo er bis August 2019 als Business Development Manager Various Products (Mainboard, VGA, Display) und teils parallel seit Januar 2013 als Leiter des Open-Platform-Bereichs amtete.
Das klingt äusserst spannend. Was dürfen wir 2025 diesbezüglich Neues für den Schweizer Markt erwarten?
Richard Lea: Ein echtes Highlight sind die neuen NUC-14- und NUC-15-Modelle mit Raptor-Lake-P-Prozessoren und dedizierter Arc-A-Series-Grafik von Intel, die bereits ab März verfügbar sind. Damit heben wir Mini-PCs auf ein völlig neues Level für anspruchsvolle KI- und Content-Creation-Workloads. Gleichzeitig bringen wir mit unserem grossartigen Partner Brack die ESC8000A-E11-Server in den Vertrieb. Und auch im Consumer-Segment werden wir völlig neue Ansätze für Edge AI zeigen – ich sage nur AIoT Glasses. Mehr verrate ich darüber aber noch nicht (lacht).
Welche generellen Trends sehen Sie darüber hinaus für den IT-Markt 2025?
Jackie Tai: Die enge, vertrauensvolle Partnerschaft mit unseren Resellern und Distributoren bleibt ein Schlüsselfaktor. Wir werden unsere Strategie des vergangenen Jahres konsequent fortführen: Den engen Austausch und die Abstimmung suchen, um gemeinsam erfolgreich zu sein. Gerade im B2B-Segment sehen wir enormes Potenzial, nicht zuletzt durch die zunehmende Durchdringung des KMU-Segments durch die grossen Online-Händler.
Richard Lea: Für unsere Partner geht es jetzt darum, proaktiv auf ihre Kunden zuzugehen und sie ganzheitlich bei ihren KI-Initiativen zu unterstützen. Mit unserer einzigartigen Palette an Lösungen können wir ihnen ein starker, vertrauenswürdiger Partner sein – über die gesamte KI-Infrastruktur hinweg. So können auch Reseller mit wenig dedizierter KI-Expertise von diesem Megatrend profitieren und neue Services und Geschäftsmodelle aufbauen.
Zum Schluss möchten wir noch fragen, welche persönlichen Learnings Sie aus dem Jahr 2024 mitnehmen und was Ihre Erwartungen für 2025 sind…
Richard Lea: 2024 stand ganz im Zeichen einer Marktkonsolidierung und stellte Lieferketten und Partnerschaften auf eine harte Probe. Für uns brachte es aber auch viele neue Möglichkeiten. So schmerzhaft der kurzfristige Abschied von Wegbegleitern wie Prodimex ist, entstehen auf der anderen Seite auch spannende neue Partnerschaften. Ich wünsche mir, dass wir 2025 wieder mehr partnerschaftliche Stabilität sehen, ohne dabei an Agilität und Innovationskraft zu verlieren.
Jackie Tai: Ich kann nicht genug betonen, dass der intensive, vertrauensvolle Dialog mit unseren Partnern auch 2025 höchste Priorität geniesst. Wenn wir weiterhin mit einer Stimme sprechen, Pläne abstimmen und konsequent umsetzen, werden wir die ambitionierten Ziele erreichen. Bei aller Technologiebegeisterung geht es am Ende immer um Menschen. Deshalb freue mich sehr darauf, diese menschliche, positive Dynamik mit unserem grossartigen Team und loyalen Partnern in eine spannende Zukunft zu tragen.
(ubi)