Zwar betont das Unternehmen energisch, dass es sich schlicht um eine Optimierung der Kapitalstruktur ohne Effekte auf den Geschäftsbetrieb handle und man mit einem schnellen Abschluss rechne. Das Ziel: Schulden in Höhe von 1,15 Milliarden Dollar abzubauen, die sich aus der Privatisierung des Unternehmens im Jahr 2018, aber sicher auch aus der Akquisition von Unify Ende 2023 ergeben haben. Die Aussenwirkung der Massnahme ist allerdings alles andere als ideal. Es knirscht im Mitel-Gebälk, das Insolvenzverfahren wirft einige Fragen zur Zukunftsfähigkeit des Anbieters auf und weckt nicht zuletzt Bedenken im Channel. Erste Partner haben gegenüber «IT Reseller» bereits beklagt, dass sie nicht genau wissen, wie es mit der Zusammenarbeit weitergeht.
Ohne Zweifel ist es eine weitere Verwerfung im globalen VoIP- und UC-Markt. Einst wurde dieser von den vier (bzw. mit Cisco fünf) grossen Anbietern Avaya, Alcatel-Lucent Enterprise, Mitel und Unify dominiert. Viel übrig geblieben ist von dieser monolithischen Vormachtstellung allerdings nicht. Zum einen haben sich die Anforderungen der Kunden verändert, oft weg von klassischen On-Prem-PBX-Systemen. Zum anderen ist das Wettbewerbsgefüge spätestens seit dem VoIP-Umstieg sukzessive aufgebrochen. Kleinere Soft- und Hosted- beziehungsweise Cloud-PBX-Anbieter wie 3CX, Enreach, Gamma, Peoplefone, Sipcall oder Wildix sorgen auf der einen Seite für Druck, IT-Riesen wie Microsoft und Zoom auf der anderen Seite.
Die schnellen Veränderungen und die neue Marktstruktur bringen viele Unsicherheiten mit sich, auch im Channel verändert sich das TK-Geschäft teils drastisch. Gleichzeitig liegt in der neuen Vielfalt der aufstrebenden Anbieter aber auch eine Chance. Und dass sich für ICT-Dienstleister mit Telefonie und Co. ohnehin nach wie vor gutes Geld verdienen lässt, das beleuchtet auch unser Fokus «Telco-Partnergeschäft» dieser Ausgabe.
Stefan Adelmann, Redaktor, sadelmann@swissitmedia.ch
(sta)